Die Griechen hätten erkannt, dass die Europäer getäuscht werden wollten, so Meier, viele Jahre Professor für Alte Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. "Und damit ist man ja sehr weit gekommen." Dieser Erfolg habe Athen eine Zuversicht verliehen, wie es sie bereits im 5. Jahrhundert gehabt habe. Damals sei "praktisch ein ganzes Reich erworben worden", und auch die wirtschaftlichen Erfolge seien groß gewesen. "Und dann sind sie übermütig geworden", sagte Meier mit Blick auf den Niedergang der Stadt.
Das damalige Demokratieverständnis habe mit dem von heute "fast nichts gemein". In der Antike habe es eine "wirkliche Volksherrschaft" gegeben; politische Entscheidungen seien an Volksversammlungen und das Votum Tausender Bürger gebunden gewesen. Demokratie heute sei etwas "wirklich anderes".
"Griechen Schulden erlassen und rauslassen"
Mit Blick auf das Referendum heute sagte der Althistoriker, die Griechen könnten sich "einiges herausnehmen". Dass nicht auch Deutschland über die Reformpläne der Geldgeber abstimme, zeuge davon, dass es "kein Prinzip der Gleichheit" und dafür eine "große Bevormundung" gebe.
Im Schuldenstreit mit der Europäischen Union plädiert Meier dafür, Griechenland die Schulden zu erlassen und das Land dafür "rauszulassen" aus der Eurogruppe - und es später gegebenenfalls wieder "hereinzulassen".
Er sehe nicht, warum dies zu einem Scheitern des Euros oder gar der EU führen solle. Für "absoluten Unsinn" halte er beide Szenarien. "Europa ist aus vielen Krisen gestärkt herausgekommen, wieso nicht auch aus dieser?"
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