370 Millionen Euro – so viel Steuergeld steht dem Bundesinnenministerium in diesem Jahr zur Verfügung, um den den deutschen Spitzensport zu fördern. Die Athletenvertretung "Athleten Deutschland" fragt jetzt: Mit welchem Ziel passiert das eigentlich?
"Eigentlich haben wir festgestellt: Obwohl diese Debatte so oft eingefordert wurde, wurde sie nie zufriedenstellend geführt", sagt Maximilian Klein. Das soll sich jetzt ändern. Athleten Deutschland hat dafür einen Bericht vorgelegt, Hauptautor ist Klein. Er kommt zu dem Schluss: Die bisherige Rechnung "mehr Geld gleich mehr Medaillen" kann nicht mehr aufgehen. Dafür gebe es ein zu großes globales Wettrüsten im Sport.
Forderung: Auch Leistungssteigerungen belohnen
Die Athletenvertretung fordert daher, dass bei der Geldverteilung auch Leistungssteigerungen belohnt werden sollen, die nicht zu Medaillen führen. Dem Spitzensport würden zudem zwar viele positive Effekte zugeschrieben werden. Zum Beispiel, dass Erfolge dafür sorgen, dass insgesamt mehr Menschen Sport treiben. Für viele dieser Behauptungen gebe es aber kaum wissenschaftliche Belege. "Spitzensport bewirkt nicht automatisch Gutes, nicht zwangsläufig. Dafür braucht es gezielte Strategien", sagt Klein.
Ein möglicher Weg wäre laut Maximilian Klein, dass bei der Mittelvergabe die Verbände mehr Geld erhalten, die das Gemeinwohl stärken. "Dieser undifferenzierte Blick auf eine reine Orientierung nach absoluter Erfolgsmaximierung, dann vielleicht auch noch kumuliert im Medaillenspiegel, der ist eben ja nur bedingt geeignet, die tatsächlichen wohlfahrtsteigernden Potenziale dieser Leistungen der Athletinnen und Athleten zu heben."
Ziel ist eine Grundsatz-Diskussion
Die Athletenvertretung will mit ihrer Analyse eine Grundsatzdiskussion über die deutsche Sportförderung starten. Die Gesellschaft müsse sich darüber verständigen, welche Ziele mit der staatlichen Förderung des Spitzensports erreicht werden sollten. Es brauche einen neuen Gesellschaftsvertrag – oder sogar ein Sportfördergesetz.