Sportökonom Professor Wolfgang Maennig von der Uni Hamburg weist im Dlf-Sportgespräch darauf hin, dass Qualifikationen für die Olympischen Spiele gefährdet sind. Wenn die Corona-Krise noch ein, zwei Monate weitergehe, müssten die Verbände sich Gedanken machen. Amelie Ebert aus dem Präsidium des Vereins Athleten Deutschland macht einerseits eine Unsicherheit unter den Sportlerinnen und Sportlern aus.
Im DOSB werde aber inzwischen darüber gesprochen, wie zum Beispiel Nominierungskriterien gegebenenfalls angepasst werden müssten, wenn Qualifikationsturniere verpasst werden. "Das vermittelt eine große Sicherheit, auch wenn man nicht weiß, wie es weitergeht", so Ebert. Für die bereits Qualifizierten sei es derzeit schwierig, weil man sich nicht darauf verlassen könne, dass geplante Trainingslager stattfinden können. "Wie bereite ich mich vor? Welche Trainingslager kann ich durchführen? In welche Länder kann ich reisen?" Das seien im Moment die entscheidenden Fragen für die Athleten.
Was die Olympischen Spiele betrifft, geht Maennig davon aus, dass sie im Fall einer Absage zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden würden. Für einen finanziellen Schaden müssten zu einem großen Teil Versicherungsgesellschaften aufkommen, so Maennig. Für das IOC würde eine Komplett-Absage erhebliche Verluste bedeuten: "Natürlich würden die Fernsehgesellschaften und die internationalen Sponsoren geltend machen, dass sie für etwas bezahlt haben, das nicht stattfindet."
Münchner SPD-Fraktionschef sieht Fußball-EM nicht gefährdet
Christian Müller, Co-Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat von München, versucht mit Blick auf die Fußball-Europameisterschaft zu beruhigen: "Die EM ist ja noch eine ganze Zeit lang hin." Er persönlich gehe davon aus, dass eine EM-Absage oder -Verlegung wegen des Corona-Virus nach den Erkältungsmonaten keine Rolle mehr spielt. Was Müller für unwahrscheinlich hält: Eine Abschottung wie in Japan, damit die EM stattfinden kann. München ist einer der Austragungsorte für das länderübergreifende Turnier. In Japan sind bis Ende März die Schulen geschlossen und in Sapporo, einem der Austragungsorte für die Olympischen Spiele, sollten die Menschen am Wochenende zuhause bleiben.
"Ich glaube nicht, dass in München akzeptiert würde, dass wochenlang mehr oder minder das öffentliche Leben stillsteht", so Müller. Das Turnier müsse durchgeführt und gleichzeitig das normale Alltagsleben aufrechterhalten werden. Um die Fußballfans macht sich der Politiker keine großen Sorgen: "Das Gemeinschaftsereignis in München ist in jedem Jahr das Oktoberfest, wo sich Massen von Menschen in Bierzelten bewegen." Die Ansteckungsgefahr sei dabei viel größer als bei einer Europameisterschaft.
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