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Athleten-Vertretung
Ungutes Klima im Sportausschuss

Deutschlands Athleten-Vertretung will finanzielle Unterstützung vom Bund. Um das Geld gibt es immer noch Streit. Auch am Dienstag im Sportausschuss des Bundestags. Besonders die Koalitionsparteien CDU/CSU und SPD ernteten Unverständnis.

Von Bianka Schreiber-Rietig |
    Blick von der Tribüne auf Frenzel mit der Fahne und einen Teil der deutschen Mannschaft. Daneben eine Reihe tanzender Frauen.
    Einmarsch der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang (Daniel Karmann / dpa)
    Die Grünen wollen den Verein "Athleten Deutschland e.V." direkt mit 225.000 Euro fördern. Darüber wurde im Sportausschuss auch intensiv diskutiert - letztlich aber lehnten die Koalitionsparteien CDU/CSU und SPD den Antrag ab.
    Der Verein "Athleten Deutschland e.V." war 2017 in Köln von Sportlerinnen und Sportlern gegründet worden, um vom DOSB unabhängiger zu werden. Der DOSB hatte es den Athleten in den vergangenen Jahren schließlich nicht gerade leicht gemacht.
    Fechter Max Hartung und Kanutiin Silke Kassner, Athletensprecher in der DOSB-Athletenkommission.
    Fechter Max Hartung und Kanutiin Silke Kassner, Athletensprecher der DOSB-Athletenkommission (Jessica Sturmberg / Deutschlandradio)
    DOSB fürchtet unkontrollierbare Athleten
    Zunächst tat der DOSB die Vereinsgründung lapidar ab, dann schreckte er aber auf, weil er die Athleten nicht mehr unter Kontrolle zu haben glaubte. Kurz vor ihrer Sitzung erreichte die Sportausschuss-Mitglieder am späten Montagabend eine Stellungnahme des DOSB. Viel Neues stand nicht drin und offenbar war der Entwurf zuvor auch nicht mit den Athletenvertretern diskutiert worden.
    Das Bundesinnenministerium hatte anfangs die Forderungen der Athleten unterstützt und Zahlungen direkt an die Sportlerinnen in Aussicht gestellt. Dass diese Rückendeckung brauchten, darüber waren sich bisher alle Fraktionen einig - spätestens seit Ende Februar, als die Athletenvertreter Silke Kassner und Max Hartung vor dem Sportausschuss Rede und Antwort standen. Zuletzt hatte auch der Parlamentarische Staatssekretär Stephan Mayer im Sportausschuss die 225.000 Euro zugesagt.
    SPD zwischen allen Stühlen
    Die späte Stellungnahme des DOSB war neben juristischen Bedenken nun für einige Koalitionsvertreter offensichtlich eine gute Ausrede, dagegen zu stimmen. Die SPD befindet sich mal wieder zwischen allen Stühlen. Grünen-Politikerin Monika Lazar hofft, "dass sich die SPD gegen ihren Koalitionspartner und den DOSB durchsetzt und bis zur Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses etwas für eine vom DOSB unabhängige Athletenvertretung auf den Weg bringt."
    Auch andere Oppositionsparteien reagierten mit Unverständnis und verärgert auf die Ablehnung. Athleten und DOSB seien gehört und alle Argumente ausgetauscht worden. Zudem seien sich alle Parlamentarier einig gewesen.
    "Dass der Sportausschuss nun den Antrag unserer Fraktion zur Unterstützung des Vereins ‚Athleten Deutschland e.V.‘ abgelehnt hat, ist ein Armutszeugnis", sagt Lazar. Die Grünen-Politikerin betonte: "Glaubwürdigkeit sieht anders aus". Dem stimmt die Linke zu: Der Sportausschuss habe wieder mal eine Chance verpasst, ein "sportpolitisches Zeichen" zu setzen, erklärte der Sprecher des Obmanns der Linken, Andre Hahn.