Der seit zehn Jahren währende Streit um das iranische Atomprogramm hat die Islamische Republik mächtig viel Geld gekostet. Rund 120 Milliarden Dollar liegen eingefroren auf ausländischen Konten; jährlich verliert der Iran knapp 44 Milliarden Dollar durch Öl-Embargo und Handelssanktionen. Nicht zuletzt deshalb strebt Präsident Rohani ein Ende des Konfliktes an.
Repräsentative Umfragen gibt es nicht, doch die Mehrheit der Bevölkerung scheint ein Ende der Sanktionen und der Isolation Irans herbeizusehnen. Zum Bespiel der Händler Amir Hossein. Er pendelt zwischen der iranischen Insel Kish und Dubai:
"Das Leben ist wirklich schwer. Überall stoßen wir auf Sanktionen. Reis zum Beispiel hat noch vor kurzem 12.000 Rial das Kilo gekostet. Heute sind es 60.000."
Von umgerechnet 30 Cent auf 1,5 Euro. Die Lebenshaltungskosten sind seit der Eskalation im Atomstreit deutlich gestiegen. Mit Präsident Rohanis neuem Politikstil habe sich die Stimmung geändert, stellt der Seemann Alireza fest:
"Es ist etwas besser geworden. Früher haben wir lange gebraucht, bis unsere 200 Tonnen fassende Barkasse voll war. Jetzt ist sie nach drei Tagen beladen."
Hassan Rohani braucht den Verhandlungserfolg, will er das Land weiter öffnen und wirtschaftlich voranbringen. Nicht jeder im Land, räumt der 65-Jährige ein, sei mit dem erhofften Abbau der Sanktionen einverstanden:
"Es gibt eine kleine Minderheit, die darüber sehr zornig ist, weil sie dabei etwas zu verlieren haben. Die haben bedauerlicherweise die Sanktionen ausgenutzt und einige Versuche, die Regierung madig zu machen, haben darin ihren Ursprung."
Rohani hat bei vielen Iranern seinen Kredit verspielt
Viele Knüppel sind dem Präsidenten in den vergangenen Monaten von konservativen Hardlinern zwischen die Beine geworfen worden. Vieles, was er an Reformen auf den Weg bringen wollte, musste er zurückstellen.
Der Händler Rostam auf der Golfinsel Kish hält das System als Ganzes für erstarrt und unbeweglich. Auch Hassan Rohani genießt bei ihm keinen Kredit mehr:
"Wir setzen keine Hoffnung mehr auf diesen Herrn. Was Herr Rohani versprochen hat, hat er nicht eingelöst. Die Leute rechnen mit keiner positiven Überraschung mehr."
Roozbeh Alibabadi sieht das anders. Er organisiert auf Kish die gerade laufende Luftfahrt-Ausstellung:
"Mehr ausländische Firmen denn je nehmen diesmal teil. Unsere Beziehungen zur internationalen Luftfahrtindustrie sind sehr intensiviert worden. Ich glaube, diese Entwicklung in unserer Wirtschaft kann nicht gestoppt werden. Sie steht über den politischen Entwicklungen."
Wahrscheinlich ist es für eine derart gewagte Aussage noch viel zu früh. Täglich melden sich im Iran konservative Kräfte zu Wort, die Verrat wittern. Für Hassan Rohani wäre ein guter Abschluss die politische Überlebensgarantie - falls Revolutionsführer Ali Khamenei, der wirklich starke Mann Irans, sie denn auch absegnet.