Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) forderte von der belgischen Regierung die sofortige Stilllegung des Atomkraftwerks Tihange in der Nähe von Lüttich. Die belgische Regierung müsse alle Betriebsgenehmigungen zurücknehmen, erklärte der BBU in Bonn. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Oliver Krischer, meinte, der Weiterbetrieb der "Schrottreaktoren" sei Russisch-Roulette. Der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel meldete sich über Twitter und verlangte von der Bundesregierung "Abschaltgespräche" mit Belgien aufzunehmen. Die grenzüberschreitende Initiative "Stoppt Thiange" sammelte nach eigenen Angaben bis Anfang Dezember mehr als 164.000 Unterschriften.
Keine Gefahr für die Bevölkerung
Am Freitagabend hatte sich der Reaktorblock 1 des Kernkraftwerks nach einem Brand im nicht-nuklearen Bereich automatisch abgeschaltet. Die Feuerwehr habe die Lage schnell unter Kontrolle gehabt, teilte der Betreiber Electrabel mit. Der Zwischenfall habe keine Auswirkungen auf die Arbeiter, die Bevölkerung oder die Umwelt. Es liefen Ermittlungen nach der Brandursache.
Immer wieder Zwischenfälle
Die Anlage rund 70 Kilometer westlich von Aachen steht seit längerem in der Kritik. Reaktorblock Tihange 2 war erst vor Kurzem - trotz vehementen Protests aus Deutschland - wieder ans Netz gegangen. Er wurde zuletzt im März 2014 abgeschaltet, nachdem Haarrisse am Reaktorbehälter entdeckt worden waren. Die belgische Nuklearaufsichtsbehörde kam aber zu dem Ergebnis, dass keine Gefahr bestehe. Im September gab es in Tihange 1 Probleme mit einer Wasserpumpe, im vergangenen Jahr brannte es in Block 3.
Laufzeit bis 2025
Der älteste der drei Reaktoren des Atomkraftwerks (Tihange 1) wurde 1975 in Betrieb genommen. Er sollte eigentlich in diesem Jahr vom Netz gehen. Spätestens bis 2025 will sich Belgien ganz von der Atomkraft verabschieden. Anfang Dezember beschloss die belgische Regierung aber eine Laufzeitverlängerung und verwies darauf, dass der Übergang zu den erneuerbaren Energien anders nicht zu schaffen sei.
(fe/tj)