Wir werden nun in den Schacht zum unterirdischen Forschungslabor einfahren, in 500 Meter Tiefe, kündigt Marc-Antoine Martin an. Martin arbeitet für ANDRA, eine seit 1991 unabhängige staatliche Einrichtung für atomare Abfallentsorgung. Er betreut in Bure häufig Besucher: Experten, Politikerdelegationen aus dem Ausland, neugierige Franzosen. Im ostfranzösischen Labor wird das Konzept für ein Endlager für hochstrahlenden Abfall erforscht: im Tongestein, das sich vor 150 Millionen Jahren formierte:
"In 490 Meter Tiefe sind wir mitten drin in der Tongesteinsschicht, die insgesamt 130 Meter misst. Hier wollen wir die Abfälle einlagern, damit sind wir nach oben und nach unten von einer maximalen Schicht Tongestein umringt. Das bildet die Barriere zwischen dem Atommüll und Mensch und Umwelt."
Die betonverstärkten Stollen sind hell erleuchtet, in einem Gang graben Arbeiter mit Maschinen weiter in den Berg hinein. Um die Ecke stehen Messgeräte für unterschiedlichste wissenschaftliche Experimente. Offiziell heißt es, die Endlagerstätte solle nicht im Forschungslabor, sondern irgendwo in direkter Nachbarschaft entstehen. Das Konzept steht schon fest: 40 Meter lange Waben werden ins unterirdische Gestein gebohrt, deren Wände künstlich verstärkt. Roboter werden dann die Abfallkokillen in die Lagerwaben schieben und diese mit Betonpfropfen versiegeln. Das Atommüllgesetz schreibt vor: Die geologische Endlagerung muss zumindest für die ersten einhundert Jahre umkehrbar sein.
Erfahrungen mit der atomaren Endlagerung sammelt Frankreich seit 40 Jahren. 1969 entstand im nordfranzösischen Digulleville das erste Lager für schwach- und mittelstrahlenden Atommüll, direkt neben der Wiederaufarbeitungsanlage la Hague. 1994 wurden die letzten Fässer oberirdisch eingelagert und mit einer mehrere Meter dicken Schicht an Erde, Gestein, Bitumen bedeckt. Das Lager, seit 2003 im Überwachungsmodus, wirkt heute wie ein riesiger begrünter Hügel. Auf dessen Spitze stemmt sich Jean-Pierre Vervialle, Direktor der Anlage, gegen die steife Brise vom Meer.
"Wir führen tagtäglich unzählige Messungen zur Überwachung durch. Diese Messungen belegen, dass die radioaktive Strahlung des gelagerten Atommülls um ein Tausendstel unter der natürlichen Umweltstrahlung liegt. Unsere Einrichtung ist also sehr sicher."
Am Entsorgungskonzept hat auch Arsène Saas Jahrzehnte lang mitgearbeitet. Der Ingenieur im Ruhestand gehört weiterhin der deutschen Entsorgungskommission ESK an. Den dortigen Kollegen legt Saas den französischen Plan zur Verwaltung des Atommülls ans Herz. Der teilt die nuklearen Abfälle je nach Strahlenbelastung in fünf Kategorien ein:
"Der Lieferant, sei es der Atomkonzern AREVA, das staatliche Atomkommissariat CEA oder auch der Stromproduzent EDF, muss jeden Müllbehälter genau kennzeichnen. Und die atomare Aufsichtsbehörde ASN entscheidet dann, was wo gelagert wird. Damit verfügen wir über eine Art Vorinventar. Und so etwas wäre auch für die geplante Entsorgung in Deutschland, in Konrad oder andernorts, wichtig."
Das Endlager für hochstrahlenden Müll soll in Frankreich 2013 bei öffentlichen Anhörungen thematisiert werden, 2015 will die Regierung dann den Standort bestimmen.
"In 490 Meter Tiefe sind wir mitten drin in der Tongesteinsschicht, die insgesamt 130 Meter misst. Hier wollen wir die Abfälle einlagern, damit sind wir nach oben und nach unten von einer maximalen Schicht Tongestein umringt. Das bildet die Barriere zwischen dem Atommüll und Mensch und Umwelt."
Die betonverstärkten Stollen sind hell erleuchtet, in einem Gang graben Arbeiter mit Maschinen weiter in den Berg hinein. Um die Ecke stehen Messgeräte für unterschiedlichste wissenschaftliche Experimente. Offiziell heißt es, die Endlagerstätte solle nicht im Forschungslabor, sondern irgendwo in direkter Nachbarschaft entstehen. Das Konzept steht schon fest: 40 Meter lange Waben werden ins unterirdische Gestein gebohrt, deren Wände künstlich verstärkt. Roboter werden dann die Abfallkokillen in die Lagerwaben schieben und diese mit Betonpfropfen versiegeln. Das Atommüllgesetz schreibt vor: Die geologische Endlagerung muss zumindest für die ersten einhundert Jahre umkehrbar sein.
Erfahrungen mit der atomaren Endlagerung sammelt Frankreich seit 40 Jahren. 1969 entstand im nordfranzösischen Digulleville das erste Lager für schwach- und mittelstrahlenden Atommüll, direkt neben der Wiederaufarbeitungsanlage la Hague. 1994 wurden die letzten Fässer oberirdisch eingelagert und mit einer mehrere Meter dicken Schicht an Erde, Gestein, Bitumen bedeckt. Das Lager, seit 2003 im Überwachungsmodus, wirkt heute wie ein riesiger begrünter Hügel. Auf dessen Spitze stemmt sich Jean-Pierre Vervialle, Direktor der Anlage, gegen die steife Brise vom Meer.
"Wir führen tagtäglich unzählige Messungen zur Überwachung durch. Diese Messungen belegen, dass die radioaktive Strahlung des gelagerten Atommülls um ein Tausendstel unter der natürlichen Umweltstrahlung liegt. Unsere Einrichtung ist also sehr sicher."
Am Entsorgungskonzept hat auch Arsène Saas Jahrzehnte lang mitgearbeitet. Der Ingenieur im Ruhestand gehört weiterhin der deutschen Entsorgungskommission ESK an. Den dortigen Kollegen legt Saas den französischen Plan zur Verwaltung des Atommülls ans Herz. Der teilt die nuklearen Abfälle je nach Strahlenbelastung in fünf Kategorien ein:
"Der Lieferant, sei es der Atomkonzern AREVA, das staatliche Atomkommissariat CEA oder auch der Stromproduzent EDF, muss jeden Müllbehälter genau kennzeichnen. Und die atomare Aufsichtsbehörde ASN entscheidet dann, was wo gelagert wird. Damit verfügen wir über eine Art Vorinventar. Und so etwas wäre auch für die geplante Entsorgung in Deutschland, in Konrad oder andernorts, wichtig."
Das Endlager für hochstrahlenden Müll soll in Frankreich 2013 bei öffentlichen Anhörungen thematisiert werden, 2015 will die Regierung dann den Standort bestimmen.