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Atommülltransport auf dem Neckar
Eine umstrittene Premiere

Erstmals sollen in Deutschland drei Castor-Behälter mit radioaktiven Brennelementen vom abgeschalteten Kernkraftwerk Obrigheim ins Zwischenlager Neckarwestheim gebracht werden. Umweltschützer halten das für zu gefährlich. Der baden-württembergische Umweltminister aber ist dafür und hat gute Argumente.

Von Thomas Wagner |
    Ein für einen Castortransport vorgesehenes Transportschiff fährt am 26.06.2017 in der Nähe des Atomkraftwerks in Neckarwestheim (Baden-Württemberg) auf dem Neckar.
    Ein für einen Castortransport vorgesehenes Transportschiff fährt in der Nähe des Atomkraftwerks in Neckarwestheim (Baden-Württemberg) auf dem Neckar. (dpa/picture-alliance/Marijan Murat)
    Wahrscheinlich wird das Frachtschiff "Lastdrager 40" mit den beiden Schubbooten "Edda" und "Ronja" heute nicht mehr in Obrigheim ablegen, um wie geplant drei Castoren mit radioaktiven Brennelementen 50 Kilometer auf dem Neckar zu transportieren zum Zwischenlager Neckarwestheim.
    Der Verladevorgang der Castoren, der alleine vier bis fünf Stunden dauere, habe noch nicht einmal begonnen, teilte ein Sprecher des BUND Baden-Württemberg am späten Vormittag mit. Dort rechnete man in den frühen Morgenstunden des Mittwochs mit dem umstrittenen Transport – umstritten deswegen, weil der BUND, aber auch das Aktionsbündnisses "Neckar castorfrei" und die Stadt Neckarwestheim größte Bedenken hegen: Der Brennelemente-Transport auf dem Neckar sei viel zu gefährlich.
    Viel sicherer wäre es gewesen, ein eigenes, neues Zwischenlager in Obrigheim zu bauen, so ein BUND-Sprecher. Allerdings war es ausgerechnet der grüne baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller, der die Castor-Transporte auf dem Neckar stets befürwortet hat:
    "Das ist eine gute Idee. Ich selbst habe die geboren im Jahre 2006, also sprich zu meinen Oppositionszeiten als Grüner im Landtag."
    Durch den Brennelemente-Transport über den Neckar bedürfe es nämlich keines Zwischenlagers mehr im Uralt-Kernkraftwerk Obrigheim, das bereits 2006 abgeschaltet wurde. Und das sei kein Nachteil, sondern auch aus Sicherheitsgründen eher ein Vorteil, sagt der grüne Umweltminister Franz Untersteller:
    "Das reduziert die Risiken, wenn wir zwei Zwischenlager in Baden-Württemberg haben statt drei. Wir ersparen uns damit über Jahrzehnte hinaus, dass wir ein drittes Zwischenlager atomrechtlich überwachen müssen. Und zwei Anlagen haben logischerweise ein geringeres Risiko als drei Anlagen."