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"Atomstrom bleibt in der Steckdose"

Der Bund der Energieverbraucher hat die Stromkunden ausdrücklich zum Wechsel des Energie-Anbieters ermuntert. Es bestehe kein Risiko für die Versorgungssicherheit, sagte der Vorsitzende des Bundes, Aribert Peters. Er wies jedoch darauf hin, dass auch bei einem Wechsel zu einem Ökostromanbieter weiterhin Atomstrom aus der Steckdose komme.

Moderation: Eva Bahner | 24.07.2007
    Eva Bahner: Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. Herr Peters, ist es denn tatsächlich so, dass sich Ökostrom mittlerweile jeder leisten kann?

    Aribert Peters: Ja, die Mehrbelastung ist nicht besonders hoch. Das hängt jetzt von der, vom Niveau des Anbieters natürlich regional ab. Aber der Aufpreis ist nicht mehr so dramatisch. Es hängt natürlich auch davon ab, welchen Ökoanbieter man jetzt wählt. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um ein Spendenmodell. Das heißt, man zahlt hier freiwillig mehr für den Strom in der Erwartung, dass für diesen Mehrpreis der Stromanbieter dann etwas für erneuerbare Energien tut, was sonst nicht geschehen würde.

    Bahner: Die "taz" hat in ihrer heutigen Ausgabe die Preise in 41 Großstädten verglichen und kommt zu dem Schluss, dass man vielerorts sogar noch sparen kann, wenn man Ökostrom bezieht. Inwieweit hängt denn das Ökostromangebot vom individuellen Wohnort tatsächlich ab?

    Peters: Das Strompreisniveau ist ja in Deutschland sehr unterschiedlich. Man zahlt also in verschiedenen Städten eben unterschiedlich viel für den Strom und je nachdem ist es natürlich auch verschieden rentabel. Auf jeden Fall sollte man als Verbraucher keine Angst haben, überhaupt den Stromanbieter zu wechseln, dabei kann man viel sparen. Und man sollte sich auch überlegen, dass natürlich man zu einem Anbieter wechselt eventuell, der nicht nun mit den Atomkraftbetreibern zusammenhängt. Allerdings sollte man dabei berücksichtigen, dass man von dem Atomstrom nicht loskommt, denn der Atomstrom kommt immer aus der Steckdose, auch wenn man zu einem Ökostromanbieter gewechselt hat. Was man eben wechselt, sind nur die Geldströme. Das heißt, das Geld gibt man dann keinem, das Geld, was man für den Strom bezahlt, gibt man dann keinem Atomkraftbetreiber mehr, sondern jemand, einer kleineren Firma, die eventuell eben etwas für Ökologie tut und keine Atomkraftwerke betreibt.

    Bahner: Das heißt also, für mich als Verbraucher gibt es praktisch gar keine Chance, mich von dem Atomstrom zu verabschieden?

    Peters: Nein, der Atomstrom bleibt in der Steckdose. Die erfreuliche Mitteilung ist, dass wir schon 12 Prozent regenerative Energien haben. Egal, ob man jetzt zu einem Ökostromanbieter wechselt oder nicht. Und noch erfreulicher ist, dass dieser Anteil sehr schnell und dramatisch sogar anwächst. Bis zum Jahr 2013, also in ganzen fünf, sechs Jahren, steigt dann der Ökostromanteil sogar auf über 20 Prozent, auch ohne, dass man auf Ökostrom jetzt wechselt. Denn jeder Stromkunde zahlt ja mit seiner Stromrechnung im Jahr 26 Euro für den Ausbau erneuerbarer Energien. Das ist eine einmalige Regelung in Deutschland und die ist prima und die führt eben dazu, dass erneuerbare Energien wirklich eine Chance haben und sich auch schnell ausbreiten.

    Bahner: Kommen wir noch mal zu dem Stromanbieterwechsel: Wo finde ich denn überhaupt die besten Ökostromanbieter? Welche können Sie da empfehlen als Bund der Energieverbraucher?

    Peters: Man sollte es sich angucken bei dem Anbieter, was jetzt wirklich für den Mehrpreis getan wird, den man für den Strom zahlt. Das muss man sich eben angucken bei dem einzelnen Anbieter. Man muss gucken, wie transparent ist das eigentlich? Was wird mit dem Geld gemacht, was man nun mehr für den Strom zahlt? Da kann man sich eben bei den verschiedenen Anbietern informieren und je nachdem sollte man zu einem Anbieter wechseln, bei dem das besonders plausibel ist. Da würde ich jetzt keinen speziellen empfehlen, aber man sollte sich eben erstens überlegen, dass man überhaupt den Stromanbieterwechsel in Betracht zieht, das ist überhaupt kein Risiko für die Versorgungssicherheit. Also auch wer wechselt, sitzt auf keinen Fall im Dunkeln. Und dann sollte man sich überlegen, wohin wechselt man und dann raten wir auch dazu, jetzt nicht unbedingt zu dem allerbilligsten Anbieter zu wechseln, denn es gibt eine Reihe von Anbietern, die eben sehr unter Einstandspreisen den Strom verkaufen und dann aber unter Umständen Vorauskasse verlangen, finden wir nicht richtig, oder Paketstrom, Strompakete anbieten, finden wir auch nicht richtig, weil es hier an der Preistransparenz und unter Umständen auch an der Verlässlichkeit der Versorgung fehlt.

    Bahner: Zum Wechsel des Stromanbieters und den verschiedenen Ökostromangeboten. Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. Herr Peters, vielen Dank für Ihre Einschätzung.