Die Sondermaschinen kommen aus Düsseldorf oder Karlsruhe und landen am Flughafen in Prishtina. Ihre Ankunftszeit ist auf keiner Tafel vermerkt - und auch die Passagiere sehen müder und abgekämpfter aus als sonst. Meist stand nur wenige Stunden zuvor, mitten in der Nacht, die Polizei vor der Tür.
"Na ja, die haben uns halt Hals über Kopf geschnappt, ins Flugzeug reingesteckt. Jetzt bin ich hier und hab keine Ahnung, was ich machen soll, ehrlich gesagt."
Als kleines Kind ist Qenan nach Deutschland gekommen. 17 Jahre hat er dort gelebt.
"Ich komm aus Weinheim. Ich hab Schule dort gemacht, Freundin, aufgewachsen, ich hab alles in Weinheim gehabt, und jetzt ist alles weg."
Vor dem Flughafengebäude warten auf manche der Rückkehrer Verwandte. Andere bleiben alleine in der prallen Mittagssonne stehen. Wie Familie Abazi: Vater, Mutter und eine 16-jährige Tochter.
"Ich hab niemanden. Nemam nikoga, I have nobody - and I don't know what to say."
Familie Abazi hat 20 Jahre in Deutschland gelebt.
"Hier sehen sie irgendjemanden, der auf mich wartet? Keiner. Sie sehen, ich bin auf der Straße."
Weder Haus, noch Verwandte - für solche Fälle hat die kosovarische Regierung seit dem Rücknahmeabkommen mit Deutschland eine Notunterkunft zur Verfügung gestellt: Ein Hotel, in der Nähe des Flughafens. Die Abazis sitzen in der Hotellobby, umgeben von ein paar Taschen. Das Einzige, was ihnen von ihrem Leben in Deutschland geblieben ist.
"Kann die Seele das alles verkraften? Nach 20 Jahren - wo werden wir zunächst sein? Werden wir überhaupt irgendwo sein, wo man sagen kann, wir sind in Sicherheit?"
Jaksaman Abazi hält sich die Schulter. Vor ein paar Tagen hatte er einen Unfall und sollte heute eigentlich in Deutschland im Krankenhaus operiert werden. Doch trotzdem wurde die Abschiebung vollzogen - vor den Augen der beiden 19-jährigen Söhne, die ein Bleiberecht in Deutschland haben.
"Im 20. Jahrhundert hätte ich nicht im Traum gedacht, dass ich so etwas erleben werde. Ohne eine Existenz, ohne Cent in der Tasche. Warum trennen, statt zu verbinden? Wir reden von Europa. Wir reden von Multikulti-Gesellschaft! Was ist denn Multikulti-Gesellschaft?"
Vom Hotel aus ruft die Familie ihre Söhne an, die sie in Deutschland zurücklassen mussten.
"Eldin? Papa ist hier! Ich bin Papa. Bin in Prishtina gelandet. Mach Dir keine Sorgen. Wie geht's Dir? Was macht ihr? Wie geht's Deinem Bruder?"
Eine Woche lang können die Abgeschobenen im Hotel bleiben. Wer das Pech hat, aus dem falschen Bundesland zu kommen, steht danach auf der Straße. Nur Abgeschobene aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt können sich an das deutsche Rückkehrerprojekt URA wenden. Sechs Monate lang gibt es dort Mietzuschüsse und - mit etwas Glück - einen subventionierten Arbeitsplatz. Doch spätestens danach stehen auch diese Rückkehrer oft vor dem Nichts: ohne Haus, in einem Land, in dem die offizielle Arbeitslosigkeit bei 40 Prozent liegt, unter Roma nahezu bei 100 Prozent. Einer neue Studie des UN-Kinderhilfswerks Unicef zufolge ist die Armut unter Rückkehrerfamilien sogar noch größer als im Rest der Bevölkerung. Ein weiteres alarmierendes Ergebnis der Studie: Drei von vier Kindern gehen im Kosovo nicht mehr zur Schule. Für Isen Bobaj, der seit einigen Jahren für ein Rückkehrer-Projekt der Arbeiterwohlfahrt Bremerhaven arbeitet, kommen diese Ergebnisse nicht überraschend.
"Weil die fühlen nicht als Kosovare, ist klar, er ist dort geboren. Dann normal jeder reagiert, warum bin ich hier? Und die fühlen auch als Deutscher. Weil eigentlich, er denkt, ich bin in Deutschland geboren, ich bin Deutscher - was soll ich hier?"
Tatsächlich verlässt nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR die überwiegende Mehrheit der Abgeschobenen schon bald wieder das Land - wenn nicht nach Serbien, dann wieder illegal zurück nach Deutschland. Auch für Familie Abazi ist die Situation klar.
"Hier bleiben kann ich definitiv nicht, weil ich hab hier nichts."
Als Roma, Muttersprache serbisch, sieht Jaksaman Abazi keine Perspektive im albanisch dominierten Kosovo. Irgendwo in Serbien gibt es noch entfernte Verwandte. Da will die Familien nun hin. Erneut greift er zum Telefon.
"Keiner meldet sich."
"Na ja, die haben uns halt Hals über Kopf geschnappt, ins Flugzeug reingesteckt. Jetzt bin ich hier und hab keine Ahnung, was ich machen soll, ehrlich gesagt."
Als kleines Kind ist Qenan nach Deutschland gekommen. 17 Jahre hat er dort gelebt.
"Ich komm aus Weinheim. Ich hab Schule dort gemacht, Freundin, aufgewachsen, ich hab alles in Weinheim gehabt, und jetzt ist alles weg."
Vor dem Flughafengebäude warten auf manche der Rückkehrer Verwandte. Andere bleiben alleine in der prallen Mittagssonne stehen. Wie Familie Abazi: Vater, Mutter und eine 16-jährige Tochter.
"Ich hab niemanden. Nemam nikoga, I have nobody - and I don't know what to say."
Familie Abazi hat 20 Jahre in Deutschland gelebt.
"Hier sehen sie irgendjemanden, der auf mich wartet? Keiner. Sie sehen, ich bin auf der Straße."
Weder Haus, noch Verwandte - für solche Fälle hat die kosovarische Regierung seit dem Rücknahmeabkommen mit Deutschland eine Notunterkunft zur Verfügung gestellt: Ein Hotel, in der Nähe des Flughafens. Die Abazis sitzen in der Hotellobby, umgeben von ein paar Taschen. Das Einzige, was ihnen von ihrem Leben in Deutschland geblieben ist.
"Kann die Seele das alles verkraften? Nach 20 Jahren - wo werden wir zunächst sein? Werden wir überhaupt irgendwo sein, wo man sagen kann, wir sind in Sicherheit?"
Jaksaman Abazi hält sich die Schulter. Vor ein paar Tagen hatte er einen Unfall und sollte heute eigentlich in Deutschland im Krankenhaus operiert werden. Doch trotzdem wurde die Abschiebung vollzogen - vor den Augen der beiden 19-jährigen Söhne, die ein Bleiberecht in Deutschland haben.
"Im 20. Jahrhundert hätte ich nicht im Traum gedacht, dass ich so etwas erleben werde. Ohne eine Existenz, ohne Cent in der Tasche. Warum trennen, statt zu verbinden? Wir reden von Europa. Wir reden von Multikulti-Gesellschaft! Was ist denn Multikulti-Gesellschaft?"
Vom Hotel aus ruft die Familie ihre Söhne an, die sie in Deutschland zurücklassen mussten.
"Eldin? Papa ist hier! Ich bin Papa. Bin in Prishtina gelandet. Mach Dir keine Sorgen. Wie geht's Dir? Was macht ihr? Wie geht's Deinem Bruder?"
Eine Woche lang können die Abgeschobenen im Hotel bleiben. Wer das Pech hat, aus dem falschen Bundesland zu kommen, steht danach auf der Straße. Nur Abgeschobene aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt können sich an das deutsche Rückkehrerprojekt URA wenden. Sechs Monate lang gibt es dort Mietzuschüsse und - mit etwas Glück - einen subventionierten Arbeitsplatz. Doch spätestens danach stehen auch diese Rückkehrer oft vor dem Nichts: ohne Haus, in einem Land, in dem die offizielle Arbeitslosigkeit bei 40 Prozent liegt, unter Roma nahezu bei 100 Prozent. Einer neue Studie des UN-Kinderhilfswerks Unicef zufolge ist die Armut unter Rückkehrerfamilien sogar noch größer als im Rest der Bevölkerung. Ein weiteres alarmierendes Ergebnis der Studie: Drei von vier Kindern gehen im Kosovo nicht mehr zur Schule. Für Isen Bobaj, der seit einigen Jahren für ein Rückkehrer-Projekt der Arbeiterwohlfahrt Bremerhaven arbeitet, kommen diese Ergebnisse nicht überraschend.
"Weil die fühlen nicht als Kosovare, ist klar, er ist dort geboren. Dann normal jeder reagiert, warum bin ich hier? Und die fühlen auch als Deutscher. Weil eigentlich, er denkt, ich bin in Deutschland geboren, ich bin Deutscher - was soll ich hier?"
Tatsächlich verlässt nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR die überwiegende Mehrheit der Abgeschobenen schon bald wieder das Land - wenn nicht nach Serbien, dann wieder illegal zurück nach Deutschland. Auch für Familie Abazi ist die Situation klar.
"Hier bleiben kann ich definitiv nicht, weil ich hab hier nichts."
Als Roma, Muttersprache serbisch, sieht Jaksaman Abazi keine Perspektive im albanisch dominierten Kosovo. Irgendwo in Serbien gibt es noch entfernte Verwandte. Da will die Familien nun hin. Erneut greift er zum Telefon.
"Keiner meldet sich."