Bislang ging man davon aus, dass Vererbung und traumatische Erlebnisse in der Kindheit für den Ausbruch einer Schizophrenie verantwortlich sind. Doch dieses Schema deckte sich nicht mit den Erfahrungen, die Dolores Malaspina schon als junge Psychiaterin mit etlichen ihrer Patienten und Patientinnen machte. Also suchte sie nach anderen Erklärungsmustern und fand, dass viele von ihnen ältere Väter hatten. In einer großen epidemiologischen Studie konnten sie und ihr Team diesen Verdacht erhärten. Sie nutzte dafür das umfangreiche israelische Bevölkerungsverzeichnis und verknüpfte die Daten von 88.000 Israelis mit dem Melderegister für psychiatrisch Erkrankte. Das war 2001. Inzwischen belegen weitere internationale Untersuchungen mit mehreren 100.000 Teilnehmern diesen Zusammenhang.
"Vor allem bei der Schizophrenie spielt das väterliche Alter eine große Rolle. Wir nehmen an, dass es etwa für ein Viertel aller Erkrankungsfälle verantwortlich ist. Das Risiko steigt ab Mitte Dreißig. Bei Vätern, die 50 Jahre und älter sind, schätzen wir, dass drei von 100 Kindern eine Schizophrenie entwickeln."
Auch Epilepsie und bipolare Störungen kommen bei Kindern älterer Väter häufiger vor. Eine australische Studie fand außerdem einen etwas geringeren IQ, im Unterschied zu Kindern älterer Mütter, die eher überdurchschnittlich intelligent waren. Diese Befunde überraschen. Forscher suchen nun nach den Ursachen.
Es sei gut belegt, dass auch die männlichen Keimzellen altern, sagt Psychiaterin Malaspina. Sie sind es, die für den ständigen Samennachschub sorgen. Dafür müssen sie sich teilen. Bei einem 40-jährigen Mann haben sich die Zellen bereits 600-mal geteilt, beim 50-jährigen schon 840-mal. Dabei können sich Kopierfehler in die DNA, also ins Erbgut, einschleichen, sogenannte Punktmutationen. Ein anderer Erklärungsversuch ist das Imprinting, das heißt das Aus- und Einschalten bestimmter Gene.
"Manche Gene, die vom Vater vererbt werden, beeinflussen das fötale Wachstum, aber auch die Hirnregion, die für die Emotionalität zuständig ist, während die Gene, die von der Mutter vererbt werden, eher das Wachstum begrenzen und einen Einfluss auf die Hirnleistungen haben. Wenn jetzt bestimmte Gene vom Vater ruhiggestellt sind und die von der Mutter nicht oder umgekehrt, dann kann das zu einer normabweichenden genetischen Ausprägung führen."
Auch epigenetische Prozesse, die von Umweltgiften oder psychischen Traumata ausgelöst werden, können sich in die Keimzellen einschreiben. Zusätzlich lässt mit zunehmendem Alter die natürliche Auslese beschädigter Samenzellen nach, sodass sich diese überproportional vermehren können.
"Das Risiko einer 40-jährigen Frau, ein Kind mit Down-Syndrom zu bekommen ist vergleichbar mit dem Risiko eines 40-jährigen Mannes, ein Kind zu zeugen, das schizophren wird. Doch während niemand das Risiko bei der Frau anzweifelt, ignoriert man es beim Mann."
Die biologische Uhr des Mannes tickt. Dass diese Botschaft auch von der Gesellschaft akzeptiert wird, dafür macht sich die New Yorker Psychiatrieprofessorin stark. Nicht, um damit Paare zu entmutigen, sondern damit sie eine informierte Entscheidung treffen und das Kinderkriegen nicht immer weiter aufschieben.
"Vor allem bei der Schizophrenie spielt das väterliche Alter eine große Rolle. Wir nehmen an, dass es etwa für ein Viertel aller Erkrankungsfälle verantwortlich ist. Das Risiko steigt ab Mitte Dreißig. Bei Vätern, die 50 Jahre und älter sind, schätzen wir, dass drei von 100 Kindern eine Schizophrenie entwickeln."
Auch Epilepsie und bipolare Störungen kommen bei Kindern älterer Väter häufiger vor. Eine australische Studie fand außerdem einen etwas geringeren IQ, im Unterschied zu Kindern älterer Mütter, die eher überdurchschnittlich intelligent waren. Diese Befunde überraschen. Forscher suchen nun nach den Ursachen.
Es sei gut belegt, dass auch die männlichen Keimzellen altern, sagt Psychiaterin Malaspina. Sie sind es, die für den ständigen Samennachschub sorgen. Dafür müssen sie sich teilen. Bei einem 40-jährigen Mann haben sich die Zellen bereits 600-mal geteilt, beim 50-jährigen schon 840-mal. Dabei können sich Kopierfehler in die DNA, also ins Erbgut, einschleichen, sogenannte Punktmutationen. Ein anderer Erklärungsversuch ist das Imprinting, das heißt das Aus- und Einschalten bestimmter Gene.
"Manche Gene, die vom Vater vererbt werden, beeinflussen das fötale Wachstum, aber auch die Hirnregion, die für die Emotionalität zuständig ist, während die Gene, die von der Mutter vererbt werden, eher das Wachstum begrenzen und einen Einfluss auf die Hirnleistungen haben. Wenn jetzt bestimmte Gene vom Vater ruhiggestellt sind und die von der Mutter nicht oder umgekehrt, dann kann das zu einer normabweichenden genetischen Ausprägung führen."
Auch epigenetische Prozesse, die von Umweltgiften oder psychischen Traumata ausgelöst werden, können sich in die Keimzellen einschreiben. Zusätzlich lässt mit zunehmendem Alter die natürliche Auslese beschädigter Samenzellen nach, sodass sich diese überproportional vermehren können.
"Das Risiko einer 40-jährigen Frau, ein Kind mit Down-Syndrom zu bekommen ist vergleichbar mit dem Risiko eines 40-jährigen Mannes, ein Kind zu zeugen, das schizophren wird. Doch während niemand das Risiko bei der Frau anzweifelt, ignoriert man es beim Mann."
Die biologische Uhr des Mannes tickt. Dass diese Botschaft auch von der Gesellschaft akzeptiert wird, dafür macht sich die New Yorker Psychiatrieprofessorin stark. Nicht, um damit Paare zu entmutigen, sondern damit sie eine informierte Entscheidung treffen und das Kinderkriegen nicht immer weiter aufschieben.