Archiv


"Auch wenn ich hoffe"

Mit seiner Familie taucht der sechzehnjährige Mosche Flinker in Belgien unter, wird 1944 von Deutschen verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Nur seine Geschwister überleben. Nach dem Krieg entdecken sie die Tagebücher ihres Bruders: Die unter dem Titel "Auch wenn ich hoffe" veröffentlichten Aufzeichnungen legen Zeugnis ab vom Leiden, Hoffen und Bangen der jüdischen Bevölkerung.

Von Angela Gutzeit |
    In den Abendstunden bleibt Mosche Flinker fast immer zu Hause. Draußen auf der Straße ist es für ihn und seine Familie zu gefährlich. Neun Personen zählt diese Familie - die Eltern und sieben Kinder. Die Flinkers sind in Brüssel untergetaucht. Das heißt, sie sind nach ihrer Flucht aus den Niederlanden offiziell in der belgischen Hauptstadt gemeldet - aber eben nicht als Juden, wie es hätte sein müssen.

    Dieses Manöver ist riskant und das wissen sie. Und doch wird immer wieder der Bewegungsspielraum ausgetestet. Lebensmittelmarken müssen besorgt werden. Aber auch auf den Besuch bei befreundeten jüdischen Leidensgenossen wird nicht verzichtet. Mosche, das zweitälteste Kind, wagt sich schon mal weiter vor, besucht ein Café oder geht ins Kino. Der Vater ist vermögend. Der Aktienbesitz konnte nach Belgien überwiesen werden - Voraussetzung für manche Vergünstigung. Noch geht alles gut. Aber die Kraft, dem zunehmenden Druck der Verfolgung zu widerstehen, zehrt an diesen Menschen.

    Wenn Mosche Flinker abends in der Brüsseler Wohnung ausharrt, liest er oder er schreibt. Es sind Schulhefte, die er benutzt. Aber der Sechzehnjährige geht längst nicht mehr in eine reguläre Schule. Er schreibt Tagebuch - vom 24. November 1942 bis etwa Mitte September 1943.

    Dieses Tagebuch ist ein faszinierendes Dokument, aber auch eine schwer erträgliche Lektüre. Der Grund dafür liegt nicht allein im Wissen des Lesers, dass das Leben des Mosche Flinker kurze Zeit später in Auschwitz endet. Es ist diese eigentümliche Spannung zwischen Todeserwartung und Zukunftsplanung, die diese Niederschrift von der ersten bis zur letzten Seite beherrscht. Es gleicht einem Testament, einer Botschaft an die Nachwelt.

    Gleichzeitig aber, gewissermaßen zwischen dem Beginn und dem Abschluss der Notizen, richtet der junge Schreiber intellektuelle und religiöse Bollwerke auf gegen die Leere, die Entwürdigung und die Angst. Und dann - ganz unvermittelt - formuliert er aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz immer wieder kühne Entwürfe für sein späteres Leben.

    Der Tagebuchschreiber geht planmäßig vor. Er will Rechenschaft ablegen über sein tagtägliches Tun. Dies aber auch in Beziehung setzen zu dieser "besonderen Zeit" - wie er schreibt. Mosche Flinker versteht sich als Zeuge und Chronist einer Wendezeit, und um sie zu dokumentieren, bietet er einen wahrlich atemberaubenden analytischen Verstand auf.

    Die Eintragungen datiert er nach dem hebräischen wie dem christlichen Kalender. Zu Beginn stellt Mosche Flinker sich vor und erklärt detailliert die Flucht nach Belgien und gibt Einblick in die prekäre Lebenssituation der Familie. Eva Mattes liest:

    "Auch wenn Belgien genau wie die Niederlande von den Deutschen besetzt ist, haben wir hier nicht so große Angst, da niemand - außer ein paar jüdischen Bekannten - etwas von uns weiß. Deshalb wagen wir es auch, hier ohne 'Stern' herumzulaufen und das zu ignorieren, was 'für Juden verboten' ist. Jeder muss im Besitz eines Ausweises sein, in dem steht, wer er ist, was er tut, wo er wohnt. Wenn man auf der Straße angehalten wird und den Ausweis nicht bei sich hat, erfolgt unverzüglich die Festnahme. Es ist klar, dass es äußerst gefährlich ist, ohne Papiere auf die Straße zu gehen. Deshalb versucht mein Vater alles, um bei der Meldestelle registriert zu werden. Es versteht sich von selbst, dass wir nicht zur Meldestelle gehen und sagen können: 'Hier sind wir!' Deshalb wandte mein Vater sich an einen Geschäftsfreund, dessen Namen er wiederum von einem anderen Bekannten bekommen hatte. So kamen wir zu einer Aufenthaltsgenehmigung für drei Monate. Das kostete natürlich alles sehr viel Geld, aber darauf achtete mein Vater nun überhaupt nicht mehr. Er sagt immer. 'Lass unsere Ersparnisse unser Lösegeld sein.'"

    Mosche Flinker und seine Familie sind tiefreligiöse Juden. Da ihre Lebenswelt immer enger wird, ist für den Jungen das Tagebuch bald der einzige Ort, um sich seiner selbst zu vergewissern und der zunehmenden mörderischen Bedrohung einen Sinn abzutrotzen. In der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde von Brüssel besorgt er sich Lektüre. Er studiert die hebräische Syntax, den Talmud, religiöse Zeitschriften und gewinnt Einblicke in den Chassidismus.

    Chassidismus kommt vom hebräischen Wort Chassidim, "Frommen", und bezeichnet verschiedene, voneinander unabhängige Bewegungen im Judentum. Gemeinsam ist diesen Bewegungen der hohe Standard religiöser Observanz und Moral sowie eine besondere Gottesnähe, die häufig mystische Ausprägung gefunden hat. Es ist kaum zu glauben, welchen Exerzitien sich Mosche Flinker unterwirft, um, wie er schreibt, "seine Seele zu bessern" und sich "geistig zu erheben". Mosche Flinker analysiert Texte auf ihre Brauchbarkeit hin. Er verwirft sie, wenn sie keine Antworten zulassen auf die einzig wichtige Frage, die ihn umtreibt: Was bezweckt der Gott der Juden mit diesem erneuten Martyrium seines Volkes? Das Tagebuch des Mosche Flinker ist im Kern ein Zwiegespräch mit Gott - bei dem er weder sich noch den Allmächtigen schont.

    "Das Elend ist bereits viel größer, als all unsere Sünden es gewesen sein können", gibt er Gott zu bedenken. "Ich bin davon überzeugt, dass kein Jude infolge noch größerer Not reuevoll zu Gott zurückkehren wird, im Gegenteil. Man kann angesichts der großen Not eher auf den Gedanken kommen, dass es keinen Gott auf Erden gibt. Sonst würde er mit seinem auserwählten Volk nicht derartig verfahren."

    Und dann ermahnt er seinen Gott mit den Worten: "Mir scheint, dass die Zeit der Erlösung nun wirklich gekommen ist. Das heißt: wir sind es nun mehr oder weniger wert, erlöst zu werden." Disziplin und Strenge sind aus der abschließenden Bemerkung vom 30. November 1942 herauszuhören: "Morgen werde ich mich noch einmal der Beantwortung dieser letzten Frage widmen."

    Der israelische Historiker Saul Friedländer hat zu diesem Buch ein Vorwort verfasst. Er bemerkt, dass der Tagebuchschreiber so manches Mal an Gottes Gerechtigkeit zweifelt, dass er aber nie seinen Glauben verliert. Das ist wahr! Man kann sogar sagen, je stärker ihn die Leere und Verlassenheit heimsucht, desto intensiver geht er in seinem Glauben auf. Das Tagebuch endet schließlich mit einer Art Litanei, einer flehentlichen Anrufung und Bitte um Erlösung.

    Der israelische Historiker Yehuda Bauer zählt zu den Aktivitäten des jüdischen Widerstands gegen den Holocaust nicht nur den bewaffneten Kampf, den es ja auch, wenn allerdings nur in geringem Maße gegeben hat, sondern selbstverständlich auch die kulturellen, pädagogischen, politischen und religiösen Aktivitäten der Juden in Verstecken, in Ghettos und Lagern - Widerstandsformen, die lange Zeit kaum wahrgenommen beziehungsweise gewürdigt wurden.

    Yehuda Bauer wie auch sein Kollege Saul Friedländer werten deshalb das Tagebuchschreiben als eine individuelle Form des geistigen Widerstands. Gerade Saul Friedländer hat in seiner großartigen Studie "Das Dritte Reich und die Juden" Dutzende Tagebücher von Holocaust-Opfern erstmals ausgewertet und daraus immer wieder zitiert. Den Verfolgten und ihrer Wahrnehmung der Shoa Gehör zu schenken und ihren Beobachtungen historischen Forschungswert zuzuerkennen, das war Friedländer, selbst Holocaust-Überlebender, nicht nur ein persönliches Anliegen. Die Einflechtung der Tagebuchnotizen bildet für ihn ein wesentliches Gestaltungsprinzip der historischen Arbeit über den Holocaust.

    Es soll Hunderte von jüdischen Tagebüchern geben. Etliche wurden bereits publiziert. Anne Frank, Victor Klemperer, Etty Hillesum, Gonda Redlich, Dawid Rubinowicz, Itzhok Rudaszewski - das sind nur ein paar der bekannteren Namen, die der Nachwelt überliefert sind. Fast alle sind in den Konzentrationslagern ermordet worden. Saul Friedländers Auswertung dieser auf Heftseiten, manchmal auch nur auf Zeitungsrändern geschriebenen Notizen hat auffällige Gemeinsamkeiten ergeben.

    Sie schildern das Alltagsleben im Versteck, sie legen Rechenschaft ab über die wenigen Beschäftigungen, die ihnen noch möglich sind. Sie lassen durchblicken, wie zum Beispiel Anne Frank, aber auch Mosche Flinker, dass sie Kenntnisse haben über die Ermordung der Juden im Osten, - um sich dann aber im nächsten Moment wieder den Alltäglichkeiten zuzuwenden. Sie reflektieren über das Schicksal des jüdischen Volkes, über Religion und Geschichte. Und bei nicht wenigen, das ist eine weitere Gemeinsamkeit, weckt die Katastrophe messianische Träume. "Einige Leute glauben", so zitiert Friedländer den Warschauer Tagebuchschreiber Chaim Kaplan, "einen mystischen Beweis von der unmittelbar bevorstehenden Rettung zu haben". Andere begrüßen die Siege Hitlers, da andernfalls wiederum die Juden für jede Niederlage verantwortlich gemacht würden.

    Auch Mosche Flinker denkt so. Der zionistischen Denkweise verpflichtet, presst er der zunehmenden Pein des jüdischen Volkes seit seinem Auszug aus Ägypten einen manchmal kaum noch nachvollziehbaren Sinn ab. Die Kriegs- und Gräueltaten aller am Kriege beteiligten Nationen müssten wohl erst ein Höchstmaß erreichen, so Mosche Flinker, bis die göttliche Erlösung und die Rückkehr ins gelobte Land, Erez Israel, gerechtfertigt sei. Am 12. Februar 1943 notiert er:

    "Man kann ganz klar feststellen, dass der Krieg, der nun in mehreren Ländern geführt wird, mit einer Lösung der Judenfrage enden muss - als gläubiger Jude möchte ich von Erlösung sprechen -, denn soweit ich weiß, ist der Hass auf Juden nie derart öffentlich und giftig gewesen wie jetzt. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass es Deutschland gelingen wird, in Russland vorzurücken und es womöglich vollständig zu besiegen. Nach meinem Empfinden sollte unser Volk die Befreiung nicht von England, Amerika oder Russland erwarten, da wir dann nur wieder in unsere alte Lage zurückkehren werden und dadurch das Leid der Juden erneut beginnen wird. Darum empfinde ich immer Freude, keine echte Freude wohlgemerkt, aber etwas ähnliches, wenn Deutschland einen Sieg erringt und hasse es, wenn die Alliierten triumphieren, denn ich fühle und weiß, dass der Weg zu unserer Erlösung nicht an die Siege der Engländer geknüpft ist, dass der Weg nicht durch russische Erfolge geebnet wird, sondern dass gerade die deutschen Siege den Weg der Erlösung verkürzen. Je öfter die Deutschen siegen, desto schneller kommt der Untergang der unzähligen Feinde Israels. Weder von Russland, noch von einer anderen Nation werden wir befreit werden. Unsere Befreiung kommt einzig durch unseren Gott und von Ihm werden wir von unserem zweitausendjährigen Exil erlöst werden."

    Eine Übereinstimmung mit dem Zionismus findet sich bei Mosche Flinker auch in seiner Aussage, Gott wolle offensichtlich nicht, dass die Juden weiterhin unter den Völkern lebten. Deshalb lasse er sie aus den Häusern holen. Eine Selbstkasteiung schwingt hier mit, die sagen will, das jüdische Volk muss erst sehr viel Leiden ertragen, bevor es Anspruch auf Befreiung hat.

    Mosche Flinkers Mutter drängt offensichtlich immer wieder darauf, das von den Deutschen besetzte Belgien in Richtung der neutralen Schweiz zu verlassen. Der Vater dagegen glaubt an diese Möglichkeit nicht und fühlt sich im belgischen Unterschlupf zumindest eine zeitlang recht sicher. Aber die Schlinge zieht sich zu. Ein belgischer Polizist klingelt an der Tür und will die Familie im Auftrag der Deutschen registrieren. Der zeitliche Aufschub, den sie erreichen, ist gering. Dann wird die befreundete Familie Keller abgeholt. Schließlich trifft es den Synagogen-Diener und seine Familie.

    "Gestern sagte meine Mutter, ich solle zu dem Synagogendiener, den ich bereits einmal erwähnt habe, gehen, um Kleidermarken zu kaufen und, falls er welche haben sollte, auch Brotmarken. Ich machte mich fröhlich auf den Weg, es war warm, die Sonne schien. Als ich bei seinem Haus ankam, klingelte ich einmal, zweimal, dreimal, aber es öffnete niemand. Ich hatte seinen Klingelknopf gedrückt, der für ihn persönlich war. Jetzt versuchte ich es mit der allgemeinen Türklingel und nach dem zweiten Versuch hörte ich jemanden kommen, es wurde geöffnet und eine Frau stand in der Tür. Sie war vollkommen durcheinander. Ich fragte sie, ob die Leute, bei denen ich geläutet hätte, nicht zu Hause seien. Auf Französisch antwortete sie, dass sie gestern gekommen wären, um die Leute abzuholen. 'In einem Auto', sagte sie. Ich war völlig fassungslos, als ich das hörte. Ich hatte das Gefühl, dem Tod direkt in die Augen zu sehen. Ich dachte: 'Wie viel Mühe hatte der Mann sich gegeben, um sich vor den Deutschen zu verstecken und nun ist er, mit Frau und zwei Kindern, abgeholt worden.' Das jüngste Kind war ein vierjähriges Mädchen."

    Mosches Antwort darauf : "Wenn mein Volk leidet, so will auch ich leiden." - Mosche Flinker hat ein oder zweimal mit dem Gedanken gespielt, aus Belgien zu flüchten. Offensichtlich bot sich einmal sogar die Gelegenheit, mit einem Freund das Land zu verlassen. Er hat es nicht getan. Vielleicht ist an dieser Stelle die Überlegung berechtigt, ob der tiefe Erlösungsglaube Mosche Flinkers, der ihm einerseits so viel Halt geboten hat, ihn andererseits jedoch zur Duldung nötigte.

    Um das Ausharren zu ertragen, träumt er von Erez Israel. Er will in die Politik gehen, möchte nichts Geringeres als Staatsmann werden. Er lernt Arabisch mit dem Ziel, vielleicht einmal zur Verständigung beitragen zu können in dem sich anbahnenden Konflikt im Nahen Osten.

    Der Gedankenflug ins Land der Verheißung und der Erlösung hindert Mosche Flinker jedoch nicht daran, sich mit Scharfsinn aktuellen Problemen zu widmen: der Deutung der alltäglichen Schikanen gegen Juden, dem Wesen des Antisemitismus oder dem Geschick der Nationalsozialisten, die Deutschen für sich einzunehmen.

    Im Januar 1943 liest er eine deutsche Zeitung. Ein Artikel berichtet in propagandistischer Absicht über einen deutschen Arbeiter, der sich erleichtert darüber äußert, zwei Jahre nach Hitlers Machtübernahme und nach sieben Jahren Arbeitslosigkeit endlich zu Lohn und Brot gekommen zu sein. Flinkers Kommentar: Der Schurke Adolf Hitler habe sehr genau gewusst, wie er die Deutschen für sich gewinnen könne, und sich damit Ansehen erworben.

    Schließlich wagt er auch eine Prognose über die Zukunft Deutschlands. Nun, fast am Ende seines Tagebuchs angelangt, sieht er das Land seiner Peiniger nicht mehr auf siegreichem Kurs, und die religiösen Deutungsfantasien weichen plötzlich realpolitischen Überlegungen. Der tatsächlichen Nachkriegssituation zwischen Ost und West kommt er damit erstaunlich nahe. Am 3. September 1943 notiert er in sein Tagebuch:

    "Wie ich, so glaube ich, beim letzten Mal schrieb, bringe ich größeres Verständnis für die Politik auf, ich begreife jetzt viel mehr davon als früher. Ich weiß nun, dass Deutschland um seine Existenz als souveränes Reich kämpft. Deutschland wird nach dem Krieg weiter bestehen, doch nicht als freier Staat handeln können, sondern lediglich ein Instrument der Staaten sein, die Deutschland besiegt haben. Bis jetzt war Deutschland eigentlich auch eine Waffe in den Händen der Engländer und Amerikaner, eine Waffe, um die Russen zu schwächen, aber die Engländer und Amerikaner haben sich in der Stärke Russlands getäuscht und jetzt fürchten sie die Russen. Das zeigt sich an den zahlreichen Konferenzen, die ständig von den englischen und amerikanischen Regierungschefs und deren Generalstäben abgehalten werden. Sie treffen sich immer öfter. Man kann die Vorzeichen eines Kriegs zwischen England und Amerika auf der einen Seite und Russland auf der anderen schon erahnen."

    Das Ende des Krieges hat Mosche Flinker nicht mehr erlebt. Am Abend des Passahfestes 1944 verhaften die Deutschen Mosche und seine Familie. Ein jüdischer Denunziant hatte den Weg gewiesen. Der Tagebuchschreiber und seine Eltern werden in Auschwitz ermordet. Wie durch ein Wunder überleben seine sechs Geschwister - und sein Tagebuch, das sie nach dem Krieg in Brüssel entdecken.

    Mosche Flinkers Tagebuchaufzeichnungen beeindrucken durch ihre Reife und ihre anspruchsvollen Visionen. Wie viel Sprachkraft sie besitzen, das zeigt sich oft gerade in seinen Beobachtungen des Alltagsgeschehens. Wie ist es möglich, fragt der Sechzehnjährige einmal, dass hier bei uns das Elend so groß ist und dort, nur wenige Schritte entfernt, die nicht-jüdischen Menschen scherzen und lachen, als wäre die Welt vollkommen in Ordnung.

    Flinker, Mosche: Auch wenn ich hoffe
    Das Tagebuch des Mosche Flinker

    Mit einem Vorwort von Saul Friedländer
    Aus dem Niederländischen von Birgit Erdmann
    Berlin University Press, 170 Seiten, 19,90 Euro