Der sonnennächste Planet Merkur ist kein leichtes Beobachtungsobjekt. Aufgrund seines geringen Abstands zur Sonne entfernt er sich am Himmel nie sehr weit von ihr. Er geht immer erst kurz vor der Sonne auf oder schon bald nach ihr unter.
Zwar lässt er sich mit größeren Teleskopen auch am Taghimmel aufspüren. Am helllichten Tage erscheint der Kontrast von Oberflächendetails jedoch stark geschwächt, und so waren bis in die 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts kaum Einzelheiten der Merkuroberfläche bekannt.
Einer, der es trotzdem immer wieder versucht hat, war der französische Astronom Audouin Dollfus, der heute vor 95 Jahren in Paris geboren wurde. Er hatte sich schon früh für Astronomie interessiert und bereits während des Studiums intensiv an der Pariser Universitätssternwarte in Meudon mitgearbeitet.
Dabei konzentrierte er sich Zeit seines Lebens ganz auf die Erforschung des Sonnensystems, hauptsächlich vom Observatorium auf dem Pic du Midi in den Pyrenäen aus.
1952 legte er eine Merkurkarte vor, die zwar nur schemenhafte Umrisse von Hell- und Dunkelgebieten enthielt, sich aber gut 20 Jahre später als überraschend zutreffend erwies.
Damals übermittelte die amerikanische Raumsonde Mariner 10 erste Nahaufnahmen von Merkur, die – kontrastverstärkt und entsprechend zur Unschärfe verschmiert – eine verblüffende Ähnlichkeit zu den Merkurzeichnungen von Dollfus offenbarten.
Audouin Dollfus, einer der großen Planetenforscher, starb 2010 im Alter von 85 Jahren.