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Auf den Pfaden des Regenwalds

"In 14 Tagen um die Welt" – unter diesem Motto hat der DAAD neun Nachwuchsjournalisten in die Welt hinaus geschickt, um über Studienmöglichkeit im Ausland zu berichten. In Costa Rica besuchte das Team Südamerika eine Forschungsstation im Regenwald.

Von Dorothee Klee |
    Es ist stockdunkel und laut im Regenwald. Mit Kopflampen ausgestattet sind wir mit Witold Lapinski in Tirimbina, im Norden Costa Ricas, unterwegs. Witold ist Doktorand der Universität Ulm und erforscht Jagdspinnen. Mit 14 Jahren hat er seine erste Vogelspinne bekommen und sie im Terrarium beobachtet. Mittlerweile ist die Feldforschung sein Beruf. Seine Devise: je exotischer, desto besser.

    "Die Tiere müssen abhauen können. Prinzipiell müssen sie mich beißen können. Und da muss Action sein, ständig. Und ich muss dabei dreckig werden können."

    Nach Einbruch der Dunkelheit stapft Witold in Gummistiefeln und mit schwerem Rucksack bepackt durch Tirimbina. An 20 Bäumen untersucht er, auf welchen Höhen und damit in welchen Temperaturbereichen die Spinnen und Skorpione leben. Gesellschaft leisten ihm bei seinen Klettertouren höchstens Brüllaffen. Heute Nacht dürfen wir allerdings mit dabei sein.

    Frösche springen über den Weg, Skorpione leuchten im Licht der UV-Lampe neongrün, eine kleine Giftschlange verzieht sich eilig ins Gebüsch. Und auf einmal sitzt eine dicke, fette schwarze Jagdspinne vor uns.

    "Keine Zuckbewegungen und vor allem nicht drauf pusten, weil wenn man pustet, dann hauen sie ab. Komm versuch’s einfach. Gib mal die Hand. Und ganz ruhig bleiben."
    "Huh!"
    "Keine Panik. So, jetzt genieß das mal."
    "Fühlt sich gut an. – Nein, die pinkelt auf mich!"
    "Ja ja, das machen sie öfters, wenn sie Angst haben."

    In ihren Höhlen oder kunstvoll gesponnenen Netzen wirken die Spinnen auf einmal gar nicht mehr bedrohlich oder ekelig.

    Zurück an der Forschungsstation: Es ist kurz vor Mitternacht, auf die Baumkronen fallen leise Regentropfen. Noch bis März wird Witold Nacht für Nacht seinen Jagdspinnen in Costa Rica auflauern. Danach geht es in Deutschland an die Auswertung der Daten, dem – im wahrsten Sinne des Wortes – trockenen Teil der Arbeit.