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Auf der Suche nach dem Öko-Laster

Ob Kleinlaster mit E-Motor oder LKWs mit Euro-6-Motoren - auf der Internationalen Automobil-Ausstellung Nutzfahrzeuge in Hannover setzen Hersteller auf den "Öko-Brummi". Auch weil es in Europas Städten zunehmend Zonen geben wird, die für traditionelle Klein-LKWs mit Dieselmotor gesperrt sind, und ab Dezember 2013 Euro-6-Motoren bei Neuzulassungen verbindlich werden.

Von Thomas Wagner |
    "Jetzt drehen wir den Zündschlüssel rum, hören einen Pieps-Ton. Der Zeiger steht auf Null. Ich geb Gas, ich gebe Strom sozusagen. Wir müssen nur aufpassen, dass wir keine Fußgänger überfahren. Die können mich ja kaum hören."

    Stimmt! Wenn Michael Gutzeit von Mercedes mit dem Elektro-Van auf dem Hannoveraner Messegelände unterwegs ist, gleitet das Fahrzeug nahezu lautlos über den Asphalt. "Zero Emission" steht außen auf den Türen; der Lieferwagen fährt ausschließlich mit Strom. Michael Gutzeit sieht für elektrobetriebene Lieferfahrzeuge gute Zukunftschancen beispielsweise bei Paketdiensten oder im Anlieferverkehr. Denn zunehmend wird es in Europa vor allem in großen Städten Zonen geben, die für traditionelle Klein-LKW's mit Dieselmotor gesperrt sind. So kassiert London bereits saftige Maut-Gebühren für herkömmliche Autos im Stadtzentrum. Das bedeutet einen regelrechten Schub für die Entwicklung von Kleinlastern mit E-Motor; die nämlich sind von der City-Maut befreit. Und das Beispiel macht in Europa immer mehr Schule, weiß Michael Gutzeit:

    "In Stockholm wird's diskutiert. Wir haben's in Rom. Und wir haben noch andere Regionen in Europa, wo das sehr ernst diskutiert wird bis hin zur Limitierung: Mit Abgas keine Chance einzufahren!"

    Doch auch die Hersteller traditioneller Diesel-LKW haben sich, wie ein Blick auf das Messegelände in Hannover zeigt, den "Öko-Brummi" auf ihre Fahnen geschrieben. Das loben selbst diejenigen, die gegenüber dem Güterverkehr auf der Straße kritisch eingestellt sind, wie beispielsweise Dietmar Öliger, Verkehrsreferent beim Naturschutzbund Deutschland:

    "MAN, Mercedes, Scania, Volvo - also die großen Hersteller bieten jetzt schon seit einiger Zeit LKW an mit Euro-6-Motoren. Das ist die neueste Motorengeneration."

    Allerdings: Verbindlich werden Euro-6-Motoren bei Neuzulassungen erst ab Dezember 2013. Und so bewegt sich die Zahl der LKWs, die auf deutschen Straßen mit solchen schadstoffarmen Euro-6-Antrieben unterwegs sind, im einstelligen%bereich. Das ist auch beim Bundesverkehrsministerium bekannt. Und deshalb hat Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer rechtzeitig zur IAA Nutzfahrzeuge angekündigt, für LKW mit Euro-6-Schadstoffnorm eine sogenannte 'Billig-Maut' auf Autobahnen einzuführen, die unter der bisher günstigsten Maut von 14 Cent pro Kilometer liegt. Der Naturschutzbund Deutschland hält zwar die Förderung von Euro-6-LKW grundsätzlich für sinnvoll, kann der Idee einer "Billig-Maut" allerdings nichts abgewinnen. Verkehrsreferent Dietmar Öliger fordert dagegen: Der bisher günstigste Mautsatz von 14 Cent pro Kilometer soll ab Januar 2013 nur noch für die Euro-6-Laster gelten. Für alle übrigen LKW mit höherem Schadstoff-Ausstoß soll sich die Maut dagegen verteuern.

    "Es kann nicht Sinn der Sache sein, dass der Transport auf der Straße, der ja auch eine CO-2-Problematik hat, das also dieser Transport auf der Straße billiger wird. Deshalb darf es die geringste Maut nur für die ganz neuen LKW geben. Alle anderen LKW müssen auf jeden Fall teurer werden und nicht, wie Herr Ramsauer das vorschlägt, im Preis konstant bleiben."

    Das Beispiel zeigt: Beim Ziel, nämlich weniger Schadstoffe als Folge des LKW-Verkehrs, herrscht Einigkeit. Auf der Suche nach dem besten Weg dorthin scheiden sich aber die Geister - und das betrifft nicht nur eine mögliche Umgestaltung der LKW-Maut. Auch die Diskussion um die sogenannten "Gigaliner" mit einer Länge von über 25 Metern und 44 Tonnen Gesamtgewicht kocht in Hannover wieder hoch. Noch vor der IAA Nutzfahrzeuge hatten die beiden Bundesländer Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein gegen einen Testversuch auf Bundesautobahnen ohne ihre Zustimmung Klage eingereicht. Denn mit den Giga-Linern werde noch mehr Güterverkehr auf die Straße gebracht - ein Umwelt-Frevel. Ganz anders dagegen sieht das Yaris Pürsün, Leiter des Mercedes-LKW-Werkes in Wörth: Er misst Giga-Linern sogar eine bessere Öko-Bilanz als herkömmlichen LKW bei:

    "Letztlich ist ja die Idee, dass bei den Giga-Linern oder Lang-LKW die Transporteffizienz erhöht wird. Das heißt: Die CO-2-Produktion pro transportierte Tonne und Kilometer wird schlichtweg besser. Das kann ja nur positiv für die Umwelt sein."