"Wir hätten es ihr schon längst sagen müssen." – " Was hättet ihr mir längst sagen müssen?" – " Du warst für mich immer wie ein eigenes Kind. Ich hab mich in euch beide verliebt - als Doppelpack. Katharina!" – "Ihr habt mich die ganze Zeit belogen. Mich und meinen richtigen Vater auch." – "Ich bin dein richtiger Vater."
Da ist sie auf einmal zerbrochen die Harmonie der spießigen Patchworkfamilie. Ausgerechnet am Weihnachtsabend – natürlich, wann sonst – kommt alles raus. Ein Anruf enthüllt: Katharinas Vater ist nur ihr sozialer Vater. Es gibt aber noch einen leiblichen Vater, einen russischen Matrosen der gar nicht so weit weg ist. Die 12-jährige fällt aus allen Wolken und will gleich weg. Schon gar nicht will sie Erklärungen hören wie diese.
"Der Alexiej war Mechaniker hier in der russischen Kaserne. Aber als die russischen Soldaten endgültig weg waren war er auch weg. Aber du warst da."
Für ihre Reise zu ihrem Vater, zu den eigenen Wurzeln, versichert sie sich noch der Begleitung ihrer 75-jährigen Nachbarin Frau Graumann, gespielt von Andreas Dresens Überraschungsstar in seinem Film "Wolke 9" - Ursula Werner. So kann – die familiären Probleme zu Hause lassend – ein Road-Movie beginnen, ein Film der heiter-ironisch und gelegentlich auch menschelnd von der generationsübergreifenden variantenreichen Suche nach Herkunft und Heimat erzählt. Immer weniger bedeutsam für Katharina werden die Erinnerungen an die heile Welt ihrer vermeintlichen Eltern. Also auf nach Stettin. Von dort hatte der Matrosenvater schließlich angerufen. Das Containerschiff hat den Hafen jedoch längst verlassen, als sie dort eintreffen. Weiter geht’s. Und so wird deutlich, dass sich diese Schicksalsgemeinschaft – die junge und die alte Frau - längst auf eine spirituelle Reise, eine Reise ins Ich begeben haben, in die bisher nur schlecht erkundeten Regionen ihrer Hoffnungen und Wünsche nach Abenteuer und Sinn. In einem Road Movie ist der Weg noch immer das Ziel. Frau Graumann muss noch die Gespenster der Vergangenheit bändigen. Katharina geht natürlich auf eine dieser im Kino so erfolgreichen "Coming of Age"-Reisen. Das Drama des Erwachsenwerdens kündigt sich an. Erste zarte Liebesbanden werden geknüpft und gerade dafür ist es wichtig den Vater endlich zu finden, der mittlerweile nach Danzig entschwunden ist.
"Weißt du wie wir am schnellsten in den Containerhafen kommen könnten." – " Nicht leicht wegen dem Zoll." – " Ich würds nicht mit Dir aushalten als Tochter, aber son Russe."
Die tatsächliche Begegnung mit einem Vater, der kaum etwas weiß von seinem Glück, Vater einer pfiffigen Tochter zu sein, ist natürlich enttäuschend. Aber so ist das eben. Wenn man den Träumen hinterherjagt. Johannes Schmid ist mit diesem Film seiner Profession als Kinderfilmmacher treu geblieben. Mit "Blöde Mütze", einem Kinderdrama um Liebe und Toleranz, hatte er sich 2007 nachhaltig und preisgekrönt als deutscher Filmautor empfohlen. "Wintertochter" verlässt das Genre der Heranwachsenden-Melodramen nicht. Ist aber kein Film mehr allein für das Ghetto der Kinderfilmfestivals. Dem in Deutschland fast in Vergessenheit geratenen Melodram verhilft Schmid zu ganz neuen Tönen. Auch gelingt ihm die schwierige Balance zwischen heiterer Ironie und ernster Gefühlsaufwallung so gut, dass man sich wünschen möchte, irgendjemand würde ihn bald einmal mit einem der großen Stoffe des Genres betrauen, die im Augenblick so niveaulos in den daily-soaps des deutschen Fernsehens versenkt werden. Schuss und Schluss ist ja eine beliebte Lösung für das Ende eines Films. Aber Kuss und Schluss geht auch. Die Liebe ist mehr als eine Himmelsmacht. Das Schicksal offenbart sich auch in kleinsten Dingen und im Kino werden immer noch die großen Katastrophen des Alltags verhandelt. Auch im Deutschen Kino. Das beweist dieser Film und er enthält sogar eine Prise Weisheit.
"Ich weiß überhaupt nicht mehr wo das ist: zu Hause." –
"Ich auch nicht."
Da ist sie auf einmal zerbrochen die Harmonie der spießigen Patchworkfamilie. Ausgerechnet am Weihnachtsabend – natürlich, wann sonst – kommt alles raus. Ein Anruf enthüllt: Katharinas Vater ist nur ihr sozialer Vater. Es gibt aber noch einen leiblichen Vater, einen russischen Matrosen der gar nicht so weit weg ist. Die 12-jährige fällt aus allen Wolken und will gleich weg. Schon gar nicht will sie Erklärungen hören wie diese.
"Der Alexiej war Mechaniker hier in der russischen Kaserne. Aber als die russischen Soldaten endgültig weg waren war er auch weg. Aber du warst da."
Für ihre Reise zu ihrem Vater, zu den eigenen Wurzeln, versichert sie sich noch der Begleitung ihrer 75-jährigen Nachbarin Frau Graumann, gespielt von Andreas Dresens Überraschungsstar in seinem Film "Wolke 9" - Ursula Werner. So kann – die familiären Probleme zu Hause lassend – ein Road-Movie beginnen, ein Film der heiter-ironisch und gelegentlich auch menschelnd von der generationsübergreifenden variantenreichen Suche nach Herkunft und Heimat erzählt. Immer weniger bedeutsam für Katharina werden die Erinnerungen an die heile Welt ihrer vermeintlichen Eltern. Also auf nach Stettin. Von dort hatte der Matrosenvater schließlich angerufen. Das Containerschiff hat den Hafen jedoch längst verlassen, als sie dort eintreffen. Weiter geht’s. Und so wird deutlich, dass sich diese Schicksalsgemeinschaft – die junge und die alte Frau - längst auf eine spirituelle Reise, eine Reise ins Ich begeben haben, in die bisher nur schlecht erkundeten Regionen ihrer Hoffnungen und Wünsche nach Abenteuer und Sinn. In einem Road Movie ist der Weg noch immer das Ziel. Frau Graumann muss noch die Gespenster der Vergangenheit bändigen. Katharina geht natürlich auf eine dieser im Kino so erfolgreichen "Coming of Age"-Reisen. Das Drama des Erwachsenwerdens kündigt sich an. Erste zarte Liebesbanden werden geknüpft und gerade dafür ist es wichtig den Vater endlich zu finden, der mittlerweile nach Danzig entschwunden ist.
"Weißt du wie wir am schnellsten in den Containerhafen kommen könnten." – " Nicht leicht wegen dem Zoll." – " Ich würds nicht mit Dir aushalten als Tochter, aber son Russe."
Die tatsächliche Begegnung mit einem Vater, der kaum etwas weiß von seinem Glück, Vater einer pfiffigen Tochter zu sein, ist natürlich enttäuschend. Aber so ist das eben. Wenn man den Träumen hinterherjagt. Johannes Schmid ist mit diesem Film seiner Profession als Kinderfilmmacher treu geblieben. Mit "Blöde Mütze", einem Kinderdrama um Liebe und Toleranz, hatte er sich 2007 nachhaltig und preisgekrönt als deutscher Filmautor empfohlen. "Wintertochter" verlässt das Genre der Heranwachsenden-Melodramen nicht. Ist aber kein Film mehr allein für das Ghetto der Kinderfilmfestivals. Dem in Deutschland fast in Vergessenheit geratenen Melodram verhilft Schmid zu ganz neuen Tönen. Auch gelingt ihm die schwierige Balance zwischen heiterer Ironie und ernster Gefühlsaufwallung so gut, dass man sich wünschen möchte, irgendjemand würde ihn bald einmal mit einem der großen Stoffe des Genres betrauen, die im Augenblick so niveaulos in den daily-soaps des deutschen Fernsehens versenkt werden. Schuss und Schluss ist ja eine beliebte Lösung für das Ende eines Films. Aber Kuss und Schluss geht auch. Die Liebe ist mehr als eine Himmelsmacht. Das Schicksal offenbart sich auch in kleinsten Dingen und im Kino werden immer noch die großen Katastrophen des Alltags verhandelt. Auch im Deutschen Kino. Das beweist dieser Film und er enthält sogar eine Prise Weisheit.
"Ich weiß überhaupt nicht mehr wo das ist: zu Hause." –
"Ich auch nicht."