Pasch: Das Ganze einordnen wollen wir jetzt mit dem Wissenschaftsjournalisten Jan Lublinski. Willkommen im Studio. Wie ist es denn eigentlich zu bewerten, wenn so ein wissenschaftliches Ergebnis zunächst durch Blogs bekannt wird und nicht durch eine Fachpublikation?
Lublinski: Na, ist natürlich erstmal mit Vorsicht zu genießen. Dafür gibt’s ja viele Beispiele in der Wissenschaftsgeschichte, für unseriöse Ergebnisse, die nicht über Fachpublikationen kommuniziert werden, vor 20 Jahren die kalte Kernfusion zum Beispiel. Da hat sich das Ganze hinterher als Flop herausgestellt, obwohl die "New York Times "groß berichtet hatte, aber kein einziges wissenschaftliches Fachblatt wirklich diese Informationen präsentieren wollte. Aber hier liegt der Fall doch ganz anders: Die Wissenschaftler hier behaupten ja gar nicht, sie hätten den großen Durchbruch geschafft, sondern sind eigentlich sehr, sehr zurückhaltend in dem was sie behaupten. Sie genießen einen sehr guten Ruf. Das ...Experiment ist ein sehr zurückhaltendes und doch sehr, sehr gutes Experiment. Es ist sogar das beste Dunkle-Materie-Suchexperiment, das existiert. Es hat den Detektor mit der größten Empfindlichkeit. Hinzukommt dass die Fakten sehr transparent sind. Die Wissenschaftler haben alles gepostet auf einem Schwarzen Brett für Physiker im Internet (PDF-Datei). Also insofern ist das alles schon seriös in dem Sinne, dass sie es sauber machen. Und es ist natürlich auch die Information vom richtigem Ort zur richtigen Zeit. Denn alle erwarten von den Wissenschaftlern, dass sie jetzt endlich herauskommen mit Daten zur dunklen Materie denn entweder es geschieht in den nächsten zwei, drei Jahren, dass man die dunkle Materie wirklich dingfest macht oder es gelingt eben nicht mehr, weil die Detektoren dann so sensibel sind, dass man eigentlich ausschließen muss, irgendwann, dass diese Theorie Bestand haben wird.
Pasch: Die Ergebnisse zu publizieren ist das eine, aber sie müssen doch sicherlich auch noch bestätigt werden.
Lublinski: Klar. Erstmal vor allem durch die Arbeitsgruppe selbst. Also dieses Ergebnis reicht nicht aus für den Nachweis der Dunklen Materie, aber die Wahrscheinlichkeit liegt hier eins zu vier, dass es sich doch um einen Störeffekt oder um ein Hintergrundrauschen handelt. Aber wenn man es nun schafft, in den nächsten zwei, drei Jahren noch weitere dieser Ereignisse zu finden, dann verbessert sich natürlich diese Signifikanz oder diese Statistik und dann kann man irgendwann sagen: Tatsächlich, sie haben was gesehen. Und dann ist da neben der Begutachtung durch Experten für die Fachpublikationen dann natürlich sehr wichtig, dass auch andere Experimente etwas Ähnliches finden. Und da gibt es ne ganze Reihe gute Experimente, die noch nicht ganz so sensibel sind wie die Amerikaner. Aber in den französischen Alpen zum Beispiel ist ein französisches Experiment namens Edelweiß, das auch schon fast auf dem Niveau ist. Und wenn es denen nun gelingt, den gleichen Effekt, die gleichen Ereignisse zu sehen, dann sind wir sehr nah dran an dem großen Durchbruch, den sich alle erhoffen.
Pasch: Die Physiker suchen, aber auch die Astronomen sind auf der Suche nach der Dunklen Materie.
Lublinski: Die Astronomen denken eigentlich ständig in Form von Dunkle Materie weil sie natürlich ständig sehen, dass die Galaxien zusammen bleiben und die Sterne nicht wegfliegen. Aber sie suchen auch, wie die Teilchenphysiker zumindest, nach indirekten Hinweisen auf diese Partikel. Und der jüngste Versuch ist der Satellit Fermi, der im Gammaspektrum im Himmel schaut, ob er dort Gammablitze sieht. Und die Theorie ist nun so, dass, wenn zwei Dunkle-Materie-Teilchen zusammenkommen, dann explodieren die und senden Gammablitze aus. Und diese Gammablitze hätte Fermi im vergangenen Jahr eigentlich sehen müssen, wenn die gängige Theorie richtig ist – hat er nicht gesehen, das spricht gegen die Existenz der Dunklen Materie. Also entweder man muss diese Theorie ein bisschen anpassen oder revidieren oder es gibt diese Teilchen am Ende doch nicht.
Pasch: Die Suche nach Teilchen passiert ja auch am LHC in Genf. Stiehlt das Untergrund-Experiment in den USA der Maschine am Genfer See nicht die Schau?
Lublinski: Könnte passieren, in der Öffentlichkeit zumindest. Aber Tatsache ist schon, dass es zwei sehr unterschiedliche Experimente sind. Also bei diesen Untergrund-Experimenten in den Minen, wie dieses CDMS-Experiment, da geht es wirklich darum, ein Teilchen aus der Natur quasi einzufangen, etwas was ständig um uns herum fliegt, durch uns hindurch fliegt, was eben sehr flüchtig ist, ein so ein Teilchen wirklich dingfest zu machen, darum geht es bei dem Experiment. Beim LHC geht es darum, dieses Teilchen künstlich herzustellen, ist also etwas völlig anderes, aber das ist komplementär, das ergänzt sich. Trotzdem muss man sagen, es wäre natürlich toll, wenn es diesem kleinen Untergrund-Experiment gelingen würde, vorher dran zu sein als dem großen Experiment in Genf.
Pasch: Vielen Dank, Jan Lublinski, für diese Einschätzung.
Lublinski: Na, ist natürlich erstmal mit Vorsicht zu genießen. Dafür gibt’s ja viele Beispiele in der Wissenschaftsgeschichte, für unseriöse Ergebnisse, die nicht über Fachpublikationen kommuniziert werden, vor 20 Jahren die kalte Kernfusion zum Beispiel. Da hat sich das Ganze hinterher als Flop herausgestellt, obwohl die "New York Times "groß berichtet hatte, aber kein einziges wissenschaftliches Fachblatt wirklich diese Informationen präsentieren wollte. Aber hier liegt der Fall doch ganz anders: Die Wissenschaftler hier behaupten ja gar nicht, sie hätten den großen Durchbruch geschafft, sondern sind eigentlich sehr, sehr zurückhaltend in dem was sie behaupten. Sie genießen einen sehr guten Ruf. Das ...Experiment ist ein sehr zurückhaltendes und doch sehr, sehr gutes Experiment. Es ist sogar das beste Dunkle-Materie-Suchexperiment, das existiert. Es hat den Detektor mit der größten Empfindlichkeit. Hinzukommt dass die Fakten sehr transparent sind. Die Wissenschaftler haben alles gepostet auf einem Schwarzen Brett für Physiker im Internet (PDF-Datei). Also insofern ist das alles schon seriös in dem Sinne, dass sie es sauber machen. Und es ist natürlich auch die Information vom richtigem Ort zur richtigen Zeit. Denn alle erwarten von den Wissenschaftlern, dass sie jetzt endlich herauskommen mit Daten zur dunklen Materie denn entweder es geschieht in den nächsten zwei, drei Jahren, dass man die dunkle Materie wirklich dingfest macht oder es gelingt eben nicht mehr, weil die Detektoren dann so sensibel sind, dass man eigentlich ausschließen muss, irgendwann, dass diese Theorie Bestand haben wird.
Pasch: Die Ergebnisse zu publizieren ist das eine, aber sie müssen doch sicherlich auch noch bestätigt werden.
Lublinski: Klar. Erstmal vor allem durch die Arbeitsgruppe selbst. Also dieses Ergebnis reicht nicht aus für den Nachweis der Dunklen Materie, aber die Wahrscheinlichkeit liegt hier eins zu vier, dass es sich doch um einen Störeffekt oder um ein Hintergrundrauschen handelt. Aber wenn man es nun schafft, in den nächsten zwei, drei Jahren noch weitere dieser Ereignisse zu finden, dann verbessert sich natürlich diese Signifikanz oder diese Statistik und dann kann man irgendwann sagen: Tatsächlich, sie haben was gesehen. Und dann ist da neben der Begutachtung durch Experten für die Fachpublikationen dann natürlich sehr wichtig, dass auch andere Experimente etwas Ähnliches finden. Und da gibt es ne ganze Reihe gute Experimente, die noch nicht ganz so sensibel sind wie die Amerikaner. Aber in den französischen Alpen zum Beispiel ist ein französisches Experiment namens Edelweiß, das auch schon fast auf dem Niveau ist. Und wenn es denen nun gelingt, den gleichen Effekt, die gleichen Ereignisse zu sehen, dann sind wir sehr nah dran an dem großen Durchbruch, den sich alle erhoffen.
Pasch: Die Physiker suchen, aber auch die Astronomen sind auf der Suche nach der Dunklen Materie.
Lublinski: Die Astronomen denken eigentlich ständig in Form von Dunkle Materie weil sie natürlich ständig sehen, dass die Galaxien zusammen bleiben und die Sterne nicht wegfliegen. Aber sie suchen auch, wie die Teilchenphysiker zumindest, nach indirekten Hinweisen auf diese Partikel. Und der jüngste Versuch ist der Satellit Fermi, der im Gammaspektrum im Himmel schaut, ob er dort Gammablitze sieht. Und die Theorie ist nun so, dass, wenn zwei Dunkle-Materie-Teilchen zusammenkommen, dann explodieren die und senden Gammablitze aus. Und diese Gammablitze hätte Fermi im vergangenen Jahr eigentlich sehen müssen, wenn die gängige Theorie richtig ist – hat er nicht gesehen, das spricht gegen die Existenz der Dunklen Materie. Also entweder man muss diese Theorie ein bisschen anpassen oder revidieren oder es gibt diese Teilchen am Ende doch nicht.
Pasch: Die Suche nach Teilchen passiert ja auch am LHC in Genf. Stiehlt das Untergrund-Experiment in den USA der Maschine am Genfer See nicht die Schau?
Lublinski: Könnte passieren, in der Öffentlichkeit zumindest. Aber Tatsache ist schon, dass es zwei sehr unterschiedliche Experimente sind. Also bei diesen Untergrund-Experimenten in den Minen, wie dieses CDMS-Experiment, da geht es wirklich darum, ein Teilchen aus der Natur quasi einzufangen, etwas was ständig um uns herum fliegt, durch uns hindurch fliegt, was eben sehr flüchtig ist, ein so ein Teilchen wirklich dingfest zu machen, darum geht es bei dem Experiment. Beim LHC geht es darum, dieses Teilchen künstlich herzustellen, ist also etwas völlig anderes, aber das ist komplementär, das ergänzt sich. Trotzdem muss man sagen, es wäre natürlich toll, wenn es diesem kleinen Untergrund-Experiment gelingen würde, vorher dran zu sein als dem großen Experiment in Genf.
Pasch: Vielen Dank, Jan Lublinski, für diese Einschätzung.