Britta Fecke: Die momentan geführte Diskussion um die Energiewende in Deutschland wird vor allem vor dem Hintergrund der Atomkatastrophe in Fukushima geführt, doch Deutschland muss seinen Kraftwerkspark auch umstellen, um die geplanten Klimaziele zu erreichen, zu denen wir uns im Rahmen des Kyotoprotokolls verpflichtet haben. Für das letzte Jahr, als noch alle Kernkraftwerke am Netz waren, sah die CO2-Bilanz gut aus. Mein Kollege Theo Geers ist zu mir ins Studio gekommen und kennt die Werte, Herr Geers demnach hat Deutschland das angepeilte Kyotoziel sogar übertroffen?
Theo Geers: Wir sind mit Blick auf das noch gültige Kyotoziel, bis 2012 den CO2-Ausstoß um 21 Prozent zu senken gegenüber 1990, gut unterwegs. Da liegen jetzt ganz neue Zahlen vor für 2010 und danach liegen wir sogar bei minus 23,4 Prozent wir sind also besser als die Zielvorgabe mit minus 21 Prozent. Das ist bemerkenswert, weil hierzulande im letzten Jahr die Konjunktur ja wieder angesprungen ist und dadurch auch der Energie- und der Stromverbrauch wieder gestiegen sind. Und es ist auch bemerkenswert, weil das Jahr 2010 insgesamt etwas kälter war als 2009, auch das hat den Energieverbrauch nach oben getrieben, vor diesem Hintergrund besser zu sein als die Zielvorgabe - das kann sich sehen lassen.
Fecke: Wenn Energieverbrauch steigt, ist das aber keine gute Nachricht für die deutsche CO2-Bilanz?
Geers: Richtig, ich muss etwas Wasser in den Freudenwein kippen: Wir waren 2009 bei CO2-Einsparen noch besser als 2010. 2009 standen wir minus 26,3 Prozent 2010 bei minus 23,4 Prozent, wir haben also 2010 wieder mehr CO2 ausgestoßen, es hat also einen Rückschlag beim Klimaschutz gegeben. Allerdings: 2009 steckten wir auch tief in der Wirtschaftskrise, so gesehen zahlen wir jetzt den Preis für die wirtschaftliche Erholung im letzten Jahr. Davon haben vor allem die Stromfresser in der Industrie profitiert, also die Chemieindustrie, die Stahlindustrie und die Metallindustrie, also Kupferhütten, Aluminiumschmelzen und alles was daran nachgelagert. Wenn die deutlich mehr produzieren, dann treibt das natürlich den Energieverbrauch in die Höhe.
Fecke: Kyoto-Ziele bis 2012 sind das eine, weit wichtiger sind die CO2-Minderungsziele für die Jahre danach bis 2020 – bis da hin will Deutschland auf minus 40 Prozent kommen – wie realistisch ist das, wenn man die Zahlen von 2010 nimmt?
Geers: Da ist noch eine Menge zu tun. Deutschland will ja mit den minus 40 Prozent beim CO2-Ausstoß bis 2020 mehr tun als andere, mehr als etwa die EU. aber: Zurück zu den minus 40 Prozent, die Deutschland bis 2020 erreichen will: da nützt uns die Tatsache, dass wir beim Kyoto-Ziel, das ja nur noch bis nächstes Jahr gilt, derzeit im grünen Bereich sind, wenig. Mit Blick auf 2020 müssen wir unseren CO2-Ausstoß noch mal um knapp ein Viertel – genauer minus 22 Prozent - senken. Das wird ein Kraftakt, für die Industrie, für die Hausbesitzer, für alle letztlich.
Fecke: Nun leben wir in Zeiten eines Atom-Moratoriums – sieben Atomkraftwerke sind in den letzten Tagen erst einmal abgeschaltet worden, eins davon sogar endgültig, bei den anderen sechs tobt jetzt der Streit, dennoch die Frage: Atomkraft wird uns verkauft als CO2-freie Form der Stromerzeugung – verhagelt dieses Abschalten der Atommeiler jetzt die deutsche CO2-Bilanz für 2011?
Geers: Um das zu beurteilen, also ob uns das Abschalten der Atommeiler die CO2-Bilanz für 2011 verhagelt, ist es noch reichlich früh, es heißt bei der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen – von da kommen die ganzen Zahlen, die wir gerade durchdeklinieren, es wird nicht so schlimm werden. Es kommt schlicht darauf an, wodurch der Atomstrom jetzt ersetzt wird. Gelingt es uns, viel Windstrom zu erzeugen und auch zu verbrauchen, es werden ja in der Vergangenheit auch schon Windparks abgeschaltet, weil die Stromnetze sonst zusammengebrochen wären, haut das Abschalten der Atommeiler nicht so rein. Auch der vermehrte Einsatz von Gaskraftwerken wäre für die CO2-Bilanz nicht so schlimm. Sollten wir hingegen massiv auf Stein- und Braunkohle ausweichen oder ausweichen müssen, dann werden wir das in einem Jahr, wenn wir die CO2-Bilanz für 2011 vorstellen, unweigerlich zu spüren bekommen.
Theo Geers: Wir sind mit Blick auf das noch gültige Kyotoziel, bis 2012 den CO2-Ausstoß um 21 Prozent zu senken gegenüber 1990, gut unterwegs. Da liegen jetzt ganz neue Zahlen vor für 2010 und danach liegen wir sogar bei minus 23,4 Prozent wir sind also besser als die Zielvorgabe mit minus 21 Prozent. Das ist bemerkenswert, weil hierzulande im letzten Jahr die Konjunktur ja wieder angesprungen ist und dadurch auch der Energie- und der Stromverbrauch wieder gestiegen sind. Und es ist auch bemerkenswert, weil das Jahr 2010 insgesamt etwas kälter war als 2009, auch das hat den Energieverbrauch nach oben getrieben, vor diesem Hintergrund besser zu sein als die Zielvorgabe - das kann sich sehen lassen.
Fecke: Wenn Energieverbrauch steigt, ist das aber keine gute Nachricht für die deutsche CO2-Bilanz?
Geers: Richtig, ich muss etwas Wasser in den Freudenwein kippen: Wir waren 2009 bei CO2-Einsparen noch besser als 2010. 2009 standen wir minus 26,3 Prozent 2010 bei minus 23,4 Prozent, wir haben also 2010 wieder mehr CO2 ausgestoßen, es hat also einen Rückschlag beim Klimaschutz gegeben. Allerdings: 2009 steckten wir auch tief in der Wirtschaftskrise, so gesehen zahlen wir jetzt den Preis für die wirtschaftliche Erholung im letzten Jahr. Davon haben vor allem die Stromfresser in der Industrie profitiert, also die Chemieindustrie, die Stahlindustrie und die Metallindustrie, also Kupferhütten, Aluminiumschmelzen und alles was daran nachgelagert. Wenn die deutlich mehr produzieren, dann treibt das natürlich den Energieverbrauch in die Höhe.
Fecke: Kyoto-Ziele bis 2012 sind das eine, weit wichtiger sind die CO2-Minderungsziele für die Jahre danach bis 2020 – bis da hin will Deutschland auf minus 40 Prozent kommen – wie realistisch ist das, wenn man die Zahlen von 2010 nimmt?
Geers: Da ist noch eine Menge zu tun. Deutschland will ja mit den minus 40 Prozent beim CO2-Ausstoß bis 2020 mehr tun als andere, mehr als etwa die EU. aber: Zurück zu den minus 40 Prozent, die Deutschland bis 2020 erreichen will: da nützt uns die Tatsache, dass wir beim Kyoto-Ziel, das ja nur noch bis nächstes Jahr gilt, derzeit im grünen Bereich sind, wenig. Mit Blick auf 2020 müssen wir unseren CO2-Ausstoß noch mal um knapp ein Viertel – genauer minus 22 Prozent - senken. Das wird ein Kraftakt, für die Industrie, für die Hausbesitzer, für alle letztlich.
Fecke: Nun leben wir in Zeiten eines Atom-Moratoriums – sieben Atomkraftwerke sind in den letzten Tagen erst einmal abgeschaltet worden, eins davon sogar endgültig, bei den anderen sechs tobt jetzt der Streit, dennoch die Frage: Atomkraft wird uns verkauft als CO2-freie Form der Stromerzeugung – verhagelt dieses Abschalten der Atommeiler jetzt die deutsche CO2-Bilanz für 2011?
Geers: Um das zu beurteilen, also ob uns das Abschalten der Atommeiler die CO2-Bilanz für 2011 verhagelt, ist es noch reichlich früh, es heißt bei der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen – von da kommen die ganzen Zahlen, die wir gerade durchdeklinieren, es wird nicht so schlimm werden. Es kommt schlicht darauf an, wodurch der Atomstrom jetzt ersetzt wird. Gelingt es uns, viel Windstrom zu erzeugen und auch zu verbrauchen, es werden ja in der Vergangenheit auch schon Windparks abgeschaltet, weil die Stromnetze sonst zusammengebrochen wären, haut das Abschalten der Atommeiler nicht so rein. Auch der vermehrte Einsatz von Gaskraftwerken wäre für die CO2-Bilanz nicht so schlimm. Sollten wir hingegen massiv auf Stein- und Braunkohle ausweichen oder ausweichen müssen, dann werden wir das in einem Jahr, wenn wir die CO2-Bilanz für 2011 vorstellen, unweigerlich zu spüren bekommen.