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Auf Erfolgskurs

Sowohl der Gesundheitskonzern Fresenius als auch die ebenfalls börsennotierte Tochter Fresenius Medical Care, die auf Dialyse spezialisiert ist - beide Dax-Konzerne gehörten im vergangenen Jahr mit Blick auf die Aktienkurse zu den Top-Gewinnern. Ob das auch für das laufende Jahr zutrifft, das konnte man der heute vorgelegten Halbjahresbilanz entnehmen.

Von Brigitte Scholtes | 01.08.2012
    Das Geschäft mit der Gesundheit läuft immer noch hervorragend. Im ersten Halbjahr hat Fresenius seinen Gewinn um ein Fünftel auf 434 Millionen Euro ausbauen können, und der Umsatz legte ebenfalls zu um 17 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro. Warum der Gesundheitskonzern so erfolgreich ist, erklärt Sebastian Frericks, Analyst des Bankhauses Metzler:

    "Alle ihre Bereiche haben Wachstumstrends, profitieren von der Alterung der Bevölkerung mit steigenden Patientenzahlen. Das gilt sowohl für die deutschen Krankenhäuser wie für die Dialysestationen von Fresenius Medical Care, die hauptsächlich in den USA sind. Aber auch der Bereich Fresenius Kabi, der ein Zulieferer für Krankenhäuser ist, profitiert davon, dass viele Patente auslaufen und stellt dort auch Generika her. Und deshalb ist das Geschäft dort auch hochprofitabel und sehr wachstumsstark seit vielen Jahren."

    Der Wachstumstrend bleibe dynamisch, sagte Vorstandschef Ulf Schneider. Das Konzernergebnis soll währungsbereinigt um 14 bis 16 Prozent steigen, der Umsatz um 12 bis 14 Prozent. Gute Aussichten also. Aber die wären langfristig noch besser, wenn die Übernahme von Rhön-Klinikum gelungen wäre. 90 Prozent von deren Anteilen aber hatte Fresenius Ende Juni nicht einsammeln können. Zusammen mit der Fresenius-Krankenhaustochter Helios wäre einer der größten deutschen Krankenhauskonzerne entstanden. Die Übernahme hätte viele Vorteile, meint auch Thomas Schiessle, Analyst von der EQUI.TS GmbH:

    "Es ist so, dass die Entwicklung im Hospitalwesen dazu führt, dass wir immer mehr Investitionen vornehmen müssen und dass wir es zustande kriegen sollten, Effizienzgewinne tatsächlich zu heben, die denn dann auch dazu führen, dass stärker am Patienten gearbeitet werden kann und weniger stark an der Bürokratie gearbeitet werden muss."

    Nun könnte sich der Konzernchef auch mit einem geringeren Anteil zufriedengeben, vermutet Analyst Frericks von Metzler:

    "Es wird momentan darüber spekuliert, dass Fresenius sich mit 51 Prozent der Stimmerechte zufriedengeben könnte. Dann wären allerdings keine Kapital verändernden Maßnahmen möglich und man könnte wichtigerweise keinen Gewinnabführungsvertrag schließen. Das hat für Fresenius den Nachteil, dass sie dann auf Teile des Cash Flows der Rhön Klinikum nicht zugreifen können, und es erschwert daher so ein bisschen die Finanzierung beziehungsweise verteuert sie."

    Trotz dieser erst einmal nicht gelungenen Übernahme hatte Fresenius-Chef Schneider sich von weiteren Akquisitionen nicht abschrecken lassen. Vor wenigen Tagen übernahm er in den USA den Transfusionsspezialisten Fenwal, der die zweitgrößte Tochter Kabi verstärken soll.

    Erfolgreich war auch die auf Dialyse spezialisierte Tochter Fresenius Medical Care. Sie steigerte den Gewinn um elf Prozent auf 289 Millionen Dollar. Sie habe dabei von einer Umstellung des Vergütungssystems in den USA auf eine stärkere Qualitätsorientierung profitiert, sagt Analyst Schiessle:

    "Hier ist eben zu berücksichtigen, dass tatsächlich Fresenius Medical Care nicht nur die Dialysezentren an sich betreibt, also den Service, sondern darüber hinaus auch die Dialysesysteme liefert und die Medikamente und dieses Gesamtkonzept eben tatsächlich aufgeht."

    Der Gesundheitskonzern dürfte jedenfalls auf Rekordkurs bleiben.