Der Vollmond scheint auf die seichte Meeresbucht. Durchs Wasser gleitet ein dunkler Schatten. Kurz glimmt ein Augenpaar auf. In diesem Moment wirft sich ein schlankes, fischartiges Wesen an den Strand, stemmt sich hastig mit seinen Flossenbeinchen vorwärts - und entkommt dem Räuber.
"Wenn irgendwo der Druck durch Räuber zu groß wird, ist es eine gute Idee, einen sicheren Hafen zu finden."
Simon Conway-Morris von der University of Cambridge vermutet, dass es die Fische vor 380 Millionen Jahren aufs Trockene zog, weil sie ihren Fressfeinden entgehen wollten - denn das Leben in den Ozeanen war gefährlich geworden. Dort jagten jetzt sehr bewegliche Räuber wie die gefräßigen Ammoniten, aber vor allem die gewaltigen Panzerfische mit ihren monströsen Schädeln - und Haie. Die bis dahin relativ schutzlosen Wassertiere mussten reagieren. Die einen panzerten sich stärker, andere setzten auf Schnelligkeit und wieder andere suchten eben das Weite. Das über Jahrmilliarden öde Land war als Fluchtort interessant geworden, denn die Pflanzen hatten es bereits erobert. Conway-Morris:
"Wären die Pflanzen nicht zuerst da gewesen, wäre dieser Schritt für alle anderen sinnlos gewesen, schließlich sind Pflanzen die Basis aller Nahrungsketten. Die fossilen Hinweise auf ihren Landgang sind spärlich. Es könnte so etwas wie Seegras gewesen sein, das den Sprung schaffte - und vielleicht geschah es schon während der Kambrischen Explosion. Falls ja, waren die ersten Landpflanzen noch sehr primitiv."
Die Pioniere mussten Anpassungen entwickeln, um sich vor dem Austrocknen zu schützen, der Schwerkraft zu trotzen und die Fortpflanzung neu zu regeln. Im Lauf von mehr als 100 Millionen Jahren begann das Land zu ergrünen. Dann kamen die ersten Tiere. Es waren die Insekten. Conway-Morris:
"Es ist schon verrückt, aber es hat sich herausgestellt, dass sie recht eng mit einer Gruppe von Lebewesen verwandt sind, zu denen die Krabben gehören. Mangels Fossilien wissen wir kaum etwas über diesen Übergang, aber es ist sicher, dass die Insekten viele Millionen Jahre vor den Fischen und ihren Nachfahren, den Amphibien, an Land gegangen sind."
Das grüne Land muss den Wasserbewohnern ungeheuer reizvoll erschienen sein, denn viele wollten den neuen Lebensraum für sich erobern. Conway-Morris:
"Wenn man genau untersucht, wer sich da anschickte an Land zu gehen, dann haben es anscheinend mehrere Gruppen von Fischen unabhängig voneinander versucht. Jeder von ihnen wählte einen etwas anderen Weg."
Dabei mussten die wesentlichen Anpassungen an ein Leben an Land schon im Wasser ablaufen. Auf dem besten Wege war Tiktaalik, ein 2006 im Norden Kanadas entdecktes Bindeglied zwischen den Fischen und den Landwirbeltieren: ein Zwitterwesen zwischen den Welten. Seine Vorderflossen waren beispielsweise schon zu so etwas wie Vorderbeinen umgeformt, erklärt Reinhold Leinfelder, Direktor des Berliner Leibniz-Instituts für Evolutions- und Biodiversitätsforschung:
"Die sinnvolle und sicherlich plausible Interpretation ist die, dass er sich mit diesen Vorderflossen liegestützartig /hochheben konnte, wenn er da im Schlamm drin war, die Übersicht war besser, und so weiter."
Wer sich auf einen umgestürzten Baumstumpf stemmen wollte, um eine fette Libelle zu verschlingen oder um sich in der Trockenzeit von einem Tümpel zum anderen zu schleppen, für den war die Umstellung der Atmung zentral. Leinfelder:
"Natürlich funktioniert die Kiemenatmung nicht mehr, also man muss auf Lungenatmung umsteigen, und wir wissen, dass sich aus den Schwimmblasen der Fische sich in gewisser Weise lungenartige Systeme gebildet haben."
Welcher Fisch auch immer es schaffte, zum Urahn aller Landwirbeltiere zu werden - er hatte fünf Zehen: Sie sind das Erbe des gemeinsamen Vorfahren aller Landwirbeltiere. Einmal festen Boden unter den Füßen, schlug die Evolution ganz neue Wege ein. Die Reptilien entstanden, die Säugetiere, die Saurier, die Vögel - und irgendwann erschien ein Lebewesen mit einem großen Gehirn, das wie die Raubsaurier auf zwei Beinen lief: der Mensch.
"Wenn irgendwo der Druck durch Räuber zu groß wird, ist es eine gute Idee, einen sicheren Hafen zu finden."
Simon Conway-Morris von der University of Cambridge vermutet, dass es die Fische vor 380 Millionen Jahren aufs Trockene zog, weil sie ihren Fressfeinden entgehen wollten - denn das Leben in den Ozeanen war gefährlich geworden. Dort jagten jetzt sehr bewegliche Räuber wie die gefräßigen Ammoniten, aber vor allem die gewaltigen Panzerfische mit ihren monströsen Schädeln - und Haie. Die bis dahin relativ schutzlosen Wassertiere mussten reagieren. Die einen panzerten sich stärker, andere setzten auf Schnelligkeit und wieder andere suchten eben das Weite. Das über Jahrmilliarden öde Land war als Fluchtort interessant geworden, denn die Pflanzen hatten es bereits erobert. Conway-Morris:
"Wären die Pflanzen nicht zuerst da gewesen, wäre dieser Schritt für alle anderen sinnlos gewesen, schließlich sind Pflanzen die Basis aller Nahrungsketten. Die fossilen Hinweise auf ihren Landgang sind spärlich. Es könnte so etwas wie Seegras gewesen sein, das den Sprung schaffte - und vielleicht geschah es schon während der Kambrischen Explosion. Falls ja, waren die ersten Landpflanzen noch sehr primitiv."
Die Pioniere mussten Anpassungen entwickeln, um sich vor dem Austrocknen zu schützen, der Schwerkraft zu trotzen und die Fortpflanzung neu zu regeln. Im Lauf von mehr als 100 Millionen Jahren begann das Land zu ergrünen. Dann kamen die ersten Tiere. Es waren die Insekten. Conway-Morris:
"Es ist schon verrückt, aber es hat sich herausgestellt, dass sie recht eng mit einer Gruppe von Lebewesen verwandt sind, zu denen die Krabben gehören. Mangels Fossilien wissen wir kaum etwas über diesen Übergang, aber es ist sicher, dass die Insekten viele Millionen Jahre vor den Fischen und ihren Nachfahren, den Amphibien, an Land gegangen sind."
Das grüne Land muss den Wasserbewohnern ungeheuer reizvoll erschienen sein, denn viele wollten den neuen Lebensraum für sich erobern. Conway-Morris:
"Wenn man genau untersucht, wer sich da anschickte an Land zu gehen, dann haben es anscheinend mehrere Gruppen von Fischen unabhängig voneinander versucht. Jeder von ihnen wählte einen etwas anderen Weg."
Dabei mussten die wesentlichen Anpassungen an ein Leben an Land schon im Wasser ablaufen. Auf dem besten Wege war Tiktaalik, ein 2006 im Norden Kanadas entdecktes Bindeglied zwischen den Fischen und den Landwirbeltieren: ein Zwitterwesen zwischen den Welten. Seine Vorderflossen waren beispielsweise schon zu so etwas wie Vorderbeinen umgeformt, erklärt Reinhold Leinfelder, Direktor des Berliner Leibniz-Instituts für Evolutions- und Biodiversitätsforschung:
"Die sinnvolle und sicherlich plausible Interpretation ist die, dass er sich mit diesen Vorderflossen liegestützartig /hochheben konnte, wenn er da im Schlamm drin war, die Übersicht war besser, und so weiter."
Wer sich auf einen umgestürzten Baumstumpf stemmen wollte, um eine fette Libelle zu verschlingen oder um sich in der Trockenzeit von einem Tümpel zum anderen zu schleppen, für den war die Umstellung der Atmung zentral. Leinfelder:
"Natürlich funktioniert die Kiemenatmung nicht mehr, also man muss auf Lungenatmung umsteigen, und wir wissen, dass sich aus den Schwimmblasen der Fische sich in gewisser Weise lungenartige Systeme gebildet haben."
Welcher Fisch auch immer es schaffte, zum Urahn aller Landwirbeltiere zu werden - er hatte fünf Zehen: Sie sind das Erbe des gemeinsamen Vorfahren aller Landwirbeltiere. Einmal festen Boden unter den Füßen, schlug die Evolution ganz neue Wege ein. Die Reptilien entstanden, die Säugetiere, die Saurier, die Vögel - und irgendwann erschien ein Lebewesen mit einem großen Gehirn, das wie die Raubsaurier auf zwei Beinen lief: der Mensch.