Zum 25. Jahrestag des Massakers von Srebrenica rückt die damalige Rolle der internationalen Staatengemeinschaft wieder in den Blickpunkt. Während die bosnischen Serben damals aus Rest-Jugoslawien unterstützt worden seien, habe der UN-Sicherheitsrat ein Waffenembargo "trotz der prekären Lage der Bosniaken nicht aufgehoben", sagte Jasna Causevic von der Gesellschaft für bedrohte Völker im Deutschlandfunk. Damit sei Bosnien das Recht auf Selbstverteidigung verweigert worden. Und so habe man den ethnischen Säuberungen nicht viel entgegensetzen können.
Noch heute weigern sich viele Serben, das Massaker als Völkermord anzuerkennen. "Mit der Verherrlichung von Kriegsverbrechern geht einher, dass die Gräueltaten nicht als Verbrechen angesehen werden, sondern als heldenhafte oder edle Taten", sagte Causevic. "Diese Leugnung des Völkermordes ist im Prinzip ein Akt des Hasses und der Diskriminierung", fügte sie hinzu.
Leiden der Opfer nicht anerkannt
Die Verbrechen würden gerechtfertigt und das Leiden der Opfer nicht anerkannt, sagte Causevic. Durch diese Leugnung werde der Gemeinschaft der Bosniaken abgesprochen, Emphatie oder Schutz zu erfahren. Dadurch steige die Gefahr, dass dieser Gruppe "noch einmal ähnliches passiert". Causevic ist bei der Gesellschaft für bedrohte Völker mit Sitz in Göttingen Referentin für "Genozid-Prävention und Schutzverantwortung".
Mindestens 8.000 Männer und Jungen wurden im Bosnien-Krieg ab dem 11. Juli 1995 in der muslimischen Enklave Srebrenica in Ostbosnien von den Truppen des bosnisch-serbischen Generals Ratko Mladic durch die Wälder gejagt und ermordet. In der Nähe stationierte UN-Blauhelmsoldaten sahen hilf- und tatenlos zu, wie die Serben die Kontrolle über Srebrenica übernahmen.