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Kommission zu Olympia-Attentat von 1972
Überfällige Aufarbeitung

Die Kommission zum Olympia-Attentat von München hat ihre Arbeit aufgenommen und möchte den Opfern und Hinterbliebenen eine Stimme geben. Mehr als 50 Jahre nach dem Anschlag erscheint die Aufarbeitung überfällig und steht noch am Anfang, auch wegen der sehr großen Fülle an Dokumenten.

Klaus Weinhauer im Gespräch mit Christian von Stülpnagel |
Kranz mit einer israelischen Fahne am Erinnerungsort für das Olympia-Attentat München 1972 im Olympiapark.
Erinnerung an das Olympia-Attentat von München 1972: "Den Opfern und Hinterbliebenen eine Stimme geben". (picture alliance / dpa)
Aufgabe der Kommission sei es, die Vorgeschichte, den Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft in München 1972 und die Nachwirkungen zu untersuchen, sagte Historiker und Kommissionsmitglied Klaus Weinhauer im Deutschlandfunk. Dabei soll vor allem der Umgang mit den Opfern stärker in den Blick genommen werden. Gerade beim Olympia-Attentat seien die Opfer lange Zeit nicht gehört worden.
"Es ist ganz wichtig, Opfer von politischer Gewalt ernst zu nehmen, ihnen eine Stimme zu geben und ihnen damit letztlich auch Gehör zu verschaffen", sagte Weinhauer. Daneben gehe es auch um finanzielle Entschädigung, dies sei aber nicht Gegenstand der Arbeit der Kommission.

"Opferfamiien und Öffentlichkeit erwarten greifbare Publikationen"

Dafür werden der Kommission erstmals eine Vielzahl von Akten, auch aus internationalen Archiven, zur Verfügung gestellt, die am Münchner Institut für Zeitgeschichte zunächst gesichtet und strukturiert werden müssten. Dafür habe sich das Forschungsteam einen Zeitrum von drei Jahren gegeben. Auch wenn es keine exakte Abbildung der Geschehnisse geben werde, so Weinhauer, "die Opferfamilien, aber auch die Öffentlichkeit erwarten greifbare Publikationen."

Austausch mit Hinterbliebenen

Die Kommission stehe angesichts der Materialfülle aber noch ganz am Anfang, erklärte Weinhauer. Die Menge an unbekannten Akten sei sehr groß im Vergleich zu anderen Projekten. Es sei eine Vielzahl von Akten über Jahrzehnte abgelegt worden, von verschiedenen Personen. Es gebe keinen Masterplan, die Kommission müsse est im Laufe der Arbeit entscheiden, welche Prioritäten sie bei der Forschung setzen. Dies werde gemeinsam und im Austausch mit mit den Hinterbliebenenfamilien geschehen. "Wir werden uns so schnell wie möglich gemeinsam mit ihnen treffen."
Weinhauer nannte eine Reihe von Fragen, die aufgearbeitet werden müssten. Etwa, inwieweit Rechtsextreme in die Anschläge verwickelt waren oder Warnungen aus Israel ignoriert wurden. Oder, welche Fehler möglicherweise die Polizei und andere Behörden gemacht hätten. Im Vordergrund stehe aber die Frage: "Warum hat es eigentlich so lange gedauert, den Hinterbliebenen der Opfer Gehör zu schenken und sie stärker in den Mittelpunkt zu rücken?"