Karl Wilhelm Frickes journalistisches Lebenswerk ist untrennbar mit der DDR verbunden - und er wusste aus eigener Erfahrung, worüber er berichtete.
Schon Frickes Vater, Karl Oskar Fricke, stand den kommunistischen Machthabern skeptisch gegenüber. 1946 wurde er von der sowjetischen Geheimpolizei abgeholt, ein erstes Lebenszeichen erhielt die Familie erst 1950: Frickes Vater wurde in den Waldheimer Prozessen zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt, zwei Jahre später starb er in der Haft.
Fricke war ein Entführungsopfer
Das Schicksal seines Vaters bestärkte den jungen Karl Wilhelm Fricke in seiner kritischen Haltung zum SED-Regime. Nach einer entsprechenden Äußerung wurde er denunziert und im Februar 1949 selbst verhaftet. Der 20-Jährige konnte entkommen und über die innerdeutsche Grenze in den Westen fliehen. In Wilhelmshaven und West-Berlin studierte er Politikwissenschaft und berichtete als Journalist über Verfolgung und Repression in der DDR.
1955 wurde Wilhelm Fricke vom Ostberliner Ministerium für Staatssicherheit entführt und in die DDR gebracht. Er war vier Jahre in Haft, unter anderem in Bautzen. Wieder in Freiheit, setzte er ab den 1960er-Jahren seine Arbeit im Westen fort, im Mittelpunkt standen dabei immer der SED-Staat und seine Repressionsmechanismen.
"Die meisten Ehemaligen verdrängen ihre Vergangenheit. Sie verdrängen die Schuld, die sie auf sich geladen haben, und versuchen, die DDR, das Regime der SED genauer gesagt zu verharmlosen und schön zu färben. Das ist eine Tendenz, die sich allgemein erkennen lässt und die sich besonders abzeichnet in den Bemühungen ehemaliger Stasi-Kader, ihr Regime und ihre Tätigkeit als völlig legal darzustellen."
Sagte Fricke im Deutschlandfunk über einen wiederentdeckten Schießbefehl in den Akten der Birthler-Behörde am 13.08.2007.
Stellvertretender Chefredakteur im Deutschlandfunk
Im Deutschlandfunk avancierte Fricke zum Leiter der Ost-West-Abteilung und stellvertretenden Chefredakteur. Die Ereignisse im Herbst 1989, die in schnellem Takt die DDR erschütterten, hielten Fricke oft von morgens bis spät abends im Sender. Viel Arbeit sei es gewesen, aber auch eine Zeit der Genugtuung – wenngleich das seiner Arbeit möglichst nicht anzuhören sein sollte: Der Deutschlandfunk war ein Informationssender.
Nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung war er auch Sachverständiger zweier Enquetekommissionen des Bundestages und bekam für seine Aufklärungsarbeit über die SED-Diktatur von der Freien Universität Berlin die Ehrendoktorwürde verliehen. 2010 erhielt er den Hohenschönhausen-Preis des Fördervereins Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.