Dina Netz: Die Ausstellung, die hierzulande 2011 am meisten Aufsehen erregt hat, war wohl eine, die kaum jemand gesehen hat: "Kunst der Aufklärung" in Peking hat wochenlang für Debatten gesorgt, zumal pünktlich zur Eröffnung der chinesische Künstler Ai Weiwei verhaftet wurde. Dann gab es noch einen handfesten Kunstskandal, nämlich den Prozess gegen den Fälscher Wolfgang Beltracchi und seine Helfer, eine Biennale in Venedig und jede Menge Renaissance-Ausstellungen, die jede Menge Publikum zogen. Wer sich mit Kunst professionell beschäftigt hat, der hatte im gerade vergehenden Jahr viel zu tun. So auch der Kollege Hanno Rauterberg von der "Zeit". Ich habe ihn gefragt, Herr Rauterberg: Stimmt mein Eindruck, dass 2011 ein außergewöhnliches und ein außergewöhnlich kontroverses Kunstjahr war?
Hanno Rauterberg: Also, von einer arabischen Revolution kann man zwar nicht reden im Kunstbetrieb, aber tatsächlich haben wir sehr intensive Diskussionen in diesem Jahr erlebt. Beispielsweise eben über die Aufklärungsausstellung in Peking, wo viele Kritikerkollegen, auch viele Museumsleute gesagt haben, wie könnt ihr das machen, euch mit diesen Diktatoren, mit denjenigen, die die Menschenrechte unterdrücken, in ein Boot zu setzen und mit denen zusammen eine Ausstellung konzipieren? Ich kann diese Kritik verstehen, denn tatsächlich lässt man sich ja in gewisser Weise auch auf deren Bedingungen ein, man wird ein Teil dieser Maschinerie, auch dieser Propagandamaschine. Auf der anderen Seite hätte ich es schade gefunden, eine solche Ausstellung nicht doch auch zu wagen. Denn sie birgt durchaus einige Chancen, man zeigt über ein Jahr lang eine Ausstellung, in der von Freiheit die Rede ist, von Meinungsfreiheit die Rede ist, von der Entwicklung des Individuums die Rede ist, die sich um 1800 in Europa ereignete. Und für all jene, die die Ausstellung besuchen und die die Augen aufsperren und die auch ein gewisses Hintergrundwissen mitbringen, für die ist das schon so etwas wie eine Bestärkung, denke ich. Und die können daraus viel mitnehmen. Nun gab es andere, die sagten, Mensch, die Ausstellung hätte viel dramatischer und deutlicher werden müssen, sie hätte quasi die Menschenrechte heute in China ansprechen müssen. Und da würde ich sagen, ist eine solche Ausstellung doch überfordert. Letztlich geht es um Kunst und wenn wir über Kunsterfahrung, über ästhetische Erfahrung sprechen, dann ist das ja nie etwas, was propagandistisch sein kann, dann muss man immer darauf bauen, dass die Kunst Spuren hinterlässt, von denen man erst mal nicht weiß, dass sie entstehen. Das wäre sozusagen mein Plädoyer dafür, auf die Stärke, auf die Wirkkraft der Kunst zu vertrauen, so problematisch das politische Umfeld auch sein mag.
Netz: Haben Sie denn eine Idee, wie ein sinnvolles Kunstprojekt in China aussehen könnte, was man dort ausstellen könnte, welche Diskussionen man dort führen könnte?
Rauterberg: Ich glaube, es ist richtig, mit den Offiziellen im Gespräch zu bleiben, aber eben auch mit Leuten wie Ai Weiwei stärker ins Gespräch hineinzukommen und auch diesen in China den Rücken zu stärken. Und beispielsweise wäre es ja möglich gewesen, ein gemeinsames Kunstprojekt mit Studenten hier und Studenten dort aufzuführen und zu gucken, wo sind eigentlich Parallelen, wo grenzen die sich ab, wo sind auch tatsächlich die Empfindsamkeiten und wo muss man sehr aufpassen auch von deutscher, von westlicher Seite, dort nur als Rechthaber aufzutreten?
Netz: Herr Rauterberg, der zweite große Kunstaufreger in diesem Jahr, das war der Prozess gegen den Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi und seine Helfer. Raimund Stecker, der Direktor des Duisburger Lehmbruck Museums, hat gerade in einem Interview gesagt, dieser Fälscherskandal werfe ein schlechtes Licht auf den Kunstmarkt, weil er zeige, dass es zu wenige Kenner unter den Sammlern gebe. Was zeigt der Fall Beltracchi in Ihren Augen?
Rauterberg: Na ja, es gibt ja viele Kenner, aber diese Kenner haben sich täuschen lassen, weil sie vor allem ihrem Auge getraut haben. Also, man wird daraus lernen müssen, die Bilder künftig doch stärker auch von technischer Seite her in Laboren prüfen lassen zu müssen, ob die Bilder tatsächlich echt sind, und sich nicht nur auf das Auge verlassen. Und das andere, was dieser Prozess auch verraten hat, ist das, wie stark doch die Gier ist, dass viele Leute eben gar nicht genau hingucken wollten, dass sie diese doch manchmal auch mühsamen Untersuchungen und auch kostenaufwendigen Untersuchungen in Laboren offensichtlich scheuten und vielleicht auch deshalb scheuten, weil sie Angst hatten, dann die Bilder nicht entsprechend gut verkaufen zu können. Das sind jetzt Unterstellungen, aber interessant ist doch, wie viele Leute involviert waren, und wie viele Leute diese Geschichten, diese wunderbaren Geschichten der Fälscher auch nur zu gerne auch glauben wollten - unter anderem Werner Spies, einer der doch angesehensten Kunsthistoriker in Deutschland, der mittlerweile sein Ansehen doch in weiten Teilen, man muss sagen, leider eingebüßt hat, weil er sich hat täuschen lassen.
Netz: In diesem Jahr gab es ja eine wahre Flut von Altmeister-Ausstellungen, geradezu Blockbuster-Qualitäten haben die angenommen. Was ist da los, warum strömen die Leute in diesem Jahr in eine Renaissance-Ausstellung in Berlin zum Beispiel?
Rauterberg: In gewisser Weise ist das, glaube ich, Zufall, dass in Berlin diese Renaissance-Ausstellung mit den Gesichtern der Renaissance zu sehen war, während gleichzeitig dann Leonardo ganz groß – jetzt noch zu sehen in London – gezeigt wurde. Übrigens, Tickets gibt es gibt es nur noch zu überwitzigen Schwarzmarktpreisen, für viele, die dort hinreisen, sei das gesagt. Gleichzeitig in München und in Florenz und. Es gab sehr viele Renaissance-Ausstellungen, das ist natürlich nicht großartig geplant, vor ein paar Jahren gab es dann auch mal großartige Barock-Ausstellungen, die auch sehr viel Publikum fanden. Aber es ist schon deutlich, dass neben der klassischen Moderne die Altmeister sich doch einer großen Beliebtheit erfreuen, und ich würde auch sagen, zu Recht. Weil man auf diesen Bildern immer wieder wirklich sehr viel erleben kann mit dem Auge, erfahren kann, dass sie sehr viele Reize haben, dass sie natürlich auch Bedeutung abstrahlen und jeder gerne diese Bedeutung auch für sich selbst erleben und erfahren möchte. Man muss allerdings auch dazufügen, so begeistert ich auch bin von dieser Ausstellung, wenn ich sie sehe, dass sie natürlich auch eine Schattenseite haben, nämlich man muss sehen, dass viele dieser Werke sich eigentlich nicht mehr besonders gut verschiffen und transportieren lassen. Es sind oft Bilder, die auf Holztafeln gemalt wurden, sehr empfindlich, sehr fragil, und wenn man die quer durch die Republik oder quer über die Kontinente verschifft, dann mag es erst mal so aussehen, als schade das den Bildern nicht. Aber langfristig gesehen, fangen sie dann doch an, Risse zu zeigen, oder die Oberflächen verändern sich, die Bilder verziehen sich, wenn auch erst mal unmerklich, dann ist es doch am Ende zum Schaden der Kunst. Und wir haben das gesehen in Dresden bei einer großen Madonnen-Ausstellung, wo auch die Stuppacher Madonna von Grünewald zu sehen ist, zusammen mit Raffael-Madonnen. Und bei dem Bild beispielsweise gab es auch eine große Kontroverse, weil viele Konservatoren gesagt haben, nein, diese Madonna darf eigentlich nicht mehr reisen, denn wir zeigen die Kunst, die wir doch eigentlich bewahren wollen, und dieses Zeigen führt dazu, dass man sie in Zukunft vielleicht nicht mehr wird zeigen, nicht mehr wird sehen können. Die Kunst leidet unter dieser Art von Museumszirkus, wie wir ihn global erleben.
Netz: Und ein weiteres großes Kunstereignis, Herr Rauterberg, war die Biennale von Venedig, wobei das diesmal kein so großes Ereignis war, oder?
Rauterberg: Die Hauptausstellung war, glaube ich, nicht besonders toll, also, mir hat sie nicht gut gefallen und vielen anderen Kritikern auch nicht. Wobei man sagen muss, dass es doch einige Hunderttausend Leute gegeben hat, die die Biennale besucht haben am Ende, also, Publikumszuspruch gab es. Bemerkenswert war, glaube ich, aus deutscher Perspektive, dass der deutsche Pavillon einen Goldenen Löwen bekommen hat für die Aufführung von Christoph Schlingensief, der dort eine Art Oratorium aufgeführt hat, noch mal auch, in der er seine eigene Krankheit, sein eigenes Krebsleiden noch mal, man muss sagen, zelebriert hat. Es war eine sehr eindrückliche Ausstellung.
Netz: Eine posthume Ausstellung auch, ja.
Rauterberg: Eine posthume Ausstellung, das ungewöhnlich ist, denn normalerweise werden da ja eigentlich nur Gegenwartskünstler gezeigt. Nein, aber ansonsten war es eher eine durchwachsene Ausstellung, tatsächlich haben in diesem Jahr die Skandale für mehr Aufmerksamkeit gesorgt als die Kunst im engeren Sinne selbst.
Netz: Sagt Hanno Rauterberg von der Wochenzeitung "Die Zeit" über das Kunstjahr 2011.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Hanno Rauterberg: Also, von einer arabischen Revolution kann man zwar nicht reden im Kunstbetrieb, aber tatsächlich haben wir sehr intensive Diskussionen in diesem Jahr erlebt. Beispielsweise eben über die Aufklärungsausstellung in Peking, wo viele Kritikerkollegen, auch viele Museumsleute gesagt haben, wie könnt ihr das machen, euch mit diesen Diktatoren, mit denjenigen, die die Menschenrechte unterdrücken, in ein Boot zu setzen und mit denen zusammen eine Ausstellung konzipieren? Ich kann diese Kritik verstehen, denn tatsächlich lässt man sich ja in gewisser Weise auch auf deren Bedingungen ein, man wird ein Teil dieser Maschinerie, auch dieser Propagandamaschine. Auf der anderen Seite hätte ich es schade gefunden, eine solche Ausstellung nicht doch auch zu wagen. Denn sie birgt durchaus einige Chancen, man zeigt über ein Jahr lang eine Ausstellung, in der von Freiheit die Rede ist, von Meinungsfreiheit die Rede ist, von der Entwicklung des Individuums die Rede ist, die sich um 1800 in Europa ereignete. Und für all jene, die die Ausstellung besuchen und die die Augen aufsperren und die auch ein gewisses Hintergrundwissen mitbringen, für die ist das schon so etwas wie eine Bestärkung, denke ich. Und die können daraus viel mitnehmen. Nun gab es andere, die sagten, Mensch, die Ausstellung hätte viel dramatischer und deutlicher werden müssen, sie hätte quasi die Menschenrechte heute in China ansprechen müssen. Und da würde ich sagen, ist eine solche Ausstellung doch überfordert. Letztlich geht es um Kunst und wenn wir über Kunsterfahrung, über ästhetische Erfahrung sprechen, dann ist das ja nie etwas, was propagandistisch sein kann, dann muss man immer darauf bauen, dass die Kunst Spuren hinterlässt, von denen man erst mal nicht weiß, dass sie entstehen. Das wäre sozusagen mein Plädoyer dafür, auf die Stärke, auf die Wirkkraft der Kunst zu vertrauen, so problematisch das politische Umfeld auch sein mag.
Netz: Haben Sie denn eine Idee, wie ein sinnvolles Kunstprojekt in China aussehen könnte, was man dort ausstellen könnte, welche Diskussionen man dort führen könnte?
Rauterberg: Ich glaube, es ist richtig, mit den Offiziellen im Gespräch zu bleiben, aber eben auch mit Leuten wie Ai Weiwei stärker ins Gespräch hineinzukommen und auch diesen in China den Rücken zu stärken. Und beispielsweise wäre es ja möglich gewesen, ein gemeinsames Kunstprojekt mit Studenten hier und Studenten dort aufzuführen und zu gucken, wo sind eigentlich Parallelen, wo grenzen die sich ab, wo sind auch tatsächlich die Empfindsamkeiten und wo muss man sehr aufpassen auch von deutscher, von westlicher Seite, dort nur als Rechthaber aufzutreten?
Netz: Herr Rauterberg, der zweite große Kunstaufreger in diesem Jahr, das war der Prozess gegen den Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi und seine Helfer. Raimund Stecker, der Direktor des Duisburger Lehmbruck Museums, hat gerade in einem Interview gesagt, dieser Fälscherskandal werfe ein schlechtes Licht auf den Kunstmarkt, weil er zeige, dass es zu wenige Kenner unter den Sammlern gebe. Was zeigt der Fall Beltracchi in Ihren Augen?
Rauterberg: Na ja, es gibt ja viele Kenner, aber diese Kenner haben sich täuschen lassen, weil sie vor allem ihrem Auge getraut haben. Also, man wird daraus lernen müssen, die Bilder künftig doch stärker auch von technischer Seite her in Laboren prüfen lassen zu müssen, ob die Bilder tatsächlich echt sind, und sich nicht nur auf das Auge verlassen. Und das andere, was dieser Prozess auch verraten hat, ist das, wie stark doch die Gier ist, dass viele Leute eben gar nicht genau hingucken wollten, dass sie diese doch manchmal auch mühsamen Untersuchungen und auch kostenaufwendigen Untersuchungen in Laboren offensichtlich scheuten und vielleicht auch deshalb scheuten, weil sie Angst hatten, dann die Bilder nicht entsprechend gut verkaufen zu können. Das sind jetzt Unterstellungen, aber interessant ist doch, wie viele Leute involviert waren, und wie viele Leute diese Geschichten, diese wunderbaren Geschichten der Fälscher auch nur zu gerne auch glauben wollten - unter anderem Werner Spies, einer der doch angesehensten Kunsthistoriker in Deutschland, der mittlerweile sein Ansehen doch in weiten Teilen, man muss sagen, leider eingebüßt hat, weil er sich hat täuschen lassen.
Netz: In diesem Jahr gab es ja eine wahre Flut von Altmeister-Ausstellungen, geradezu Blockbuster-Qualitäten haben die angenommen. Was ist da los, warum strömen die Leute in diesem Jahr in eine Renaissance-Ausstellung in Berlin zum Beispiel?
Rauterberg: In gewisser Weise ist das, glaube ich, Zufall, dass in Berlin diese Renaissance-Ausstellung mit den Gesichtern der Renaissance zu sehen war, während gleichzeitig dann Leonardo ganz groß – jetzt noch zu sehen in London – gezeigt wurde. Übrigens, Tickets gibt es gibt es nur noch zu überwitzigen Schwarzmarktpreisen, für viele, die dort hinreisen, sei das gesagt. Gleichzeitig in München und in Florenz und. Es gab sehr viele Renaissance-Ausstellungen, das ist natürlich nicht großartig geplant, vor ein paar Jahren gab es dann auch mal großartige Barock-Ausstellungen, die auch sehr viel Publikum fanden. Aber es ist schon deutlich, dass neben der klassischen Moderne die Altmeister sich doch einer großen Beliebtheit erfreuen, und ich würde auch sagen, zu Recht. Weil man auf diesen Bildern immer wieder wirklich sehr viel erleben kann mit dem Auge, erfahren kann, dass sie sehr viele Reize haben, dass sie natürlich auch Bedeutung abstrahlen und jeder gerne diese Bedeutung auch für sich selbst erleben und erfahren möchte. Man muss allerdings auch dazufügen, so begeistert ich auch bin von dieser Ausstellung, wenn ich sie sehe, dass sie natürlich auch eine Schattenseite haben, nämlich man muss sehen, dass viele dieser Werke sich eigentlich nicht mehr besonders gut verschiffen und transportieren lassen. Es sind oft Bilder, die auf Holztafeln gemalt wurden, sehr empfindlich, sehr fragil, und wenn man die quer durch die Republik oder quer über die Kontinente verschifft, dann mag es erst mal so aussehen, als schade das den Bildern nicht. Aber langfristig gesehen, fangen sie dann doch an, Risse zu zeigen, oder die Oberflächen verändern sich, die Bilder verziehen sich, wenn auch erst mal unmerklich, dann ist es doch am Ende zum Schaden der Kunst. Und wir haben das gesehen in Dresden bei einer großen Madonnen-Ausstellung, wo auch die Stuppacher Madonna von Grünewald zu sehen ist, zusammen mit Raffael-Madonnen. Und bei dem Bild beispielsweise gab es auch eine große Kontroverse, weil viele Konservatoren gesagt haben, nein, diese Madonna darf eigentlich nicht mehr reisen, denn wir zeigen die Kunst, die wir doch eigentlich bewahren wollen, und dieses Zeigen führt dazu, dass man sie in Zukunft vielleicht nicht mehr wird zeigen, nicht mehr wird sehen können. Die Kunst leidet unter dieser Art von Museumszirkus, wie wir ihn global erleben.
Netz: Und ein weiteres großes Kunstereignis, Herr Rauterberg, war die Biennale von Venedig, wobei das diesmal kein so großes Ereignis war, oder?
Rauterberg: Die Hauptausstellung war, glaube ich, nicht besonders toll, also, mir hat sie nicht gut gefallen und vielen anderen Kritikern auch nicht. Wobei man sagen muss, dass es doch einige Hunderttausend Leute gegeben hat, die die Biennale besucht haben am Ende, also, Publikumszuspruch gab es. Bemerkenswert war, glaube ich, aus deutscher Perspektive, dass der deutsche Pavillon einen Goldenen Löwen bekommen hat für die Aufführung von Christoph Schlingensief, der dort eine Art Oratorium aufgeführt hat, noch mal auch, in der er seine eigene Krankheit, sein eigenes Krebsleiden noch mal, man muss sagen, zelebriert hat. Es war eine sehr eindrückliche Ausstellung.
Netz: Eine posthume Ausstellung auch, ja.
Rauterberg: Eine posthume Ausstellung, das ungewöhnlich ist, denn normalerweise werden da ja eigentlich nur Gegenwartskünstler gezeigt. Nein, aber ansonsten war es eher eine durchwachsene Ausstellung, tatsächlich haben in diesem Jahr die Skandale für mehr Aufmerksamkeit gesorgt als die Kunst im engeren Sinne selbst.
Netz: Sagt Hanno Rauterberg von der Wochenzeitung "Die Zeit" über das Kunstjahr 2011.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.