Das Wikipedia-Prinzip ist einfach. Theoretisch: Jeder, der einen Artikel beisteuern möchte zum größten Online-Lexikon der Welt, kann das tun. Er schreibt einen Artikel oder ein Lemma, wie das im Fachjargon heißt, und stellt ihn bei Wikipedia ein. Damit ist der Artikel für alle sichtbar – und von allen korrigierbar. Jeder, der es besser weiß, darf Änderungen vornehmen. Und Änderungen der Änderungen. Manchmal wird monatelang diskutiert, ergänzt, gestrichen.
Wenn die beteiligten Autoren sich über die Texte nicht einig werden, kann der Wikipedia-Administrator eingreifen und den Artikel für weitere Änderungen sperren – aus pragmatischen Gründen, damit nicht jeden Tag neue Versionen im Netz auftauchen. Weiter debattieren können die Beteiligten trotzdem - auf der Diskussionsseite. Der Journalist und Medienrechtler Wolfgang Stock ist begeistert vom Prinzip Wikipedia, bemängelt aber:
"Es gibt immer wieder Seiten, die taugen gar nichts oder sind einseitig oder sind einfach schlecht. Und genau diesen Unterschied zeigt einem Wikipedia nicht an."
Darum hat der Professor für Medienrecht an der Universität Viadrina in Frankfurt /Oder Wiki-Watch entwickelt. Wiki-Watch soll Wikipedia transparenter machen. Kern ist ein Computerprogramm, das in Sekundenschnelle die Statistiken über einen Wikipedia-Eintrag zusammenfasst. Statt auf wikipedia.de geht man dafür auf wiki-watch.de, gibt seinen Suchbegriff ein und bekommt zusätzlich zum wikipedia-Artikel Analyse der Entstehung: Wie viele Autoren an diesem Artikel geschrieben haben, wie viele Quellen benutzt wurden oder ob ein Edit-War tobte, also ein Kampf um die Löschung dieses Artikels.
"Je mehr Autoren es sind, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Artikel den Wissensstand widerspiegelt, der im Augenblick verfügbar ist. Die Zahl der Quellen ist ganz wichtig, da mangelt's an vielen Artikeln in Wikipedia. Und wenn ein Artikel wenig Quellen hat, dann muss man sagen, der ist nicht formal ausreichend, dass ich mich darauf verlassen kann."
Wikipedia hat klare Richtlinien, wann ein Artikel so relevant ist, dass er in eine Enzyklopädie gehört. Zum Beispiel Unternehmen ab einer bestimmten Größe oder Bedeutung, Köche mit mindestens einem Stern oder überregionaler Bekanntheit, oder Vereine mit signifikanter Mitgliederzahl. Aber diese Relevanzkriterien seien interpretierbar oder würden nicht immer eingehalten, kritisiert Wolfgang Stock.
"Selbst ob eine Seite umkämpft ist, ob da ein Edit-War herrscht, also ein Löschkrieg, wo sich verschiedene Leute ihre Einträge immer wieder rauslöschen, kann man selbst als Profi nur mit ziemlichem Aufwand erkennen, man muss Zeit investieren, man muss sich in komplizierte Strukturen begeben, um das herauszubekommen."
Pawel Richter dagegen bezweifelt den Nutzen von wiki-watch. Richter ist Geschäftsführer des deutschen Wikipedia-Unterstützervereins Wikimedia in Berlin.
"Die Frage ist aber durchaus angebracht, was denn die Anzahl der Autoren über die Qualität des Artikels aussagt."
Er widerspricht auch dem oft gemachten Vorwurf, die Administratoren hätten eine Monopolstellung in Wikipedia. Und ob ein Edit-War, also ein Kampf um die Löschung eines Inhalts stattgefunden habe, das allein sei noch kein Qualitätsmerkmal:
"Ganz häufig finden diese sogenannten Edit-Wars nicht um inhaltliche Positionierungen statt, sondern zum Beispiel ob ein bestimmter Link oder ein bestimmtes Bild eingebaut werden soll oder auch schlicht und ergreifend, es handelt sich um reinen Vandalismus, der sich halt wiederholt, und dann wird ein solcher Artikel gesperrt. Also nicht jeder Edit-War ist ja Resultat einer inhaltlichen Meinungsverschiedenheit."
Doch den Anspruch, die Artikel inhaltlich zu bewerten, erhebt Wiki-Watch gar nicht, stellt Projektinitiator Wolfgang Stock fest:
"Wir können jetzt mit statistischen Methoden nicht sagen, welche Version richtig wäre, das wär auch sehr vermessen, aber wir können sagen: Lieber User, vorsichtig: Hier hast du einen Artikel, um den wird gekämpft, um dessen Inhalt wird gekämpft."
Interessant ist vor allem, was Wiki-Watch sonst noch so anbietet. Zum Beispiel Einblick darin, wie der gigantische Verwaltungsapparat und die unzähligen Richtlinien von Wikipedia es einem Laien fast unmöglich machen, für das Online-Lexikon zu publizieren. Besonders lohnend sind auch die medienrechtlichen Artikel - welche Gerichtsurteile es zu Wikipedia bisher gibt und wie man sich gegen falsche Einträge wehren kann. Wiki-Watch ist also eine Art kritisches Portal zu Wikipedia, dem Projekt, das immer noch als basisdemokratisch gilt, sich aber in den Augen etlicher Kritiker schon längst davon verabschiedet hat.
Wenn die beteiligten Autoren sich über die Texte nicht einig werden, kann der Wikipedia-Administrator eingreifen und den Artikel für weitere Änderungen sperren – aus pragmatischen Gründen, damit nicht jeden Tag neue Versionen im Netz auftauchen. Weiter debattieren können die Beteiligten trotzdem - auf der Diskussionsseite. Der Journalist und Medienrechtler Wolfgang Stock ist begeistert vom Prinzip Wikipedia, bemängelt aber:
"Es gibt immer wieder Seiten, die taugen gar nichts oder sind einseitig oder sind einfach schlecht. Und genau diesen Unterschied zeigt einem Wikipedia nicht an."
Darum hat der Professor für Medienrecht an der Universität Viadrina in Frankfurt /Oder Wiki-Watch entwickelt. Wiki-Watch soll Wikipedia transparenter machen. Kern ist ein Computerprogramm, das in Sekundenschnelle die Statistiken über einen Wikipedia-Eintrag zusammenfasst. Statt auf wikipedia.de geht man dafür auf wiki-watch.de, gibt seinen Suchbegriff ein und bekommt zusätzlich zum wikipedia-Artikel Analyse der Entstehung: Wie viele Autoren an diesem Artikel geschrieben haben, wie viele Quellen benutzt wurden oder ob ein Edit-War tobte, also ein Kampf um die Löschung dieses Artikels.
"Je mehr Autoren es sind, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Artikel den Wissensstand widerspiegelt, der im Augenblick verfügbar ist. Die Zahl der Quellen ist ganz wichtig, da mangelt's an vielen Artikeln in Wikipedia. Und wenn ein Artikel wenig Quellen hat, dann muss man sagen, der ist nicht formal ausreichend, dass ich mich darauf verlassen kann."
Wikipedia hat klare Richtlinien, wann ein Artikel so relevant ist, dass er in eine Enzyklopädie gehört. Zum Beispiel Unternehmen ab einer bestimmten Größe oder Bedeutung, Köche mit mindestens einem Stern oder überregionaler Bekanntheit, oder Vereine mit signifikanter Mitgliederzahl. Aber diese Relevanzkriterien seien interpretierbar oder würden nicht immer eingehalten, kritisiert Wolfgang Stock.
"Selbst ob eine Seite umkämpft ist, ob da ein Edit-War herrscht, also ein Löschkrieg, wo sich verschiedene Leute ihre Einträge immer wieder rauslöschen, kann man selbst als Profi nur mit ziemlichem Aufwand erkennen, man muss Zeit investieren, man muss sich in komplizierte Strukturen begeben, um das herauszubekommen."
Pawel Richter dagegen bezweifelt den Nutzen von wiki-watch. Richter ist Geschäftsführer des deutschen Wikipedia-Unterstützervereins Wikimedia in Berlin.
"Die Frage ist aber durchaus angebracht, was denn die Anzahl der Autoren über die Qualität des Artikels aussagt."
Er widerspricht auch dem oft gemachten Vorwurf, die Administratoren hätten eine Monopolstellung in Wikipedia. Und ob ein Edit-War, also ein Kampf um die Löschung eines Inhalts stattgefunden habe, das allein sei noch kein Qualitätsmerkmal:
"Ganz häufig finden diese sogenannten Edit-Wars nicht um inhaltliche Positionierungen statt, sondern zum Beispiel ob ein bestimmter Link oder ein bestimmtes Bild eingebaut werden soll oder auch schlicht und ergreifend, es handelt sich um reinen Vandalismus, der sich halt wiederholt, und dann wird ein solcher Artikel gesperrt. Also nicht jeder Edit-War ist ja Resultat einer inhaltlichen Meinungsverschiedenheit."
Doch den Anspruch, die Artikel inhaltlich zu bewerten, erhebt Wiki-Watch gar nicht, stellt Projektinitiator Wolfgang Stock fest:
"Wir können jetzt mit statistischen Methoden nicht sagen, welche Version richtig wäre, das wär auch sehr vermessen, aber wir können sagen: Lieber User, vorsichtig: Hier hast du einen Artikel, um den wird gekämpft, um dessen Inhalt wird gekämpft."
Interessant ist vor allem, was Wiki-Watch sonst noch so anbietet. Zum Beispiel Einblick darin, wie der gigantische Verwaltungsapparat und die unzähligen Richtlinien von Wikipedia es einem Laien fast unmöglich machen, für das Online-Lexikon zu publizieren. Besonders lohnend sind auch die medienrechtlichen Artikel - welche Gerichtsurteile es zu Wikipedia bisher gibt und wie man sich gegen falsche Einträge wehren kann. Wiki-Watch ist also eine Art kritisches Portal zu Wikipedia, dem Projekt, das immer noch als basisdemokratisch gilt, sich aber in den Augen etlicher Kritiker schon längst davon verabschiedet hat.