Wie Steinmeier ergänzte, trauere Deutschland aber auch um die Opfer von Kriegen und Bürgerkriegen in der Gegenwart - und um jene, die in Deutschland Opfer von Terrorismus, Rassismus, Extremismus und Antisemitismus geworden seien.
Schneiderhan: Wer Frieden will, muss Demokratie stärken
Der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Schneiderhan, betonte, wer Frieden wolle, müsse die Demokratie stärken. Demokratie sei ein Mosaik, das aus vielen Teilen bestehe. Schneiderhan erinnerte an die bis zu 70 Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs. Deutschland habe nicht vergessen, dass von Berlin aus der Krieg geplant und ausgeführt wurde, bevor er auf Berlin zurückgeschlagen habe, betonte der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr. Man sei dankbar, dass die europäischen Nachbarländer, die zunächst Opfer des Kriegs gewesen seien, Deutschland die Hand gereicht hätten.
Schneiderhan sprach auch Russlands Krieg gegen die Ukraine an, in dem jeden Tag Menschen auf beiden Seiten getötet würden: "Die russischen Soldaten sind Teil einer brutalen Militärmaschinerie". Aber auch sie würden zu Opfern, um die getrauert werde. "Der Feldzug der russischen Führung richtet sich also nicht zuletzt auch gegen das eigene Volk."
Deutsch-rumänische Freundschaft in diesem Jahr im Zentrum
Die zentrale Gedenkstunde im Bundestag stand diesmal im Zeichen der deutsch-rumänischen Beziehungen und der Versöhnung der Menschen in Europa. Der rumänische Präsident Iohannis warb für ein Eintreten für Frieden, Demokratie und Freiheit. Zugleich mahnte er, auch die Erinnerung an die Opfer von Krieg, Gewalt und Diktaturen zu bewahren. Geschichtsvergessenheit führe zur Wiederholung der Fehler der Vergangenheit.
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sprach sich Iohannis in seiner auf Deutsch gehaltenen Rede im Bundestag für eine "stärkere und solidarischere" EU aus, um den heutigen Bedrohungen zu begegnen, die vielleicht die beunruhigendsten seit Ende des Zweiten Weltkrieges seien.
Am Volkstrauertag wird an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnert. 1922 fand im Deutschen Reichstag in Berlin auf Initiative des 1919 gegründeten Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge die erste offizielle Feierstunde in Erinnerung an die Kriegstoten des Ersten Weltkriegs statt. Während der NS-Diktatur machten NSDAP und Wehrmacht den Tag zum propagandistischen "Heldengedenktag". In der Bundesrepublik Deutschland wurde er Anfang der 1950er Jahre als Gedenktag für die Opfer der beiden Weltkriege und des Nationalsozialismus neu eingeführt. Der Volkstrauertag wird traditionell am zweiten Sonntag vor dem ersten Advent begangen.
Diese Nachricht wurde am 17.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.