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Aufsichtsrat bei der Deutschen Bank
Gabriels Wechsel in den Bank-Tower

Die Deutsche Bank will den ehemaligen SPD-Chef und Ex-Vize-Kanzler Sigmar Gabriel in ihren Aufsichtsrat holen. Deutschlands größtes Geldhaus hat nach eigenen Angaben einen Antrag zur Bestellung Gabriels beim Amtsgericht Frankfurt eingereicht. Die Nominierung stößt auf Kritik – aber nicht nur.

Von Mischa Ehrhardt |
Sigmar Gabriel, ehemaliger SPD-Vorsitzender und Außenminister
Sigmar Gabriel zur Deutschen Bank: Entscheidung fällt auf der Hauptversammlung (imago / Florian Gärtner)
Der frühere SPD-Vorsitzende, Vizekanzler und Außenminister soll im Aufsichtsrat der Deutschen Bank auf Jürg Zeltner folgen. Der hatte sein Mandat erst im vergangenen Sommer angetreten, er war Wunschkandidat des Großaktionärs Katar. Die Finanzaufsicht lehnte ihn aber wegen Interessenskonflikten ab. Die Bank sieht vor allem die Erfahrung Sigmar Gabriels als Bundespolitiker – etwa als Umwelt-, Wirtschafts- und Außenminister – als geeignet für ein Amt im Aufsichtsrat.
"Wir sehen, dass Sigmar Gabriel den Aufsichtsrat sehr, sehr gut ergänzen kann mit seiner Erfahrung als Wirtschafts- und Umweltpolitiker, mit seiner Erfahrung als stellvertretender Kanzler und mit seiner Erfahrung natürlich auch als Außenpolitiker ist das für uns als globale Bank sehr, sehr wichtig",
Sagt Deutsche-Bank-Sprecher Jörg Eigendorf beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Gabriel selbst äußerte sich in der Mitteilung der Bank. Er wolle einen dazu Beitrag leisten, dass die Deutsche Bank ihre Chance wahrnimmt und ihrer Verantwortung nachkommt, die Zukunft der deutschen und europäischen Wirtschaft mit zu gestalten.
Kann Gabriel Bank?
Manche Beobachter fragen sich allerdings, ob Gabriel für den Aufsichtsrat einer Bank ausreichend Wissen mitbringt. Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz:
"Herr Gabriel ist sicherlich für mich nicht der absolute Experte im Bereich der Finanzindustrie. Da hätte ich mir besser jemanden vorstellen können, der das Unternehmen auch inhaltlich voranbringt, als einen Ex-Politiker, der zweifellos über ein gewisses Netzwerk verfügt, aber doch für die Bank inhaltlich vielleicht nicht ganz der richtige ist".
Allerdings – Sigmar Gabriel kennt sich auch in Unternehmen aus. So saß er als Ministerpräsident des Landes Niedersachsen auch im Präsidium des Aufsichtsrates von Volkswagen. Auch gehörte er vier Jahre lang dem Verwaltungsrat der staatlichen Förderbankengruppe KfW an. Bankenexperte Wolfgang Gerke hält diese Nominierung deswegen für wenig problematisch.
"Ich habe damit nicht direkt gerechnet, er ist nicht der typische Banker. Aber so überraschend ist das nicht. Sigmar Gabriel sucht eine neue Aufgabe, er ist hochqualifiziert durch seine früheren Tätigkeiten, die natürlich nicht gerade im Bankbereich sind, aber die ihn natürlich auch als Manager, als jemand der gut vernetzt ist, ausweisen".
Die Bank jedenfalls steht vor einer Menge Herausforderungen. Durch vor allem hausgemachte Probleme ist der Aktienkurs in den vergangenen Jahren eingebrochen, zudem machen Niedrigzinsen der Bank zu schaffen. Ein drastischer Sparkurs soll die Bank wieder flott machen. Aufsichtsratschef Paul Achleitner soll Sigmar Gabriel als Aufsichtsratskandidat angefragt haben.
Entscheidung fällt auf der Hauptversammlung
Auch habe man sich im Vorfeld mit den Aufsichtsbehörden abgestimmt. Die Bank wollte das nicht bestätigen. Sigmar Gabriel wird nach Auskunft der Bank nun erst gerichtlich bestellt, im Mai stellt er sich dann den Aktionären auf der Hauptversammlung des Geldhauses zur Wahl. Das werde noch einmal spannend, mein Aktionärsschützer Klaus Nieding:
"Wir müssen mal gucken, wie sich die internationalen Stimmrechtsberater zu diesem Thema positionieren. Und da wird man sehen, welche Empfehlungen hier rausgegeben werden für die großen institutionellen Investoren. Also das kann durchaus spannend werden im Mai".