Jule Reimer: Seit zehn Jahren wird im kanadischen Saskatchewan das klimaschädliche Kohlendioxid unter die Erde gepumpt. Der Energiekonzern Cenovus schlägt dabei zwei Fliegen mit einer Klappe. Das darüber liegende Erdölfeld lässt sich besser ausbeuten und gleichzeitig wird das Klimagas CO2 entsorgt. Genau dieses Weyburn-Projekt sorgt derzeit im ostdeutschen Brandenburg für große Unruhe. In Potsdam bin ich mit unserem Landeskorrespondenten Axel Flemming verbunden. Herr Flemming, was ist da los?
Axel Flemming: Es gibt zwei Stellen, die das Ganze mit kritischen und mit großen Augen beobachten. Das ist einmal das GFZ, das Geoforschungszentrum hier in Potsdam auf dem Telegrafenberg. Die betreiben in Ketzin, einem kleinen Ort an der Havel, CCS-Forschung. Das heißt, sie pumpen dort gezielt Kohlendioxid unter die Erde und messen dann, was passiert eigentlich, was bleibt davon unten. Bislang, sagen sie - seit 2004 läuft das Projekt -, sind 45.000 Tonnen in etwa 700 Meter Tiefe gepumpt worden und alles ist dicht, und das soll auch noch ein bisschen weitergehen und sie verweisen darauf, dass es eben einen Unterschied gibt zwischen Öl auf der einen Seite wie in Kanada und auf der anderen Seite wie hier in Brandenburg. Auf der anderen Seite gibt es natürlich aber die Leute, die ganz kritisch hinsehen. Das sind nämlich die Bürgerinitiativen, die weiterhin von einer Hochrisikotechnik sprechen und denen das Ganze überhaupt nicht gefällt.
Reimer: Es gab ja diese beunruhigenden Meldungen über tote Tiere in Weyburn im kanadischen Bundesstaat Saskatchewan. Haben denn die Brandenburger Ministerien in irgendeiner Form darauf reagiert?
Flemming: Na ja, das Interessante ist, dass Sachen gleichzeitig passieren, ohne dass sie einen kausalen Zusammenhang haben. Aber der Wirtschaftsminister beispielsweise, Ralf Christoffers von der Partei Die Linke, der möchte die Erkundung erlauben, dass hier also in Brandenburg diese CCS-Technik ausprobiert wird, und hat den Hauptbetriebsplan genehmigt für solche Sachen. Das ist eine technische Geschichte, eine gesetzliche Geschichte, aber es ist natürlich auch so, dass der Mann der Partei Die Linke angehört, und die sieht das Ganze durchaus problematisch und verweist auf den Koalitionsvertrag. Da habe ich jetzt mal nachgeblättert und da steht, eine wichtige Option ist die CCS-Technologie zum einen, aber zum anderen auch die Sicherheit der Bevölkerung muss dabei oberste Priorität haben. Die Speicherung von CO2 muss so erfolgen, dass Menschen und ihr Eigentum nicht gefährdet, die persönliche und wirtschaftliche Nutzung ihrer Grundstücke sowie die natürlichen Lebensgrundlagen von Tieren und Pflanzen nicht beeinträchtigt werden. Und das genau gilt es natürlich nach solchen Vorfällen zu prüfen. CO2 ist schwerer als Luft, ist zwar Bestandteil von Luft, aber ist schwerer als Sauerstoff auf jeden Fall. Das heißt, das sammelt sich durchaus am Boden an, wenn es unter den Boden gepresst ist und da irgendwie hervorkommen kann.
Reimer: Wie wollen die Behörden weiter vorgehen?
Flemming: Na ja, es ist so, dass es einen Antrag gibt von Vattenfall. Die möchten das Ganze gerne ausprobieren. Der schwedische Energiekonzern, der ist ja in Brandenburg tätig, baut Kohle ab zum einen und hat auf der anderen Seite auch Braunkohlekraftwerke. Das sind nach Ansicht der Umweltschützer auf jeden Fall CO2-Schleudern. Die haben da ein Problem, wenn tatsächlich dieses In-die-Luft-Pusten von Kohlendioxid besteuert wird oder irgendwie teuer wird. Das heißt, da muss man etwas machen, und das wollen die auch gerne. Sie haben jetzt schon ein Versuchskraftwerk in Schwarze Pumpe, wo das abgezweigt wird. Das ist ja dieses "Capture" in diesem Begriff CCS. Sie wollen das Ganze aber natürlich auch unter die Erde bringen, damit das Problem für sie sozusagen erledigt ist.
Reimer: Ist es falsch oder richtig, dass Brandenburg besonders im Fokus dieser CCS-Projekte steht, dass das anderswo in der Bundesrepublik gar nicht so praktiziert wird?
Flemming: Es sind diese Versuche zum einen vom Geoforschungszentrum, um das Ganze wissenschaftlich zu erkunden, und zum anderen natürlich das wirtschaftliche Interesse daran, so etwas wirklich mal in größerem Maßstab auszuprobieren. Da gibt es zwei Orte. Da gibt es Beskow - das ist ein gemütlicher kleiner Ort, und als ich das erste Mal da durchgefahren bin und der Protest sich manifestierte, wunderte ich mich schon, wirklich Spruchbänder an den Zäunen, aus dem Rathaus hängt was heraus - und dann im Oderbruch. Die Leute haben schlicht und einfach Angst, dass sie als Versuchskaninchen missbraucht werden.
Axel Flemming: Es gibt zwei Stellen, die das Ganze mit kritischen und mit großen Augen beobachten. Das ist einmal das GFZ, das Geoforschungszentrum hier in Potsdam auf dem Telegrafenberg. Die betreiben in Ketzin, einem kleinen Ort an der Havel, CCS-Forschung. Das heißt, sie pumpen dort gezielt Kohlendioxid unter die Erde und messen dann, was passiert eigentlich, was bleibt davon unten. Bislang, sagen sie - seit 2004 läuft das Projekt -, sind 45.000 Tonnen in etwa 700 Meter Tiefe gepumpt worden und alles ist dicht, und das soll auch noch ein bisschen weitergehen und sie verweisen darauf, dass es eben einen Unterschied gibt zwischen Öl auf der einen Seite wie in Kanada und auf der anderen Seite wie hier in Brandenburg. Auf der anderen Seite gibt es natürlich aber die Leute, die ganz kritisch hinsehen. Das sind nämlich die Bürgerinitiativen, die weiterhin von einer Hochrisikotechnik sprechen und denen das Ganze überhaupt nicht gefällt.
Reimer: Es gab ja diese beunruhigenden Meldungen über tote Tiere in Weyburn im kanadischen Bundesstaat Saskatchewan. Haben denn die Brandenburger Ministerien in irgendeiner Form darauf reagiert?
Flemming: Na ja, das Interessante ist, dass Sachen gleichzeitig passieren, ohne dass sie einen kausalen Zusammenhang haben. Aber der Wirtschaftsminister beispielsweise, Ralf Christoffers von der Partei Die Linke, der möchte die Erkundung erlauben, dass hier also in Brandenburg diese CCS-Technik ausprobiert wird, und hat den Hauptbetriebsplan genehmigt für solche Sachen. Das ist eine technische Geschichte, eine gesetzliche Geschichte, aber es ist natürlich auch so, dass der Mann der Partei Die Linke angehört, und die sieht das Ganze durchaus problematisch und verweist auf den Koalitionsvertrag. Da habe ich jetzt mal nachgeblättert und da steht, eine wichtige Option ist die CCS-Technologie zum einen, aber zum anderen auch die Sicherheit der Bevölkerung muss dabei oberste Priorität haben. Die Speicherung von CO2 muss so erfolgen, dass Menschen und ihr Eigentum nicht gefährdet, die persönliche und wirtschaftliche Nutzung ihrer Grundstücke sowie die natürlichen Lebensgrundlagen von Tieren und Pflanzen nicht beeinträchtigt werden. Und das genau gilt es natürlich nach solchen Vorfällen zu prüfen. CO2 ist schwerer als Luft, ist zwar Bestandteil von Luft, aber ist schwerer als Sauerstoff auf jeden Fall. Das heißt, das sammelt sich durchaus am Boden an, wenn es unter den Boden gepresst ist und da irgendwie hervorkommen kann.
Reimer: Wie wollen die Behörden weiter vorgehen?
Flemming: Na ja, es ist so, dass es einen Antrag gibt von Vattenfall. Die möchten das Ganze gerne ausprobieren. Der schwedische Energiekonzern, der ist ja in Brandenburg tätig, baut Kohle ab zum einen und hat auf der anderen Seite auch Braunkohlekraftwerke. Das sind nach Ansicht der Umweltschützer auf jeden Fall CO2-Schleudern. Die haben da ein Problem, wenn tatsächlich dieses In-die-Luft-Pusten von Kohlendioxid besteuert wird oder irgendwie teuer wird. Das heißt, da muss man etwas machen, und das wollen die auch gerne. Sie haben jetzt schon ein Versuchskraftwerk in Schwarze Pumpe, wo das abgezweigt wird. Das ist ja dieses "Capture" in diesem Begriff CCS. Sie wollen das Ganze aber natürlich auch unter die Erde bringen, damit das Problem für sie sozusagen erledigt ist.
Reimer: Ist es falsch oder richtig, dass Brandenburg besonders im Fokus dieser CCS-Projekte steht, dass das anderswo in der Bundesrepublik gar nicht so praktiziert wird?
Flemming: Es sind diese Versuche zum einen vom Geoforschungszentrum, um das Ganze wissenschaftlich zu erkunden, und zum anderen natürlich das wirtschaftliche Interesse daran, so etwas wirklich mal in größerem Maßstab auszuprobieren. Da gibt es zwei Orte. Da gibt es Beskow - das ist ein gemütlicher kleiner Ort, und als ich das erste Mal da durchgefahren bin und der Protest sich manifestierte, wunderte ich mich schon, wirklich Spruchbänder an den Zäunen, aus dem Rathaus hängt was heraus - und dann im Oderbruch. Die Leute haben schlicht und einfach Angst, dass sie als Versuchskaninchen missbraucht werden.