Studie
Aufstieg der AfD lässt Abwanderungs-Gedanken aufkommen

Der Aufstieg der AfD bereitet vielen in Deutschland zunehmend Sorge. Nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund überlegen, das Land deshalb zu verlassen. Das geht aus einer Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) hervor.

    In Gera hält eine Demonstrantin ein Plakat mit der Aufschrift "EKELHafd" während einer Kundgebung für ein weltoffenes Thüringen hoch.
    Der Aufstieg der AfD bereitet vielen Menschen Sorge - einige hegen sogar Abwanderungsgedanken. (picture alliance / dpa-Zentralbild / Peter Endig)
    "Ablehnung, Angst und Abwanderungspläne: Die gesellschaftlichen Folgen des Aufstiegs der AfD" heißt die Analyse des DeZIM. Demnach überlegt fast jede zehnte Person mit Migrationshintergrund (9,3 Prozent) in Anbetracht der AfD-Erfolge ernsthaft, Deutschland zu verlassen. Besonders stark ausgeprägt ist dieser Gedanke bei Menschen mit Wurzeln in der Region Nordafrika und Nahost, also überwiegend arabischsprachigen Ländern. In dieser Gruppe liegt der Anteil bei fast 19 Prozent.
    Sollte die AfD in einem Bundesland an die Macht kommen, sind der Studie zufolge noch stärkere Abwanderungsbewegungen zu erwarten: So planen 12,5 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund, in diesem Fall in ein anderes Bundesland zu ziehen. Auch hier ist der Anteil bei Menschen aus der Region Nordafrika und Nahost mit gut 24 Prozent deutlich höher. Doch: Nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund denken über einen Umzug nach. Auch bei den übrigen Befragten liegt der Anteil jener, die zumindest hypothetisch Abwanderungsgedanken ins Ausland hegen, bei fast zwölf Prozent.
    Die Umfrage zeigt, dass eine klare Mehrheit die AfD als demokratiefeindlich (72,4 Prozent), rassistisch (80 Prozent) und extremistisch (76,9 Prozent) einstuft. Rund 71 Prozent der Befragten sehen sie nicht als eine Partei "wie jede andere". Diese Einschätzungen sind weitgehend unabhängig von Faktoren wie Herkunft oder politischer Einstellung. Einzig AfD-Anhänger bewerten ihre Partei selten als demokratiefeindlich (3,3 Prozent), rassistisch (5,2 Prozent) oder extremistisch (3,9 Prozent).

    Gefahr für Unternehmen und Demokratie

    Studienleiterin Sabrina Zajak vom DeZIM betrachtet die Ergebnisse mit großer Sorge. Zum einen drohe sich das Problem des Fach- und Arbeitskräftemangels eklatant zu verschärfen, sollten Menschen abwandern oder aus Sorge vor rassistischen Anfeindungen erst gar nicht nach Deutschland kommen, sagte Zajak dem Deutschlandfunk. Zudem sieht sie eine Gefahr für die plurale und offene Demokratie - es drohe eine soziale, kulturelle und politische Verarmung des Landes.
    Befragt wurden für die repräsentative Studie rund 3.100 Personen im März dieses Jahres, also vor den AfD-Erfolgen bei der Europa- und den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen.
    Das vollständige Interview mit Sabrina Zajak hören Sie am Freitag ab 16.35 Uhr in der Sendung "Forschung Aktuell".
    Diese Nachricht wurde am 06.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.