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Aufteilung in Gut und Böse
Retten uns die Superhelden?

Ein neuer "Star Wars"-Film läuft in unseren Kinos an. Das "Star Wars"-Franchise oder das Kino all der Superhelden zeichnet eine klare Grenze zwischen Gut und Böse. Was führt uns das zeitgenössische Blockbuster-Kino damit eigentlich vor? Welche Weltsicht bietet es an? Und was könnte das in heutigen Zeiten bedeuten?

Von Hartwig Tegeler |
    Batman (Michael Keaton, links) stellt den Joker (Jack Nicholson)
    Schuld ist immer der Joker. Superheldenfilme führen uns meist eine einfache Welt vor (imago stock&people/United Archives)
    Auf der Welt herrscht Krieg. Mal wieder oder auch: wie immer. Jedenfalls entbrennt in "Rogue One" erneut der Kampf zwischen den Rebellen und dem Imperium. Und die, die sich schon aufgegeben hatten, die abgehängt waren von den Chancen jeglicher Entwicklung, die aus den erodierten Industriestädten, den ausgedünnten Landstrichen, denen sagt der Held: Schuld sind immer die anderen, die Chinesen oder Darth Vader oder die Globalisierung oder der Joker oder eben die in Washington, Brüssel oder Berlin. Damit sind wir nun … Wohin sind wir eigentlich geraten? In ein Superhelden-Franchise? In einen alten oder neuen "Star-Wars"-Film? Oder hängen wir ideologisch immer noch im US-Wahlkampf? Oder schon im deutschen Bundestags-Vorwahlkampf? Egal, einer wird als "Messias" die Rettung bringen. Wird er sagen. Donald Trump oder ein anderer aus der Liga der vorgeblich Gerechten.
    Message: Nicht Diskurs, sondern der Krieg rettet die Welt
    Was das Nachdenken über die gesellschaftlichen Auswirkungen von audiovisuellen Bildern angeht, sind wir bei Videospielen um Einiges weiter als beim Kino. Der Gamer und Nerd, der vor seinem Computer hängt und nach der Aufnahme von zu viel gewalttätigen Bildern gar - möglicherweise - selbst gewalttätig wird, er ist gerne gut für eine Schlagzeile, für mahnende Politikerworte, inzwischen aber durchaus Gegenstand seriöser Forschung. Und an ihm scheiden sich seit Jahren die forschenden Geister. Alles harmlos, sagen die einen Studien. Von wegen, behaupten die anderen. Bestimmte Spiele seien schädlich für die Entwicklung von Empathie und in Verbindung beispielsweise mit einer gewalttätigen Erziehung in prekären sozialen Verhältnissen förderten sie aggressives Verhalten. Ziemlich unter den Tisch fällt bei solchen Überlegungen allerdings meist, dass nicht nur Videos im heimischen Kämmerlein, sondern auch die große Leinwand des Kinos permanent Geschichten anbietet, die auffordern, dem anderen zwecks Problemlösung auf die Birne zu hauen. Nicht der kommunikative Diskurs, sondern Krieg rettet Welt und Zivilisation.
    Das Problem ist die Vereinfachung
    Das Problem an den sich in gefühlter Unendlichkeit wie in einem Dauer-Loop ausbreitenden Superhelden-Universen, inklusive implementierter Weltrettungs-Phantasien, ist nicht die Verrohung, nicht einmal die Gewalt. Nein, das Problem ist die Vereinfachung. Die Filme führen uns vor - und passen damit exakt in das Weltbild von Trump, AfD und Populisten jeglicher Couleur -, sie führen uns eine einfache, überschaubare und natürlich vom Bösen zu befreiende Welt vor. Und bilden damit den fundamentalen visuellen wie ideologischen Kontrapunkt zu der "Unübersichtlichkeit einer globalisierten, überkomplexen, kaum politisch einhegbaren Weltgesellschaft", um es mit den Worten des Soziologen und Kursbuch-Herausgebers Armin Nassehi zu sagen. Die Blockbuster-Superhelden machen ein Angebot. Die Welt nämlich einfach aufgeteilt in Gut und Böse wahrzunehmen. Ein Angebot, wie gesagt. Allerdings eines, das Türen, ach was, Tore für Rattenfänger sperrangelweit aufreißt, wenn es auf eine tiefe psychische wie soziale Verunsicherung trifft. Mit den 140 Zeichen einer Twitter-Botschaft - Donald Trump macht damit ja gern Politik - lässt sich die Welt nicht retten, aber durchaus, wie in diesen Tagen immer wieder zu sehen, zum vorhandenen Chaos noch eine Menge drauf häufen. Übrigens genau die Strategie, die der Joker in den "Batman"-Filmen durchzieht: Chaos verbreiten! Und einer, erzählt uns das Blockbuster-Kino, wird sich dann schon den großen Besen schnappen und ausfegen. Ohne Rücksicht auf Verluste.