Mit 18 hat es angefangen. Anna Sumner wird nicht mehr richtig wach. Ganz egal, wie lange sie geschlafen hat.
"Sie hat das immer auf ihren Stundenplan geschoben, auf das Wetter, auf die Hitze. Doch als sie dann ihr Jurastudium beendet und einen Job in einer Anwaltskanzlei hatte, da hat sie gemerkt, dass sie einfach zu viel Schlaf braucht. Mehr, als alle anderen."
Nach Feierabend fällt sie direkt ins Bett. Ihr Sozialleben kommt völlig zum Erliegen, erinnert sich einer ihrer Ärzte, der Neurologe David Rye.
"Sie hat 14, 15, 16 Stunden pro Nacht geschlafen, manchmal sogar 30 Stunden. Einmal hat sie einen Termin vor Gericht verpasst und sie haben die Polizei bei ihr vorbeigeschickt, um sie aus dem Bett zu holen."
Anna Sumner ist Ende 20, als sie das erste Mal im Schlafzentrum der Emory-Uniklinik in Atlanta auftaucht. Ihre Diagnose: Hypersomnie, Schlafsucht. Sie kann nicht mehr arbeiten.
"Diese Patienten brauchen extrem viel Schlaf - doch selbst nach elf Stunden fühlen sie sich nicht erholt und taumeln benommen herum."
Normalerweise werden die Patienten mit Amphetaminen behandelt, mit Aufputschmitteln, was aber wenig bringt. Sie sind dann zwar körperlich wach, fühlen sich aber immer noch benebelt. David Rye und seine Kollegen haben das in der Klinik immer wieder beobachtet - und daraus folgenden Schluss gezogen:
"Wenn es nichts bringt, das Gaspedal zu treten, dann liegt das vielleicht daran, dass die Handbremse noch angezogen ist und dass das das eigentliche Problem ist."
Das Team hat Anna Sumner und 31 weitere Hypersomnie-Patienten untersucht. Und tatsächlich etwas gefunden. Eine Substanz, die die Handbremse im Gehirn immer weiter anzieht. Ein körpereigenes Schlafmittel.
"Diese Substanz befindet sich in ihrer Hirnflüssigkeit. Sie funktioniert wie ein herkömmliches Schlafmittel: Sie regt einen bestimmten Neurotransmitter an, der die Aktivität im Gehirn praktisch herunterfährt. Nur dass diese Patienten keine Schlafmittel genommen haben, sondern es selbst bilden."
Wo diese Substanz gebildet wird und warum, ist unklar. Aber: Es gibt bereits ein Gegenmittel: Flumazenil. Mit Flumazenil werden eigentlich Patienten behandelt, die zu viel Beruhigungsmittel genommen haben, Valium zum Beispiel. Flumazenil hält aber auch das körpereigene Schlafmittel in Schach.
"Als unsere Patienten Flumazenil bekommen haben, wachten sie auf, wurden sehr aufmerksam, und haben bei Reaktionstests fast normal abgeschnitten."
Zum ersten Mal seit Jahren ist Anna Sumner wieder wach. Sie will das Mittel unbedingt weiternehmen. Das Problem ist nur: Flumazenil gibt es nur als Infusion, alles andere als alltagstauglich. Also haben sich die Ärzte den Rohwirkstoff besorgt und ihn zu Tabletten verarbeiten lassen, die man sich unter die Zunge kleben kann. Sie dürfen Anna Sumner weiterbehandeln - mit einer Sondergenehmigung der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA.
"Sie arbeitet jetzt seit vier Jahren wieder als Anwältin - mithilfe dieses Medikaments."
Bei Anna Sumner seien bislang keine Nebenwirkungen aufgetreten, sagt der Schlafmediziner. Er würde gerne mehr Patienten mit Flumazenil behandeln. Doch:
"Die Menge an Flumazenil, die in den USA produziert wird, würde gerade mal für vier Patienten reichen! Ich habe aber Dutzende - und andere Ärzte auch."
David Rye geht davon aus, dass einer von 800 Menschen an einer Hypersomnie leidet. Und dass bei etwa zwei Dritteln davon das körpereigene Schlafmittel eine zentrale Rolle spielt. Das Medikament Flumazenil könnten ihnen vielleicht auch ein normales Leben ermöglichen.
"Sie hat das immer auf ihren Stundenplan geschoben, auf das Wetter, auf die Hitze. Doch als sie dann ihr Jurastudium beendet und einen Job in einer Anwaltskanzlei hatte, da hat sie gemerkt, dass sie einfach zu viel Schlaf braucht. Mehr, als alle anderen."
Nach Feierabend fällt sie direkt ins Bett. Ihr Sozialleben kommt völlig zum Erliegen, erinnert sich einer ihrer Ärzte, der Neurologe David Rye.
"Sie hat 14, 15, 16 Stunden pro Nacht geschlafen, manchmal sogar 30 Stunden. Einmal hat sie einen Termin vor Gericht verpasst und sie haben die Polizei bei ihr vorbeigeschickt, um sie aus dem Bett zu holen."
Anna Sumner ist Ende 20, als sie das erste Mal im Schlafzentrum der Emory-Uniklinik in Atlanta auftaucht. Ihre Diagnose: Hypersomnie, Schlafsucht. Sie kann nicht mehr arbeiten.
"Diese Patienten brauchen extrem viel Schlaf - doch selbst nach elf Stunden fühlen sie sich nicht erholt und taumeln benommen herum."
Normalerweise werden die Patienten mit Amphetaminen behandelt, mit Aufputschmitteln, was aber wenig bringt. Sie sind dann zwar körperlich wach, fühlen sich aber immer noch benebelt. David Rye und seine Kollegen haben das in der Klinik immer wieder beobachtet - und daraus folgenden Schluss gezogen:
"Wenn es nichts bringt, das Gaspedal zu treten, dann liegt das vielleicht daran, dass die Handbremse noch angezogen ist und dass das das eigentliche Problem ist."
Das Team hat Anna Sumner und 31 weitere Hypersomnie-Patienten untersucht. Und tatsächlich etwas gefunden. Eine Substanz, die die Handbremse im Gehirn immer weiter anzieht. Ein körpereigenes Schlafmittel.
"Diese Substanz befindet sich in ihrer Hirnflüssigkeit. Sie funktioniert wie ein herkömmliches Schlafmittel: Sie regt einen bestimmten Neurotransmitter an, der die Aktivität im Gehirn praktisch herunterfährt. Nur dass diese Patienten keine Schlafmittel genommen haben, sondern es selbst bilden."
Wo diese Substanz gebildet wird und warum, ist unklar. Aber: Es gibt bereits ein Gegenmittel: Flumazenil. Mit Flumazenil werden eigentlich Patienten behandelt, die zu viel Beruhigungsmittel genommen haben, Valium zum Beispiel. Flumazenil hält aber auch das körpereigene Schlafmittel in Schach.
"Als unsere Patienten Flumazenil bekommen haben, wachten sie auf, wurden sehr aufmerksam, und haben bei Reaktionstests fast normal abgeschnitten."
Zum ersten Mal seit Jahren ist Anna Sumner wieder wach. Sie will das Mittel unbedingt weiternehmen. Das Problem ist nur: Flumazenil gibt es nur als Infusion, alles andere als alltagstauglich. Also haben sich die Ärzte den Rohwirkstoff besorgt und ihn zu Tabletten verarbeiten lassen, die man sich unter die Zunge kleben kann. Sie dürfen Anna Sumner weiterbehandeln - mit einer Sondergenehmigung der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA.
"Sie arbeitet jetzt seit vier Jahren wieder als Anwältin - mithilfe dieses Medikaments."
Bei Anna Sumner seien bislang keine Nebenwirkungen aufgetreten, sagt der Schlafmediziner. Er würde gerne mehr Patienten mit Flumazenil behandeln. Doch:
"Die Menge an Flumazenil, die in den USA produziert wird, würde gerade mal für vier Patienten reichen! Ich habe aber Dutzende - und andere Ärzte auch."
David Rye geht davon aus, dass einer von 800 Menschen an einer Hypersomnie leidet. Und dass bei etwa zwei Dritteln davon das körpereigene Schlafmittel eine zentrale Rolle spielt. Das Medikament Flumazenil könnten ihnen vielleicht auch ein normales Leben ermöglichen.