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Aufwind für Hywind

Energie.- Vor sieben Jahren stellten die Dänen die ersten Windenergieanlagen ins Meer. Mittlerweile wird der Platz vor den Küsten eng, sodass die Forschung über Alternativen nachdenken muss. Eine sind Windkraftanlagen, die schwimmen.

Von Monika Seynsche |
    Wenn das Wetter mitspielt, wollen Finn Gunnar Nielsen und seine Kollegen Ende dieser Woche die erste große Windenergieanlage der Welt in Betrieb nehmen, die auf dem Meer schwimmt.

    "Es ist ein langer, schmaler Zylinder, der senkrecht im Wasser schwimmt. Von der Wasseroberfläche aus reicht er bis in 100 Meter Tiefe. Über dem Wasser sitzt dann die Anlage auf dem Zylinder und die sieht aus, wie jede andere Windturbine, mit Turm, Nabe und Rotorblättern. Das Ganze ist mit drei Ankerleinen am Meeresboden vertäut und mit einem Stromkabel verbunden."

    Die Ingenieure der norwegischen Firma StatoilHydro haben den unteren Teil ihres Zylinders mit Ballast gefüllt, den oberen Teil mit Luft, die für den nötigen Auftrieb sorgt. Dadurch funktioniert der Zylinder ähnlich wie ein Stehauf-Männchen. Im Juni haben die Ingenieure das fertige Windrad aufs Meer hinausgeschleppt und etwa zehn Kilometer vor der norwegischen Küstenstadt Stavanger vertäut. Mittlerweile ist auch das Stromkabel verlegt und im Moment laufen die letzten Tests, bevor die Anlage in Betrieb gehen kann.

    "Wir wollen die Anlage dann etwa zwei Jahre lang laufen lassen, sie dabei kontinuierlich überwachen und Daten sammeln. Die können wir nutzen, um das Konzept noch zu verbessern."

    Die Windturbine der Norweger ist nicht die erste schwimmende Windenergieanlage der Welt, aber es ist die erste, die eine Leistung von über zwei Megawatt erbringt.

    "Unsere Anlage ist so gebaut, dass sie auch einem Jahrhundertsturm in der Nordsee mit Wellenhöhen von 14, 15 Metern gewachsen ist. Die bisherigen Konzepte dagegen sind auf relativ ruhige Wellenverhältnisse angewiesen. Das ist der große Unterschied."

    "Hywind" haben die Norweger ihre schwimmende Testturbine getauft. Jason Jonkman vom Nationalen Windtechnologiezentrum der USA hält sie für ein vielversprechendes Konzept.

    "Der große Vorteil der Hywind-Anlage ist, dass es ein sehr stabiles System ist. Durch den großen Tiefgang und den vielen Ballast schwimmt die Anlage sehr ruhig im Wasser und schaukelt nicht so stark auf den Wellen wie es bei anderen Systemen der Fall ist. Aber der große Tiefgang ist eben gleichzeitig auch der Nachteil dieses Systems. Für das Hywind-System brauchen Sie große Wassertiefen. In Norwegen ist das kein Problem, da gibt es tiefe Fjorde, in denen sie die Anlage zusammenbauen können und sie dann nur noch aufs Meer hinausschleppen müssen. Aber in anderen Regionen wie den USA fehlen diese sehr tiefen Häfen. Dort müssten Sie den Zylinder und die Turbine getrennt aufs Meer hinausbringen und sie dort erst zusammenbauen. Das könnte sehr teuer werden. Meiner Ansicht nach ist es ein großartiges Konzept für Norwegen, aber nicht ganz so großartig für die USA."

    Finn Gunnar Nielsen ist trotzdem überzeugt davon, auch außerhalb Norwegens Abnehmer für seine Windturbine zu finden. Denn in geschützteren Meeresregionen könnte die Anlage, so hofft er, auch mit einem kürzeren und damit leichter zu installierenden Zylinder auskommen.

    "Es gibt weltweit viele Küstenregionen mit guten Windverhältnissen, vielen Anwohnern und großen Wassertiefen. Vor Kalifornien etwa, vor Portugal, Spanien oder auch vor der Küste Japans. Dort überall sind große Gebiete mit Wassertiefen von über 100 Metern."