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Augenkrebs durch Handys?

Medizin. - Essener Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Handybenutzer ein statistisch höheres Risiko haben, an Augenkrebs zu erkranken als Personen, die kein Mobiltelefon benutzen. Bei einem Pressegespräch erläuterten sie die Hintergründe ihrer Entdeckung.

    Ob wir wirklich eine Botschaft für die Allgemeinheit ableiten können, wage ich zu bezweifeln", schränkt der Leiter der Arbeitsgruppe an der Essener Uniklinik Andreas Stang ein. Immerhin hatte ihre Studie ergeben, dass Handybenutzer ein dreimal höheres Augenkrebs-Risiko tragen als andere. Die Wissenschaftler hatten zwischen 1996 und 1998 118 Personen, die an Uvealmelanom erkrankt waren, und eine Vergleichsgruppe von 475 gesunden Personen nach ihrem Gebrauch von Funkgeräten und Handys gefragt. Jugendliche wurden von der Untersuchung nicht berücksichtigt. Das statistisch erhöhte Risiko ist allerdings für die Essener Mediziner eher ein Ansporn als eine feste Erkenntnis. "Wir haben zunächst nur eine neue Hypothese, an der wir jetzt wissenschaftlich mit Eile arbeiten sollten", so Stang. Eine allgemeine Warnung hält er zu gegenwärtigen Zeitpunkt für übertrieben.

    Für kommende Studien hat der Epidemiologe bereits die Anforderungen abgesteckt: "Wir würden uns größere Zahlen wünschen, damit die Risikoabschätzung besser funktioniert. Außerdem wünschen wir uns unbedingt eine genauere Erfassung der Benutzung von Funkgeräten und Handys." Möglicherweise könnten die Essener dann auch herausfinden, wie der Augenkrebs eigentlich ausgelöst wird. Denn weder darüber noch über den Ablauf der Entartung weiß man derzeit genaueres. Dabei ist das Uvealmelanom der bei Erwachsenen häufigste bösartige Tumor im Augenbereich.

    Grundsätzliche Kritik übte Professor Karl-Heinz Jöckel, Leiter des epidemiologischen Instituts in Essen, an der mangelnden Vorsorge bei der Einführung neuer Technologien: "Man beschränkt sich häufig auf den Stand des Wissens, wenn man das Potenzial einer neuen Technik abschätzen will." Anfangsverdachten, wie dem der jetzt präsentierten Studie sollte daher unbedingt nachgegangen werden.

    [Quelle: Matthias Heise]