"Ich hoffe, dass wir hier in Rom bald und endlich mit der Restaurierung des Grabmals beginnen können. Es kann doch nicht sein, dass wir diese Kulturgüter nur besitzen, aber uns nicht darum kümmern. Wir müssen sie für die ganze Menschheit erhalten." So Roms Bürgermeister Ignazio Marino Ende 2013. Marino begann in jenem Jahr mit dem verwaltungstechnischen Prozedere zur Ausschreibung der Arbeiten am Grabmal des Augustus.
Doch im Herbst vergangenen Jahres wurde er wegen eines Skandals zum Rücktritt gezwungen. Seitdem wird Rom kommissarisch verwaltet: Ein Ex-Polizeichef soll Ordnung schaffen. Das tut er auch, auch im Fall des monumentalen Grabmals für Kaiser Augustus. Dieses sollte eigentlich, wie Marino entschieden hatte, von Grund auf restauriert werden. Doch die Auftragsvergabe an verschiedene Bauunternehmen wurde in diesen Tagen überraschenderweise zurückgezogen. Der Grund: Bei der Auftragsvergabe für die Restaurierungsarbeiten scheint es nicht mit rechten Dingen zugegangen zu sein. Die Folge: Das Mausoleum des 14 vor Christus verstorbenen Kaisers gammelt weiter vor sich hin. Und das seit fast 80 Jahren. Das Monument ist heute die wohl heruntergekommenste Ruine im Herzen Roms: voller Müll und überwuchert von wild wachsenden Pflanzen, die das antike Mauerwerk beschädigen. Eine Kulturstätte, die Obdachlose als Schlafstätte nutzen.
Dabei hatten Archäologen, Kunsthistoriker und interessierte Bürger schon 1934 gehofft, dass das monumentale Grab des ersten römischen Kaisers endlich wieder in antiker Pracht erstrahlen würde. Im September 1934 rühmt diese italienische Wochenschau den Duce Benito Mussolini, der entschieden hatte, die 1908 zu einer Konzerthalle umgebaute kreisrunde und fast 90 Meter im Durchmesser große Ruine von neueren Bauten zu befreien und archäologisch zu erforschen. Immerhin ist die Grabstätte - einst mit fünf Mauerringen und einer Statue des Kaisers an der Spitze auf dem kegelförmigen Dach - nicht nur für Augustus allein errichtet worden: In ihr wurden verschiedene Mitglieder der iulisch-claudischen Familie beigesetzt, zuletzt Kaiser Nerva im Jahr 98 nach Christus. Mussolini, der sich als neuer Kaiser Italiens verstand, wollte mit seinen Restaurierungsarbeiten an die antike Pracht anknüpfen.
Bürger hoffen auf das Kulturministerium
Doch nach dem Ende des Faschismus - die Arbeiten am Mausoleum waren längst noch nicht abgeschlossen - schienen sich die demokratischen Politiker Italiens nicht weiter für das Grabmal im historischen Zentrum zu interessieren, klagt der in Rom lehrende Kunsthistoriker Francesco Moschini: "Wenn man sich anschaut, was diese Ruine im Laufe der Jahrhunderte an Verwandlungen durchmachen musste, ist der aktuelle Zustand der wohl skandalöseste. Seit den faschistischen Bauarbeiten, die die eigentliche Ruine freilegten, ist hier nichts mehr geschehen. Die antike Ruine ist inzwischen zum Symbol des ruinösen Umgangs mit unseren Kulturgütern geworden."
Moschini und andere Kunsthistoriker, Archäologen, Intellektuelle wie die Schriftstellerin Dacia Maraini und zahlreiche Bürger fordern jetzt, dass sich das Kulturministerium des Mausoleums annimmt – nachdem die Stadt Rom auf Petitionen und Proteste seitens der Bürgerschaft und der Experten nicht reagiert. Dabei liegt ein ausführliches Projekt zur kompletten Restaurierung der Ruine schon seit 20 Jahren vor. 1995 hatte es der Architekt Francesco Cellini im Auftrag der damaligen Stadtverwaltung erarbeitet: "Dieses Bauwerk zu restaurieren, ist kein Kinderspiel, denn der Marmor, die Reliefs etc., die die Außenwände schmückten, liegen teilweise im Erdreich bei der Ruine. Das muss alles ausgegraben und restauriert werden. Das Erdreich um das Grabmal herum ist eine Art Mine, voll mit antikem Gemäuer zum Ausgraben und Erforschen."
Cellinis Projekt – wie auch verschiedene andere Restaurierungsprojekte seit 1945 – blieben allesamt Papier. Manchmal wurde das historische Monument abgesperrt und man hoffte, dass es endlich los geht. Doch immer wieder blieben die Arbeiten stecken oder wurden eingestellt: Geldmangel, gestrichene Finanzmittel, bürokratische und politische Probleme etc.
Es gäbe einiges zu tun im Fall des Augustusmausoleums. Aber ohne Geld von der Stadt oder vom Staat, die beide chronisch klamm sind, wird das Grabmal auch weiterhin in einem bejammernswerten Zustand bleiben.