Nazi-Devotionalien sind in bestimmten Kreisen begehrt, und alle paar Jahre hat Hitler auch im deutschen Kunsthandel Konjunktur. Dann bieten Auktionshäuser Zeichnungen und Aquarelle an, die angeblich von der Hand des Diktators und überwiegend aus jener Zeit stammen sollen, in der er sich noch als Postkartenmaler über Wasser zu halten versuchte. In dieser Woche ist es wieder so weit: Am Samstag sollen bei einer "Spezialauktion Adolf Hitler" im Nürnberger Auktionshaus Weidler unter anderem Papierarbeiten zum Aufruf kommen, die angeblich zwischen 1909 und 1936 entstanden.
98 Prozent der Arbeiten sind Fälschungen
Verboten sei so etwas nicht, bestätigte Kulturredakteur Stefan Koldehoff im Dlf. So lange keine Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen wie Hakenkreuze oder SS-Runen gezeigt würden, spreche juristisch nichts dagegen. In Nürnberg würden handwerklich ordentliche, aber banal langweilige Landschaftszeichnungen angeboten - "im Stil von 'Die Mühle am rauschenden Bach'".
Allerdings sei die meiste "Hitler-Kunst" ohnehin mit großer Sicherheit gefälscht, so Koldehoff. Nach Meinung von Experten seien 98 Prozent aller auf dem Markt befindlichen Werke mit Hitlers Signatur nicht authentisch. Wegen Betrugsverdachts habe in Berlin das dortige Landeskriminalamt erst vor drei Wochen vier Papierarbeiten, die ebenfalls von Hitlers Hand stammen sollten, vor einer geplanten Versteigerung beschlagnahmt.
Gezielte Suche nach Hitler- Malereien
Im Fall des Nürnberger Auktionshauses sei merkwürdig, dass zunächst so viele Werke angeboten wurde. Angekündigt waren 31 Zeichnungen und Aquarelle, eine Tischdecke, ein Korbsessel und eine Vase mit Gorch-Fock-Motiv aus angeblichem Hitler-Besitz. Am Ende sind jetzt nur noch fünf Blätter und das Mobiliar übrig geblieben. Man könne so Koldehoff, bei dieser Menge den Eindruck haben, dass das Nürnberger Auktionshaus gezielt nach Arbeiten von Hitler gesucht habe: Sonst tauchten nur wenige Stücke auf, die beispielsweise eine Familie noch im Besitz hatte, die angeblich aus dem Nachlass ehemaliger Nazi-Größen stammten oder von den Nachfahren allierter Soldaten auf den Markt gebracht würden. So viele Arbeiten wie in Nürnberg würden in der Regel nicht auf einmal verkauft.
Fragwürdige Experten
Auch Konrad Kujau, der Fälscher der Hitler Tagebücher, hat vermeintliche Kunstwerke mit dem Namen des Diktators signiert, genauso wie ein ehemaliger Freund Hitlers, der daraus sogar ein Geschäftsmodell entwickelte. Die begleitenden Zerifikate stammten, so Koldehoffs Recherchen, bei vielen Auktionen von fragwürdigen Experten oder aus einem umstrittenen Werksverzeichnis. Für weniger als 40 Dollar bestätige zum Beispiel ein Amerikaner per Ferndiagnose die Echtheit von Hitlers Unterschrift.
Wer die Bilder kauft, wird nicht öffentlich. Großes Interesse gibt es in der arabischen Welt, in Iran, China, aber immer wieder auch in Deutschland. Gezahlt werden bis zu 60.000 Dollar. In der Regel für Schrott, so Dlf-Redakteur Stefan Koldehoff - und da dürfe man dann schon auch ein wenig schadenfroh sein.