Aus der Nachrichtenredaktion
Medien und Gesellschaft - ein Fall für den Scheidungsrichter?

Ist es noch eine Beziehungskrise oder schon ein Scheidungsfall? Das Verhältnis zwischen Teilen unserer Gesellschaft und den Medien ist auf jeden Fall sehr gespannt. Darüber wird heute im Deutschlandfunk diskutiert - und Sie können mit dabei sein.

Von Marco Bertolaso | 09.06.2016
    Logo-Bild 2. Kölner Forum für Journalismuskritik Nachrichten
    Das 2. Kölner Forum für Journalismuskritik findet am 10. Juni statt. (Deutschlandradio)
    Die einen sagen zwar "Ihr seid nicht objektiv" und kritisieren auch sonst so manches. Vielleicht würden sie das Verhältnis aber gerne wieder kitten. Ja, einige wünschen sich wohl tatsächlich, wieder neues Vertrauen in Zeitung, Radio und Fernsehen fassen zu können.
    Journalisten als Feindbild
    Andere rufen direkt "Lügenpresse". Sie glauben dem russischen Fernsehen mehr als der "Tagesschau". Journalisten sind Ihnen zum Feindbild geworden. Diese Menschen suchen neue Informationsbeziehungen in immer kleinteiliger werdenden Spezialnetzwerken, zumeist im Internet. Dort finden sie Bestätigung für ihre Positionen - und geben selbst anderen Bestätigung für die gemeinsame Haltung. Bei diesen Menschen scheint der Weg zurück zu den klassischen Medien derzeit kaum vorstellbar.
    Hier finden Sie alle Informationen zum "2. Kölner Forum für Journalismuskritik". Sie können die Veranstaltung ab 10:00 Uhr im livestream verfolgen oder über unseren Persicope-Kanal @dlf24. Ihre Kommentare sind sehr erwünscht, bei Periscope, auf der DLF-Facebook-Seite und bei Twitter mit dem hashtag #kfj16.
    Wieviel Systemablehnung verträgt die Gesellschaft?
    Das ist eine für die Demokratie ziemlich bedenklichen Entfremdung. Wie viele grundsätzlich systemkritische Bürger verträgt eine Gesellschaft wohl, 10 Prozent, 15, oder 20? Wir wollen uns heute auf die Suche nach einigen der Gründe dieser Vertrauenskrise machen und einen Ausblick wagen auf ein mögliches neues Miteinander zwischen Menschen und Presse.
    Das ist kurz gefasst, was wir uns für das "2. Kölner Forum für Journalismuskritik" vorgenommen haben, zu dem ich Sie im Namen des DLF, insbesondere seiner traditionsreichen Nachrichtenredaktion, und der Initiative Nachrichtenaufklärung begrüßen darf.
    Journalismuskritik - ein selbstkritischer Ansatz
    Journalismuskritik, der Begriff deutet schon an, dass wir hier keineswegs etwas vorhaben, was man mit dem kurzen Satz "Die Lügenpresse schlägt zurück" karikieren könnte. Wir wollen herausarbeiten, ob und gegebenenfalls wieso und warum die klassischen Medien ein verzerrtes Bild der Gesellschaft zeichnen. Es kann uns nicht egal sein, wenn die Glaubwürdigkeit für Teile der Gesellschaft in dem Graben versinkt, der sich zwischen der Wirklichkeit und ihrem Abbild auftut.
    Von Politik und Medien, von Diversität in den Redaktionen
    In der ersten Diskussion, gleich ab etwa 10 Uhr 30, geht es um das ambivalente Wechselspiel zwischen Politik und Medien. Danach wollen wir schauen, ob die in Deutschland längst gelebte Diversität in den Redaktionen und in den Sendungen angekommen ist." Buntes Deutschland – blasse Medien?", die Überschrift erklärt es, so glaube ich, ganz gut.
    Schlagwort Lügenpresse, Blick auf die medialen Paralleluniversen
    Nach der Mittagspause beschäftigten wir uns dann mit dem Kern- und Kardinalvorwurf. Es geht um das L-Wort. "Lügenpresse" - Anatomie eines Schlagwortes", so der Titel dieser Diskussion.
    Die abschließende Runde widmet sich dann den Resonanzräumen der Entfremdung, den immer wichtiger werdenden medialen Paralleluniversen. "Medienkritik im Netz und mit dem Netz", so haben wir das genannt.
    Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik
    Abschluss und ganz bestimmt für einige Höhepunkt der Veranstaltung ist die Verleihung des "Günter-Wallraff-Preises für Journalismuskritik". Dieser Preis wird ausgelobt und verliehen von der "Initiative Nachrichtenaufklärung", mit der gemeinsam wir auch heute wieder zu dieser Veranstaltung eingeladen haben.