Aus der Nachrichtenredaktion
Vergessene Nachrichten des Jahres

Wird über den Jemen-Konflikt so wenig berichtet, weil deutsche Rüstungsinteressen eine Rolle spielen? Werden hohe Richter in Deutschland in einem anstößigen Verfahren bestimmt? Das sind nur zwei der Fragen, um die es diesmal bei den "Vergessenen Nachrichten" des Jahres ging.

Von Marco Bertolaso |
    Sie sehen eine Weltkugel und den Schriftzug "Die Nachrichten".
    Die wichtigste der "Vergessenen Nachrichten" des Jahres war für die Jury die Wahl der Bundesrichter. (Ellen Wilke, Deutschlandradio)
    Die Wahl der Bundesrichter und Themen aus dem Bereich Sicherheitspolitik - das sind nach Einschätzung der Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) einige der "vergessenen Nachrichten des Jahres". Die Liste wird einmal im Jahr von einer Jury aus Wissenschaftlern und Journalisten erstellt. Die Vorarbeit leisten studentische Projekte an mehreren deutschen Hochschulen. Die Initiative präsentierte die Ergebnisse auch in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit der Deutschlandfunk-Nachrichtenredaktion im Kölner DLF-Funkhaus.
    Die Präsentation übernahmen für die Initiative Nachrichtenaufklärung Professor Hektor Haarkötter von der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW), Marlene Nunnendorf und Filiz Kalmuk. Mit dabei auf dem Podium war auch Günter Wallraff. Der Journalist und Autor ist langjähriges Mitglied der INA.
    Was er und die anderen in der Diskussion zu sagen hatten, zum Beispiel über den Zusammenhang zwischen deutschen Rüstungsexporten und mangelnder Berichterstattung über Krisengebiete, was Günter Wallraff heute über die "Bild"-Zeitung denkt und warum er nun für RTL Filme macht - das können Sie alles im Mitschnitt nachhören. Nutzen Sie den "Hören"-Button auf dem Bild oben.
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    Günter Wallraf stellte sich den Fragen aus dem Publikum. (Ellen Wilke, Deutschlandradio)
    Die vergessenen Nachrichten
    Auf den ersten Platz der "vergessenen Nachrichten" kam die Wahl zum Richteramt an einem deutschen Bundesgericht. Das Verfahren sei unklar und nicht transparent, fand die Jury. Der Richterwahlausschuss werde politisch bestimmt. Entsprechend groß sei die Gefahr einer parteilichen Auswahl.
    Auf Platz zwei setzte die Jury die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Deutsche Soldaten seien an 16 Einsätzen in 14 Ländern beteiligt. Der Öffentlichkeit sei dies kaum bewusst. Über viele dieser Missionen werde in den Medien nicht berichtet.
    Die komplette Liste der "vergessenen Nachrichten des Jahres 2017" finden Sie auf der Webseite der INA.
    Mehr als 300 Themenvorschläge
    Insgesamt gab es diesmal mehr als 300 Themenvorschläge, die von studentischen Teams im ganzen Bundesgebiet recherchiert worden waren. Zu allen der "Vergessenen Nachrichten" stellt die INA online Recherchehintergründe und Informationen kostenfrei zur Verfügung.
    Kölner Forum für Journalismuskritik
    Gemeinsam mit dem Deutschlandfunk und der HMKW Köln hat die INA im Jahr 2015 eine Fachtagung ins Leben gerufen: das Kölner Forum für Journalismuskritik. Am 2. Juni 2017 findet das Forum zum dritten Mal statt - und verleiht ebenfalls zum dritten Mal den Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik.