Dass sich Ausdauer und Beharrlichkeit im Journalismus auszahlen, zeigt die Vorgeschichte zum Interview mit dem früheren US-Geheimdienstmitarbeiter und Whistleblower Edward Snowden. Noch immer gilt er als einer der prominentesten Gesprächspartner zu Themen wie Datensicherheit, Überwachung und Spionage. Dennoch hat er sich mit öffentlichen Auftritten und Interviews in den vergangenen Jahren stets zurückgehalten.
Snowden wurde im Juni 2013 schlagartig berühmt, als er streng geheime Informationen über die Spionage-Programme der NSA und des britischen GCHQ öffentlich machte und in Hongkong seine Identität als Whistleblower preisgab. Von Hongkong aus flog er schließlich weiter nach Moskau. Eigentlich wollte er nach Ecuador, aber nachdem die USA seinen Reisepass für ungültig erklärt hatten, sitzt er in Russland fest - seit inzwischen sechs Jahren.
Eine Reihe von Interviewanfragen
Bereits Ende 2016 schickte die @mediasres-Redaktion eine erste Interviewanfrage an den deutschen Anwalt von Edward Snowden, um über die aktuelle Situation in Russland zu sprechen. Anfang 2017 folgte eine zweite Anfrage, dieses Mal an die "Freedom of the Press Foundation", zu dem Edward Snowden gehört. Die gemeinnützige Organisation, die für die Stärkung von Presse- und Meinungsfreiheit eintritt, erklärte allerdings – ebenso wie bei regelmäßigen weiteren Anfragen –, dass Snowden wenige und derzeit so gut wie keine Interviews gebe.
Erst als bekannt wurde, dass Edward Snowden seine Autobiographie herausbringen will, hieß es im August 2019, dass grundsätzlich ein Interview möglich sei. Das Buch unter dem Titel "Permanent Record" erscheint am 17. September 2019.
Keine inhaltlichen oder zeitlichen Vorgaben
Ein direktes Treffen in Moskau wurde zwar abgelehnt, jedoch konnten Stefan Koldehoff und Stefan Fries über eine Stunde lang über eine sichere Online-Verbindung mit Edward Snowden sprechen. Es gab keinerlei Vorgaben, weder inhaltlich noch zeitlich.
Im Gespräch wies Snowden den europäischen Ländern eine Mitverantwortung für seinen Aufenthalt in Russland zu. Außerdem kritisierte er die ablehnende Haltung der CDU gegen ein mögliches Asyl in Deutschland. In den USA könne er keinesfalls ein faires Verfahren erwarten, so Snowden.