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Aus für Ares

Raumfahrt.- Im September dieses Jahres wird Amerika die Ära der bemannten Raumfahrt auf unbestimmte Zeit beenden. US-Präsident Barack Obama will – wie von seinem Vorgänger George W. Bush geplant – die Space Shuttles ausmustern, aber keinen Nachfolger bauen lassen.

Von Guido Meyer |
    Und bestimmt würden dem amerikanischen Raumfahrtberater David Livingston noch andere Ausdrücke für das einfallen, was das Weiße Haus am Montag offiziell verkündet hat: Das Projekt Constellation, das Nachfolgeprogramm für die Raumfähren, wird mit sofortiger Wirkung eingestellt. Peter Orszag, der Budget-Direktor von US-Präsident Barack Obama und somit Haushaltschef:

    "Constellation hätte das wiederholt, was wir schon einmal gemacht haben, nämlich Menschen zum Mond zu schicken. Dies wollten wir nicht wiederholen, vor allem nicht mit einem Programm, das seinem Zeitplan hinterherhinkt und sein Budget bereits überschritten hat."

    Vor wenigen Monaten erst hatte die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa einen Prototypen ihrer Ares-I-Rakete getestet, die in fünf bis sechs Jahren die Space Shuttles ablösen sollte. An ihrer Spitze hätte die Ares I die neue Orion-Mannschaftskapsel ins All geschossen – zunächst in eine Erdumlaufbahn, später zum Mond. Auch eine schubstärkere Ares V und eine Mondlandefähre standen auf der To-Do-Liste der Nasa. Charles Bolden, der von Obama im letzten Jahr ernannte neue Chef der Nasa, gibt zu, dass mit dem neuen Haushaltsentwurf des Weißen Hauses für 2010 davon nichts übrig bleibt. Und findet das gut.

    Dieser Weg sei nicht erfolgversprechend gewesen, worin er mit dem Präsidenten übereinstimme. Bis vor wenigen Wochen noch hatte Charles Bolden das Constellation-Projekt verteidigt. Aber auch der Präsident sieht die Dinge mittlerweile anders. Rückblende, 2008, Wahlkampf in Florida.
    "Wir dürfen unseren Führungsanspruch in der Raumfahrt nicht aufgeben. Deswegen werde ich die Lücke zwischen dem Ausmustern der Raumfähren und dem Jungfernflug des Nachfolgers schließen, dessen Entwicklung beschleunigen und sicherstellen, dass niemand in Florida seinen Arbeitsplatz verliert. Darüber hinaus brauchen wir eine neue Vision für den nächsten Schritt der Erforschung des Weltraums."

    Anderthalb Jahre später nun setzt Obama das genaue Gegenteil um: Es wird keinen Nachfolger für die Space Shuttles geben, und rund 7000 Arbeitsplätze stehen allein in Florida auf dem Spiel, hinzu kommen die anderen Nasa-Standorte, die über die ganzen USA verstreut sind. Selbst demokratische Politiker warnen bereits, dass diese Entscheidung Obama die Wiederwahl kosten könnte, gerade in Staaten mit vielen Wechselwählern wie Florida.

    "Dies ist ein dramatischer Umschwung was die Ausrichtung des bemannten Weltraumprogramms der USA angeht. Damit verabschieden wir uns von unserer bisherigen Raumfahrtgeschichte."

    Warnende Worte von John Logsdon, Weltraumexperte der George Washington University in der US-Hauptstadt. Im Klartext heißt dies: Mit der letzten Shuttle-Mission im September wird vorerst letztmals ein amerikanischer Astronaut mit einem Nasa-Ticket ins All fliegen. Zwar wollen die USA sich bis mindestens 2020 weiter an der Internationalen Raumstation beteiligen. Dorthin gelangen wollen sie aber künftig mit bezahlten Tickets auf russischen Sojus-Kapseln oder mit noch zu entwickelnden Raumschiffen amerikanischer Anbieter, die es jedoch frühestens 2016 geben wird. Von bemannten Flügen zu Mond oder gar zum Mars spricht derzeit im Weißen Haus und drei Straßen weiter, am Hauptquartier der Nasa, niemand mehr.