Was ist genau bekannt?
Weder der amerikanische Chiphersteller Wolfspeed noch der an dem Projekt beteiligte deutsche Automobilzulieferer ZF haben die Berichte bisher kommentiert. Auch von Seiten der Bundesregierung gibt es derzeit keine konkreten Aussagen. Laut Medienberichten von FAZ und Handelsblatt soll die stockende Entwicklung der Elektromobilität Grund für die Entscheidung sein. Die Halbleiter aus der geplanten Fabrik waren vor allem für E-Autos gedacht.
Wo sollte die Chipfabrik entstehen?
Auf dem Gelände des Kohlekraftwerks Ensdorf. Dort sollten ab 2025 bis zu tausend Arbeitsplätze entstehen. Das Chip-Werk galt als Symbol für den Strukturwandel im Saarland.
Mit welcher Summe waren die Investitionen veranschlagt?
Wolfspeed wollte rund 2,7 Milliarden Euro investieren, der Automobilzulieferer ZF 170 Millionen Euro. Beide Unternehmen sollten staatliche Förderung für die Ansiedlung erhalten, laut "FAZ" wollte der Bund 360 Millionen Euro beisteuern, das Land 155 Millionen Euro.
Was sollte genau hergestellt werden?
Siliziumkarbid-Halbleiter: Sie kommen unter anderem für Wechselrichter in Elektroautos, in Solar- und Windkraftanlagen zum Einsatz.
Warum erfährt das Projekt soviel Aufmerksamkeit?
Wolfspeed und ZF hatten den Plan Anfang 2023 im Beisein von Bundeskanzler Scholz und Bundeswirtschaftsminister Habeck angekündigt. Die Bundesregierung will mit Subventionen Chiphersteller nach Deutschland locken. In Magdeburg wollte Intel eine große Chipfabrik errichten, ebenfalls mit Hilfe von Steuergeldern. Der US-Konzern verschob die Pläne allerdings. Die jüngsten Berichte dürften damit auch ein Schlaglicht auf die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung werfen.
Gibt es Kritik an der staatlichen Investitionsförderung?
Der Ökonom Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht im drohenden Aus für die geplante Chipfabrik einen Beleg für eine verfehlte Wirtschaftspolitik in Deutschland. Wettbewerbsfähigkeit könne nicht herbei subventioniert werden, schon gar nicht in einer zyklischen Branche wie der Chipindustrie, sagte der IfW-Direktor der Nachrichtenagentur Reuters.
Warum sind aus Sicht der Bundesregierung Chiphersteller am Standort Deutschland wichtig?
Die Automobilindustrie ist eine Schlüsselbranche in Deutschland. Viele Arbeitsplätze auch bei Zulieferern sind von der wirtschaftlichen Entwicklung der Branche abhängig. Während der Corona-Pandemie hatte sich die Abhängigkeit von Chipherstellern in Asien als Nachteil erwiesen. Sie lieferten weniger Chips an die Autoindustrie als nachgefragt wurden.
Besteht noch Hoffnung für den Standort?
Die saarländische Landesregierung hält ihre Finanzzusagen aufrecht. Wirtschaftsminister Barke betonte jedoch, man reserviere das Grundstück nur für Interessenten, die dort auch tatsächlich in Wachstum und Beschäftigung investierten. Barke reist laut Saarländischem Rundfunk kommende Woche in die USA, um mit der Geschäftsführung von Wolfspeed zu sprechen.
Das Saarland bange um seinen Status als Industrieland in der Autoindustrie, aber auch in der Stahlindustrie, sagte Dlf-Landeskorrespondentin Anke Schaefer in unserem Programm.
Wie geht es bei Wolfspeed weiter?
Für eine neue Produktionsanlage für Siliziumkarbid-Wafer in North Carolina soll der Chiphersteller 750 Millionen US-Dollar an staatlichen Zuschüssen erhalten, allerdings unter Auflagen, wie das Handelsministerium in Washington mitteilte. Der Aktienkurs von Wolfspeed ist in diesem Jahr um fast drei Viertel eingebrochen, was nicht zuletzt auf eine starke Verlangsamung der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zurückzuführen ist.
Diese Nachricht wurde am 22.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.