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Aus High wird Ultra

Beim sogenannten Ultra-HDTV wird die Auflösung des Vorgängers HD vervierfacht. Peter Knaak von der Stiftung Warentest und Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik erläutern im Interview, wer tatsächlich einen Nutzen von UHD- und OLED-Fernsehgeräten hat.

    Manfred Kloiber: Auch wenn die Sonne über dem Funkturm strahlt hier in Berlin: Die Stimmung auf der Internationalen Funkausstellung ist nicht ganz so gut wie in den letzten Jahren. Und das hat vielleicht auch etwas mit Ihnen und mit mir zu tun. Denn wir sind es ja – die Konsumenten –, die auch vom Fernsehgerät im Wohnzimmer immer mehr erwarten und gleichzeitig auch immer weniger dafür ausgeben wollen. Smart-TVs sind nach wie vor stark im Kommen und auch beim Publikum sehr beliebt, aber die Erlöse bei den Herstellern sinken doch. Die Ökonomie der Consumer-Elektronik allerdings werden wir nur am Rande streifen. Dafür werden wir uns aber umso mehr mit den technischen Trends hier auf der IFA beschäftigen. Und dazu habe ich zwei Experten eingeladen, die diese Trends dann kommentieren werden. Das sind zum einen Peter Knaak von der Stiftung Warentest, hallo.

    Peter Knaak: Hallo.

    Kloiber: Und Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, die die IFA auch veranstaltet. Tag Herr Stehle.

    Roland M. Stehle: Guten Tag, Hallo.

    Kloiber: Peter Knaak, was sind denn für Sie hier auf der IFA die wichtigsten Trends, die Sie so erlebt haben?

    Knaak: Für mich ist es eindeutig das Fernsehen mit noch mehr Bildpunkten – das UHDTV, weil ich das Gefühl, dass wir hier tatsächlich, so wie es die Hersteller sagen, Tatsache, eine neue Richtung einschlagen. Wir reden über den Fernsehstandard, wie er sich in den nächsten zehn Jahren durchsetzen wird. Und es ist einfach spannend, am Startpunkt auch schon mit dabei zu sein.

    Kloiber: Ultra-HDTV – ist das auch für Sie, Herr Stehle, hier das Top-Thema?

    Stehle: Ja, mit Sicherheit gehört Ultra-HD zu den Top-Themen. Ich würde aber auch im gleichen Atemzug sozusagen auch noch die großen Bildschirme nennen, die ja Ultra-HD erfordern so zu sagen. Also immer größer, immer schärfer – das ist so der Slogan hier.

    Kloiber: Ich habe auch ein bisschen das Gefühl, dass diese IFA, also in diesem Jahr, den Durchbruch bedeutet für das Thema OLED-TV, Peter Knaak.

    Knaak: Na das wäre zumindest zu hoffen. Der Mund wurde uns schon länger wässrig gemacht. Aber zu kaufen waren diese Geräte ja nicht. Uns sie haben tatsächlich viel Potenzial, die Bildqualität, die wir zu Hause haben, nochmal hochzutreiben. Ich freue mich nun, dass es endlich Geräte gibt, die ich auch schon in den Massenmärkten habe stehen sehen, die man kaufen kann und bin gespannt auf unsere ersten Prüfergebnisse aus dem Institut. Ob die Technik, jetzt wie sie ist, schon das hält, was sie verspricht.

    Kloiber: Ich kann versprechen, dass wir über Ultra-HD gleich noch ein bisschen detaillierter reden. Deswegen bleiben wir noch ein bisschen bei OLED. Herr Stehle, was ist denn das besondere an OLED-Fernsehgeräten?

    Stehle: Ich versuche es mal für den Laien verständlich zu erklären: Bei den LCD-Schirmen haben wir hinter dem Display eine Leuchtquelle, die praktisch nur an- und ausgeschaltet wird durch diese Flüssigkristalle. Bei OLED produziert das Display selbst das Licht – dadurch kann man einen höheren Kontrast erreichen. Es wird brillanter das Bild und auch in den Farben schöner. Also es ist vom Display her – auch unabhängig vom Signal sozusagen – nochmal eine Steigerung der Bildqualität.

    Kloiber: Und die kann man wirklich sehen?

    Knaak: Diesen Gewinn sieht man auf jeden Fall. Die Bilder sind satter als wir es bisher von den Fernsehern kannten. Und ein weiterer großer Vorteil ist, dass diese selbstleuchtenden Bildschirme ganz unabhängig vom Blickwinkel immer ein perfektes Bild zeigen. Das ist bei den LCD-Fernsehgeräten ja nicht ganz so der Fall. Zum Teil ist es sogar ziemlich erbärmlich schlecht.

    Kloiber: Und dann gab's noch so einen Trend, den man auf ganz vielen Ständen gesehen hat, Herr Stehle. Da stand nicht nur ein OLED-TV, sondern da stand noch vor "curved OLED-TV". Das müssen Sie uns jetzt erklären.

    Stehle: Ja, curved, auch in Deutsch "die Kurve" sozusagen, das sind etwas gebogene Bildschirme. Das heißt, die sind etwas dem menschlichen Blickwinkel und dem Gesichtsfeld angepasst, dass also links und rechts sozusagen die Schärfe auch besser zu halten ist. Und das soll also auch noch ein angenehmeres Fernseherlebnis verschaffen – tut's auch. Und das ist so zu sagen bei OLED die Möglichkeit, weil diese Displays im Zweifel sogar biegsam hergestellt werden können. Dann kann man sich solche Kniffe dann auch technisch erlauben.

    Kloiber: Kommen wir zurück auf das Mega-Stichwort hier auf der IFA – die Hallen sind wirklich voll davon: Ultra-HD. Das bedeutet jetzt, dass die Auflösung, die wir bislang vom HD-TV gekannt haben, nochmal vervierfacht wird, Peter Knaak. Sieht man das wirklich, dass diese Auflösung wirklich etwas ganz brillantes an Bildqualität liefert?

    Knaak: Da, wo man es heute schon sehen kann, ist bei allen, die Digitalfotos über ihren Fernsehapparat wiedergeben. Acht Millionen Bildpunkte, acht Megapixel – das hat ja heute fast schon jedes Smartphone. Das ist natürlich eine sehr beeindruckende Demonstration, die man da machen kann. Und wer seinen Fernsehapparat für Dia-Shows nutzt, der ist natürlich mit so einem Gerät gut beraten. Und der große Vorteil, den die Industrie richtiger Weise rausstellt, ist, dass ich es schaffe, ein sehr großes Fernsehgerät in ein vergleichsweise kleines Wohnzimmer zu bringen, weil ich bei dieser Pixelzahl halt die Pixelstruktur nicht sehe, wie ich es bei einer normalen Auflösung dann doch sehen würde. Das ist ein bisschen angenehmer.

    Kloiber: Da treibt sich die Industrie vielleicht auch ein bisschen selbst an. Also zuerst gab es größere Fernsehgeräte, Herr Stehle, dann haben die Leute in den Wohnungen festgestellt: 'Oh, da sitze ich aber verdammt nah dran und sehe schon die Pixel. Jetzt brauche ich Ultra-HD, damit ich die Pixel nicht mehr sehe'?

    Stehle: Nicht nur durch die Größe oder besser gesagt den Sehabstand, wie Sie erwähnt hatten, sondern auch alleine die Bildschirmgröße selber erfordert dann schon den nächsten Schritt in der Auflösung, weil man dann eben Bildstrukturen, Pixelstrukturen erkennen kann. Und ich habe da schon seit Jahren so einen kleinen running Gag, sage ich jetzt mal: Man muss jetzt erst den Fernseher kaufen, dann tapezieren und dann das Haus drum herum bauen. Also von der Seite her: Das ist jetzt die Marschroute, aber Spaß beiseite: Man sieht an den Marktzahlen, dass die großen Bildschirmdiagonalen bei den Kunden sehr, sehr gut ankommen. Bildschirmdiagonalen über 42 Zoll – das ist also so 1,08 Meter aufwärts – sind mittlerweile die Gerätschaften, die am meisten und am besten verkauft werden. Also wir treiben da niemanden, sondern der Kunde ist auch wirklich bereit, das zu nutzen, freut sich über ein tolles Heimkinoerlebnis. Also es ist toll einfach.

    Kloiber: Gleich diskutieren wir weiter über Mattscheiben dieser Welt im Allgemeinen und über die neuen TV-Geräte, die hier auf der IFA vorgestellt werden, im Besonderen.


    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.


    Die gesamte Sendung können Sie bis mindestens 7. Februar 2014 im Bereich Audio on Demand nachhören.