Die Einstellung der "Harburger Anzeigen und Nachrichten", der HAN, zum 30. September ist alternativlos. Das sagt Helmut Römer, der Geschäftsführer der "Lühmanndruck Harburger Zeitungsgesellschaft". Römer gibt Auskunft, aber keine Interviews: Man habe sehr genau gerechnet und sei zu dem Schluss gekommen: Aus betriebswirtschaftlicher Sicht gibt es keinen anderen Weg als die Einstellung. Im Hamburger Süden, dem Verbreitungsgebiet der Zeitung, gebe es eine "spezielle Wettbewerbssituation": Die "Harburger Anzeigen und Nachrichten" müssen gegen das "Hamburger Abendblatt", die "Welt", die "Morgenpost", gegen "Bild" und kleine Wochenblätter antreten. Inhaltlich und auf dem Anzeigenmarkt. Natürlich sind viele Zeitungen von diesen Problemen betroffen. Aber die "Harburger Anzeigen und Nachrichten" hätten überproportional stark verloren, so Römer. In den letzten 15 Jahren sank die Auflage um mehr als die Hälfte auf heute 13.000 Exemplare. Und natürlich habe man gegengesteuert, so Römer. An der Zeitung gefeilt und viele Anregungen umgesetzt. Welche genau? Das seien Detailfragen und dazu bleibt Römer die Antwort schuldig. Der Medienwissenschaftler Professor Johannes Ludwig von der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist überzeugt, dass einer der Gründe für den Auflagenschwund in einer typischen Fehleinschätzung von Verlegern lag:
"Sie haben nicht wirklich kapiert, dass sich die Welt weiterdreht, und dass man sich inhaltlich und technologisch an veränderte Rahmenbedingungen anpassen muss. Das Einzige, was sie gemacht haben, als sie gemerkt haben, die Auflagenzahlen werden geringer, es wird weniger Werbung geschaltet, es kommt weniger Geld rein, dass sie praktisch falsch reagiert haben. Sie haben ihre Investitionen zurückgefahren, und das ist genau die falsche Strategie. Sie hätten sich überlegen müssen, was ist jetzt der Wandel, worin besteht der, was wollen die Leser anders haben – und hätte da investieren müssen. Geht zurück investieren müssen. Und die Verleger haben genau das Gegenteil gemacht."
Allerdings, so Ludwig, seien kleine Verlage vom Auflagenschwund ungleich härter betroffen:
"In einem größeren Zeitungskonzern können Sie das immer noch durch andere Blätter ausgleichen, haben eine angeschlossene Druckerei, mit der sie Geld verdienen. Bei einer kleinen Zeitung ist das schwierig. Und die Harburger Zeitung ist ja nun wirklich eine kleine Zeitung mit einigen Tausend Exemplaren. Das ist eigentlich eine Grenze, unterhalb derer man kaum noch leben kann."
Ein Problem auch für andere kleine Zeitungen ist nach Ansicht des Medienwissenschaftlers, dass die meisten Verlage noch gar nicht begriffen haben, in welchem Ausmaß sich Lesegewohnheiten in Zeichen von Internet und mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets ändern. Dazu kämen dann oft schon über Jahrzehnte gewachsene Rücksichtnahmen auf die lokale Prominenz, auf lokale Wirtschaftsgrößen, die eine kritische und spannende Berichterstattung verhindern, so Johannes Ludwig. Diese Lücke füllen dann kleine Webdienste von jungen Journalisten:
"Wir wissen von diesen kleinen Experimenten und Diensten, die sich da erfolgreich schlagen, die auch Zuwachsraten haben, dass Leser so etwas lesen."
Diese Chance wird es für die "Harburger Anzeigen und Nachrichten" nicht geben. Am 30. September läuft nach 170 Jahren die letzte Ausgabe durch die Druckwalzen. Mehrere freie und 27 festangestellte Mitarbeiter verlieren ihre Arbeit.
"Sie haben nicht wirklich kapiert, dass sich die Welt weiterdreht, und dass man sich inhaltlich und technologisch an veränderte Rahmenbedingungen anpassen muss. Das Einzige, was sie gemacht haben, als sie gemerkt haben, die Auflagenzahlen werden geringer, es wird weniger Werbung geschaltet, es kommt weniger Geld rein, dass sie praktisch falsch reagiert haben. Sie haben ihre Investitionen zurückgefahren, und das ist genau die falsche Strategie. Sie hätten sich überlegen müssen, was ist jetzt der Wandel, worin besteht der, was wollen die Leser anders haben – und hätte da investieren müssen. Geht zurück investieren müssen. Und die Verleger haben genau das Gegenteil gemacht."
Allerdings, so Ludwig, seien kleine Verlage vom Auflagenschwund ungleich härter betroffen:
"In einem größeren Zeitungskonzern können Sie das immer noch durch andere Blätter ausgleichen, haben eine angeschlossene Druckerei, mit der sie Geld verdienen. Bei einer kleinen Zeitung ist das schwierig. Und die Harburger Zeitung ist ja nun wirklich eine kleine Zeitung mit einigen Tausend Exemplaren. Das ist eigentlich eine Grenze, unterhalb derer man kaum noch leben kann."
Ein Problem auch für andere kleine Zeitungen ist nach Ansicht des Medienwissenschaftlers, dass die meisten Verlage noch gar nicht begriffen haben, in welchem Ausmaß sich Lesegewohnheiten in Zeichen von Internet und mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets ändern. Dazu kämen dann oft schon über Jahrzehnte gewachsene Rücksichtnahmen auf die lokale Prominenz, auf lokale Wirtschaftsgrößen, die eine kritische und spannende Berichterstattung verhindern, so Johannes Ludwig. Diese Lücke füllen dann kleine Webdienste von jungen Journalisten:
"Wir wissen von diesen kleinen Experimenten und Diensten, die sich da erfolgreich schlagen, die auch Zuwachsraten haben, dass Leser so etwas lesen."
Diese Chance wird es für die "Harburger Anzeigen und Nachrichten" nicht geben. Am 30. September läuft nach 170 Jahren die letzte Ausgabe durch die Druckwalzen. Mehrere freie und 27 festangestellte Mitarbeiter verlieren ihre Arbeit.