"Am toten Vietnamesen soll die freie Welt genesen", "Weihnachtswünsche werden wahr, Bomben made in USA", skandierten Demonstranten und hielten die Berliner Polizei mit ihrer Weihnachtsspaziergangsdemonstration auf dem Ku'Damm im Dezember 1966 zum Narren. Heftig waren die Auseinandersetzungen um Studienreform und Zwangsexmatrikulation. Die Kommune 1 hatte im April '67 ein Pudding-Attentat auf den amerikanischen Vizepräsidenten Hubert Horatio Humphrey geplant, und Studenten der Freien Universität hatten im Mai das Germanische Seminar aus Protest gegen die Notstandsgesetze besetzt. In diesem aufgeregten politischen Klima der frühen antiautoritären Empörung kam Reza Pahlewi, der Schah von Persien, nach Berlin. Bahman Nirumand, Publizist und iranischer Oppositioneller, erinnert sich, was er am Vorabend des Staatsbesuches, am 1. Juni 1967, im Audimax der Freien Universität über das Schah-Regime referierte.
"Man hatte den Eindruck, der Shah sei ein aufgeklärter, moderner Monarch, der im Dienste seines Landes steht. Und genau das Gegenteil war der Fall, es handelte sich um ein despotisches Regime, das das Volk unterdrückte; es saßen Hunderte Dissidenten im Gefängnis, es herrschte große Armut im Land , obwohl Iran ein sehr reiches Land war."
Hinter dem, was von den Medien als orientalisches Märchen vom Schah und seiner Gattin Farah Diba, dem Traumpaar auf dem Pfauenthron, verkauft wurde, verbarg sich in Wirklichkeit ein von der CIA eingesetztes Regime, das den Iran zugunsten einer kleinen Oberschicht rücksichtslos modernisierte, die Menschenrechte missachtete. Und nicht zuletzt steckten dahinter starke wirtschaftliche Interessen der deutschen Industrie. Die wollte man sich nicht durch ein paar Studenten gefährden lassen. Fast hätte Bahman Nirumand nicht reden dürfen.
"Die iranische Botschaft wollte nicht, dass ich an dem Vorabend rede, und sie drohten sogar damit, den Besuch ausfallen zu lassen. Und der Berliner Senat versuchte, Druck auf die Universität auszuüben, damit dieser Vortrag nicht stattfindet. Und die Universitätsleitung ist damals sehr standhaft geblieben. Und das alles ging monatelang über die Presse. Die Stimmung war aufgeheizt."
Am 2. Juni vormittags sollte sich der Schah ins Goldene Buch der Stadt eintragen. An die 2000 Anti-Schah-Demonstranten skandierten vor dem Schöneberger Rathaus: "Schah, Mörder". Da fuhren Busse der BVG mit eigens eingeflogenen Schlägern des persischen Geheimdienstes SAVAK vor, bewaffnet mit Holzlatten und Stahlruten.
"Wir standen hinter dem Geländer, und auf der anderen Seite, wo der Platz frei war, da durften die Jubelperser hin. Und bei der ersten Parole, die wir ausriefen, gingen sie auf uns los und schlugen und schlugen. Und die Polizei schaute erst einmal zu, bis es einige Verletzte gab, und dann endlich stellte sie sich dazwischen, ohne diese Jubelperser festzunehmen."
Der Skandal des Staatsbesuchs eines Despoten wurde nun überlagert vom Skandal eines Staates, der unter den Augen der Polizei flagrante Rechtsbrüche zuließ. Aber es sollte noch schlimmer kommen, als das persische Kaiserpaar am Abend zu Mozarts Zauberflöte in der Deutschen Oper erwartet wurde.
"Mörder, Mörder, Mörder. Ich stand am Rand dieses Hofes und habe dann gesehen, wie eine Traube von Polizisten um diesen Mann mit dem roten Hemd herumgruppiert waren und auf ihn losschlugen. Dann hab ich plötzlich das Mündungsfeuer von einer Pistole gesehen und den Knall von einer Pistole. Im nächsten Momemt habe ich gesehen, wie er hinter einem Auto auf dem Boden lag und sich nicht mehr regte."
Der 26-jährige Romanistik-Student, Pazifist und Mitglied der Evangelischen Studentengemeinde, Benno Ohnesorg, einer von Hunderten von der Polizei eingekesselten Demonstranten, war in einem Hinterhof nahe der Oper von dem 39-jährigen Karl-Heinz Kurras, einem Zivilpolizisten von der Abteilung 1, der politischen Polizei, erschossen worden. "Helft der Polizei, die Störer zu finden und auszuschalten!", hatte die "BZ" in ihrer Morgenausgabe getitelt. Die Springer-Presse, der Senat und die Polizei hatten seit Monaten eine Pogromstimmung gegen die aufmüpfigen Studenten geschürt. Durch seine Überreaktion verlor der Staat in den Augen der Protestierenden zunehmend seine Legitimität. Die setzten die Polizei mit SA und SS gleich und rechtfertigten so Gewaltakte ihrerseits, die einige von ihnen in die Terroristenszene führte.
Eine der RAF nahestehende Gruppe nannte sich "Bewegung 2. Juni". Mit dem Tod Benno Ohnesorgs wurden die Studentenproteste zur Massenbewegung.
"Man hatte den Eindruck, der Shah sei ein aufgeklärter, moderner Monarch, der im Dienste seines Landes steht. Und genau das Gegenteil war der Fall, es handelte sich um ein despotisches Regime, das das Volk unterdrückte; es saßen Hunderte Dissidenten im Gefängnis, es herrschte große Armut im Land , obwohl Iran ein sehr reiches Land war."
Hinter dem, was von den Medien als orientalisches Märchen vom Schah und seiner Gattin Farah Diba, dem Traumpaar auf dem Pfauenthron, verkauft wurde, verbarg sich in Wirklichkeit ein von der CIA eingesetztes Regime, das den Iran zugunsten einer kleinen Oberschicht rücksichtslos modernisierte, die Menschenrechte missachtete. Und nicht zuletzt steckten dahinter starke wirtschaftliche Interessen der deutschen Industrie. Die wollte man sich nicht durch ein paar Studenten gefährden lassen. Fast hätte Bahman Nirumand nicht reden dürfen.
"Die iranische Botschaft wollte nicht, dass ich an dem Vorabend rede, und sie drohten sogar damit, den Besuch ausfallen zu lassen. Und der Berliner Senat versuchte, Druck auf die Universität auszuüben, damit dieser Vortrag nicht stattfindet. Und die Universitätsleitung ist damals sehr standhaft geblieben. Und das alles ging monatelang über die Presse. Die Stimmung war aufgeheizt."
Am 2. Juni vormittags sollte sich der Schah ins Goldene Buch der Stadt eintragen. An die 2000 Anti-Schah-Demonstranten skandierten vor dem Schöneberger Rathaus: "Schah, Mörder". Da fuhren Busse der BVG mit eigens eingeflogenen Schlägern des persischen Geheimdienstes SAVAK vor, bewaffnet mit Holzlatten und Stahlruten.
"Wir standen hinter dem Geländer, und auf der anderen Seite, wo der Platz frei war, da durften die Jubelperser hin. Und bei der ersten Parole, die wir ausriefen, gingen sie auf uns los und schlugen und schlugen. Und die Polizei schaute erst einmal zu, bis es einige Verletzte gab, und dann endlich stellte sie sich dazwischen, ohne diese Jubelperser festzunehmen."
Der Skandal des Staatsbesuchs eines Despoten wurde nun überlagert vom Skandal eines Staates, der unter den Augen der Polizei flagrante Rechtsbrüche zuließ. Aber es sollte noch schlimmer kommen, als das persische Kaiserpaar am Abend zu Mozarts Zauberflöte in der Deutschen Oper erwartet wurde.
"Mörder, Mörder, Mörder. Ich stand am Rand dieses Hofes und habe dann gesehen, wie eine Traube von Polizisten um diesen Mann mit dem roten Hemd herumgruppiert waren und auf ihn losschlugen. Dann hab ich plötzlich das Mündungsfeuer von einer Pistole gesehen und den Knall von einer Pistole. Im nächsten Momemt habe ich gesehen, wie er hinter einem Auto auf dem Boden lag und sich nicht mehr regte."
Der 26-jährige Romanistik-Student, Pazifist und Mitglied der Evangelischen Studentengemeinde, Benno Ohnesorg, einer von Hunderten von der Polizei eingekesselten Demonstranten, war in einem Hinterhof nahe der Oper von dem 39-jährigen Karl-Heinz Kurras, einem Zivilpolizisten von der Abteilung 1, der politischen Polizei, erschossen worden. "Helft der Polizei, die Störer zu finden und auszuschalten!", hatte die "BZ" in ihrer Morgenausgabe getitelt. Die Springer-Presse, der Senat und die Polizei hatten seit Monaten eine Pogromstimmung gegen die aufmüpfigen Studenten geschürt. Durch seine Überreaktion verlor der Staat in den Augen der Protestierenden zunehmend seine Legitimität. Die setzten die Polizei mit SA und SS gleich und rechtfertigten so Gewaltakte ihrerseits, die einige von ihnen in die Terroristenszene führte.
Eine der RAF nahestehende Gruppe nannte sich "Bewegung 2. Juni". Mit dem Tod Benno Ohnesorgs wurden die Studentenproteste zur Massenbewegung.