Kein Strom in Deutschlands Tiefgaragen – vor allem in jenen Tiefgaragen, die zu Wohnanlagen gehören. Kein Strom also genau dort, wo viele Menschen wohnen, für die E-Mobilität, für Elektroautos. Das ist das Ergebnis eines ADAC-Tests, in den Erhebungen aus den elf größten Städten Deutschlands mit insgesamt 4815 Tiefgaragen eingeflossen sind.
"Wer in einem Mehrfamilienhaus wohnt und dort sein Elektroauto aufladen will, hat kaum eine Chance. Denn nur die wenigsten Tiefgaragen sind mit Steckdosen oder einer Wallbox ausgestattet. Nur vier Prozent verfügen über einen Stromanschluss. Eine Ladestation oder Wallbox gibt es nur in einer von 50 Tiefgaragen, das heißt in nur zwei Prozent der Fälle", so ADAC-Sprecher Johannes Boos. Und das heißt: Wer zuhause keine Nachlademöglichkeit für sein E-Auto hat, der kauft auch kein E-Auto. Zwar gilt die Feststellung:
"Das Angebot an öffentlichen Ladestationen wird sich in Zukunft erhöhen", so Erik Dittrich, Vertriebsleiter beim Energieanbieter "Stadtwerk am See" in Friedrichshafen. Gleichwohl gilt eben auch: "Die öffentlichen Ladestationen werden aber nicht der entscheidende Faktor sein. Denn mehrere Studien haben gesagt, dass 85 Prozent aller Ladevorgänge zuhause oder im Betrieb stattfinden. Da wird es darum gehen, dort eine entsprechende Ladeinfrastruktur auszubauen."
Meistens keine Ladestationen vorgesehen
Doch genau darauf, nämlich auf den zeitnahen Ausbau solcher Ladestationen in den Tiefgaragen von Wohnanlagen, deutet derzeit wenig hin.
"Für die meisten Eigentümer und Mieter wird sich so schnell nichts ändern", fasst ADAC-Sprecher Johannes Boos einen weiteren Kernsatz der jüngsten Studie zusammen.
"Nur ein Viertel der befragten Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft hat vor, die Ladeinfrastruktur in ihren Tiefgaragen in den nächsten drei Jahren auszubauen. Konkrete Pläne, die innerhalb eines Jahres umgesetzt worden, verfolgen lediglich 13 Prozent. Selbst bei Neubauten werden derzeit häufig keine Ladestationen vorgesehen."
Das deckt sich mit den Erfahrungen, die Erik Dittrich vom "Stadtwerk am See" häufig im Umgang mit Unternehmen macht, die Mehrfamilienhäuser bauen. "Wir sprechen seit mehr als zwei Jahren die Empfehlung aus, zumindest die Infrastruktur in der Form eines Lehrrohres oder eines entsprechenden Kabels zum Stellplatz vorzusehen und das mit dem Zähler der Wohnung zu koppeln. Das ist unsere Empfehlung, wird aber bisher leider nur in Teilen verfolgt."
Wohnungseigentümergesetz erschwert Umbauten
Noch schwieriger ist der Einbau von Ladestationen und Steckdosen in den Tiefgaragen bereits bestehender Wohnanlagen. Denn dagegen stehen bisher hohe rechtliche Hürden, sagt Johannes Boos vom ADAC:
"Größte Hürde beim Ausbau der Infrastruktur ist das Wohnungseigentümergesetz. Das verlangt, dass bei Umbauten alle Eigentümer zustimmen müssten. Ist nur einer gegen die Wallbox, wird nicht nachgerüstet."
ADAC-Sprecher Boos und Erik Dittrich vom "Stadtwerk am See" sind sich einig: Wird diese Vorschrift nicht geändert, bleibt die Entwicklung der E-Mobilität in Deutschland auf der Strecke:
"Aus unserer Sicht ist es notwendig, die Installation von Ladeinfrastruktur in bestehenden Immobilien zu erleichtern. Dazu müssen das Miet-und Wohneigentumsrecht angepasst werden."
"Also ich denke, dass im Sinne der Klimaschutzziele, die die Bundesregierung ja auch im Rahmen der Pariser Klimaschutzziele formuliert hat, ist das ein konsequenter und notwendiger Schritt, um das Thema E-Mobilität vor allem im urbanen Bereich weiter voranzutreiben."