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Ausbildung
Fluglotsen dringend gesucht

Ein hohes Einstiegsgehalt gleich nach der Ausbildung, viel Verantwortung - der Beruf des Fluglotsen hat einiges zu bieten. Trotzdem gibt es immer weniger Bewerber, beklagt die Deutsche Flugsicherung. Wer sich darauf einlässt, muss zunächst ein strenges Auswahlverfahren durchlaufen.

    Fluglotsenarbeitsplätze der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Karslruhe am 28.11.2014.
    Fluglotsen müssen auf viele Dinge gleichzeitig achten (picture alliance / dpa / Uli Deck)
    Niko Szegedi: "Sudan air hallo. Wind two, tri zero degrees, five knots."
    Reporter: "Was sind das für Informationen?"
    Niko Szegedi: "Der nächste hat mich gerade gerufen, der kommt halt zur Landung. Der ist hier vorne sozusagen im Endanflug ungefähr 20 Kilometer noch weg. Hat gerade reingerufen, um zu sagen, wo er ist."
    Reporter: "… tendenziell alles gleichzeitig..."
    Niko Szegedi: "Das ist so ein bisschen das, was man in der Ausbildung auch vermittelt bekommt, also man macht oft auf mehreren Wegen alles mögliche gleichzeitig, das stimmt."
    Niko Szegedi aus der Nähe von Oldenburg ist 23 Jahre alt und Fluglotse im Flughafen-Tower Düsseldorf. Szegedi regelt an diesem Tag als Towerlotse die Starts und Landungen. Die beiden anderen Fluglotsen im Tower kümmern sich um die Anlassfreigabe und den Rollverkehr. Niko Szegedi wirkt bei dieser verantwortungsvollen Arbeit routiniert. Dabei hat er erst vor drei Monaten seine Ausbildung abgeschlossen.
    "Man dürfte sich natürlich nicht bei jedem Flugzeug vorstellen, dass da 200 Leute drin sitzen. Dann kann man seinen Job nicht vernünftig machen. So ist eben unser Beruf. Bei mir ist das noch mal was anderes, weil ich auch privat in der Luftfahrt zuhause bin, was so privat fliegen angeht. Also schon in der Schule war klar: Pilot oder Lotse wäre so das Ultimo."
    Strenges Auswahlverfahren
    Die Chancen, eine solche Ausbildung als Fluglotse wie Niko Szegedi zu ergattern, sind gering. Nur etwa fünf Prozent der Bewerber werden genommen. Dabei ist der Bedarf der Deutschen Flugsicherung an Auszubildenden zum Fluglotsen so hoch wie noch nie. Um die Sicherheit im deutschen Flugraum weiterhin zu gewährleisten, muss die Deutsche Flugsicherung jedes Jahr 120 Fluglotsen ausbilden, sagt Michael Fuhrmann von der Deutschen Flugsicherung.
    "Für den Beruf des Fluglotsen braucht man ganz bestimmte Eigenschaften, die auch teilweise nicht erlernbar sind und die sich nicht in irgendwelchen Zeugnissen widerspiegeln. Das heißt, das sind Dinge wie Merkfähigkeit, Multitasking, räumliches Vorstellungsvermögen, Konzentration, Belastung, eine gewisse Stressresistenz muss da sein. Deswegen führen wir als Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Hamburg ein Auswahlverfahren durch. Wir sprechen direkt Abiturienten an und mit diesen Abiturienten, die bei uns ein fünftägiges Auswahlverfahren durchlaufen, checken wir dann, ob diese Eignungen vorliegen. Also das 1,0-Abi ist bei uns gar nicht so ausschlaggebend."
    Wer genommen wird, geht zuerst etwa ein Jahr an die Akademie der deutschen Flugsicherung in Langen bei Frankfurt, bei einer Ausbildungsvergütung von etwa 950 Euro plus 200 Euro Wohnungszuschuss. In dieser Zeit findet die theoretische Ausbildung, das Grundlagentraining statt: Danach trainieren die Auszubildenden im Simulator, in dem sie langsam an den realen Luftverkehr herangeführt werden.
    "Nach circa einem Jahr beendet man dann seine Ausbildung an der Akademie mit einer Abschlussprüfung im Simulator, wo man wirklich schon beweisen muss, realistische Verkehrssituationen zu beherrschen. Und dann geht es bei uns ins so genannte On-the-Job-Training. Das ist die praktische Ausbildungsphase. Und die findet dann immer dort statt, wo man später als Fluglotse arbeiten wird. Denn bei uns ist es so: Fluglotsen werden ganz gezielt auf einen Luftraum ausgebildet und für diesen Luftraum hat man eine Lizenz."
    Persönliche Betreuung durch den Coach
    Jeder Auszubildende arbeitet in der praktischen Ausbildungsphase bereits an seinem Arbeitsplatz als Lotse, wird aber von einem persönlichen Coach betreut. Diese Phase hat Niko Szegedi bereits hinter sich.
    "Natürlich ist der auch dazu da, einem einerseits zu sagen: Hör mal, das hättest du besser machen können, oder das war schon sehr gut. Aber auf der anderen Seite auch, immer im Bilde zu sein und notfalls eben zu sagen: Entweder: Hör mal, du sagst ihm jetzt das. Oder sogar selber einzugreifen, wenn es eben pressiert. Das kommt natürlich am Anfang häufiger mal vor, weil man natürlich alles noch nicht so kann, wie es am Ende sein soll. Und dann wird es halt im Verlauf des Trainings immer weniger, bis der Coach dann irgendwann gar nichts mehr macht und man vollständig selbst arbeitet."