Made in Germany hat in den USA weiterhin einen blendenden Ruf. Deutsche Unternehmen werden fast überall mit offenen Armen empfangen, weil sie für leistungsfähige Technologie, hohe Wertschöpfung und attraktive Arbeitsplätze stehen. Deutsche Firmen stellen in den USA 620.000 Arbeitsplätze und stehen damit auf Platz drei der Auslandsinvestoren, Tendenz steigend, so der Delegierte der deutschen Wirtschaft, Thomas Zielke. Er leitet das gemeinsame Büro von BDI und DIHK in Washington, D.C.:
"Wir haben einen andauernden Strom von Investitionen in den letzten Jahren – es sind ungefähr 620 Milliarden US Dollar hier von deutschen Firmen investiert worden. In den vergangenen Monaten sind weitere größere Investitionen in den kommenden beiden Jahren angekündigt worden. Das sind SAP, Merck Bayer, ZFP Friedrichshafen, Siemens, BASF, das summiert sich auf über 40 Milliarden Dollar. Das zeigt sehr deutlich, welche Bedeutung diese Unternehmen und auch kleinere Unternehmen den USA beimessen."
Christian Koenig berät insbesondere mittelständische Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum - von der Standortsuche über den ersten Spatenstich bis zur Werkseröffnung. Nach der Standortsuche sei die Frage der Mitarbeiterqualifikation und allgemein die Kommunikation mit den Mitarbeitern wichtig – anders, als viele denken, sind in dieser Frage die USA nicht einfach ein Ableger Europas, sondern eine Kultur eigenen Rechtes. Regel Nr. 1: Kritik nie direkt und unverblümt äußern.
"Ein direktes Nein gibt es nicht, sondern man versucht, das immer zu umschreiben. Auch beispielsweise bei der Ansprache von Mitarbeitern. Wenn es in Deutschland bei der Präsentation für ein gewisses Produkt beim Vorstand nicht so geklappt hat, dann lässt der Vorstand das in der Regel deutlich durchblicken. Hier würde man sagen: Nice try, may I add...- darf ich noch etwas hinzufügen? Und dann weiß das Team: Hoppla, wir haben etwas vergessen. Hier gibt es eine Kultur des Lobens. In Deutschland ist man direkter. Hier muss man sich auf den anderen Kommunikationsstil einstellen, das fällt vielen am Anfang doch etwas schwer."
Kulturelle Fragen dürfen in ihrer Tragweite nicht unterschätzt werden. Darüber hinaus sind die USA kein einfacher Standort, weil dieser große Markt regional und ethnisch so vielfältig ist, die Verhältnisse und die Kunden also sehr unterschiedlich sein können. Die Betreuung von Investoren ist dafür in der Regel hier sehr gut, so Christian Koenig:
"Wir haben mit Investitionsbehörden in neun Bundesstaaten zusammen gearbeitet. Und man muss sagen, die haben ihre Arbeit in den letzten zehn, fünfzehn Jahren deutlich verbessert. Sie sind professioneller geworden, sie sind größer geworden, insbesondere internationaler geworden, und sind im Service für ausländische Unternehmen sehr gut aufgestellt."
Außerdem werden die Genehmigungsverfahren in den USA deutlich schneller abgewickelt als in Deutschland.
"Ich erinnere mich an einen Fall, wo für ein großes Werk im Süden der USA ein ganz kompliziertes Genehmigungsverfahren für Luft- und Wasserreinhaltung durchgesetzt werden musste. Das hätte in Deutschland zwei bis drei Jahre gedauert, hier wurde es dann in acht Monaten genehmigt."
Chancen gibt es in den USA genug. 68 Prozent der deutschen Firmen in den USA berichten für 2014 von steigender Nachfrage. Das ist auch einer der Hauptgründe für zukünftige Investitionen deutscher Firmen. Daneben ist die Nähe zu den Kunden wichtig. Gerade deutsche Unternehmen würden von einer Vereinheitlichung von Test- und Genehmigungsverfahren im Rahmen des geplanten transatlantischen Handelsabkommens TTIP profitieren, so Thomas Zielke:
"Da kann man sehr viel dran tun. Man kann auf diese Weise Kosten sparen. Und man kann Standards setzen, die weltweit vorbildlich sind und auch Ausstrahlung haben auf andere Märkte, andere Länder, andere Produzenten. Und das wäre sicher ein ganz großer Vorteil, hier Verbesserungen zu erreichen."