Die Erinnerung an die Taten der Nationalsozialisten in Auschwitz dürften nicht in Vergessenheit geraten, sagte der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski bei der Gedenkstunde am ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Der Ort sei ein "Symbol für die Grausamkeit und den Verlust der menschlichen Würde". Die Erinnerungen daran müssten bewahrt und weitergegeben werden.
Auch drei Überlebende des ehemaligen Konzentrationslagers kamen zu Wort, darunter der 85-jährige Roman Kent. Das was er dort erleben musste, sei nicht aus seinem Gedächtnis auslöschbar: "Wir wollen nicht, dass unsere Vergangenheit, die Zukunft unserer Kinder wird", sagte er unter Tränen. Die Zeit im Lager sei ihm wegen der andauernden Gewalt und Erniedrigung wie eine Ewigkeit vorgekommen. "Und wie viele Ewigkeiten kann ein Mensch in einem Leben ertragen?", fragte Kent.
Im Vernichtungslager in Auschwitz waren mehr als 1,1 Millionen Menschen ermordet worden - die meisten jüdischen Glaubens. Am 27. Januar 1945 befreite schließlich die Sowjetarmee das Lager und damit die letzten 7.500 Gefangenen darin.
Vor der offiziellen Gedenkveranstaltung in Auschwitz hatte Komorowski gemeinsam mit Auschwitz-Überlebenden in Stille der Toten des Lagers gedacht, berichtet Korrespondent Henryk Jarczyk.
Komorowski war der einzige Politiker, der bei der Gedenkfeier in Auschwitz eine Rede hielt. Insgesamt waren Vertreter aus 50 Staaten nach Polen gereist. Der russische Präsident Wladimir Putin war nicht darunter. Er zündete zum Gedenken im Jüdischen Museum in Moskau schwarze Kerzen an. Die Abwesenheit Putins bei der Gedenkfeier in Auschwitz hatte für Diskussionen gesorgt. Von russischer Seite wurde beklagt, Putin sei nicht als Ehrengast eingeladen worden. Polen rechtfertige das damit, dass an niemanden Einladungen verschickt worden seien.
Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck, der am Nachmittag nach Auschwitz gereist war, hatte am Vormittag schon bei einer Gedenkfeier im Bundestag eine Rede zur Befreiung des Konzentrationslagers gehalten. Eine deutsche Identität ohne Auschwitz könne es nicht geben, sagte er. Zudem resultiere aus dieser Vergangenheit der Auftrag, die Rechte eines jeden Menschen zu schützen.
Anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gab es heute weltweit Gedenkveranstaltungen, unter anderem in Jerusalem und Prag. Eine geplante Rede des israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin bei der UNO war wegen eines drohenden Schneesturms abgesagt worden.
(pr/bor)