12 000 Kochtöpfe, 110 000 Paar Schuhe, hunderte Arm- und Beinprothesen, 40 Kilogramm Brillen, 3800 Koffer – die Hinterlassenschaften der über eine Millionen Häftlinge von Auschwitz werden mit größter Akribie konserviert, Briefe, Sterbeurkunden. Nur die abrasierten Haare, die einen großen Raum bis fast zur Decke füllen, verfallen hinter Glasscheiben sichtbar. Das ehemalige Konzentrationslager ist Arbeitsplatz für Konservatoren, und nach wie vor für die Angestellten des Besucherdienstes. 1,4 Millionen Touristen kamen 2012, so viele wie nie. Die Guides geben weiter, was sie aus den Erinnerungen der Zeitzeugen wissen. Sie wollen nicht schockieren, aber auch nichts auslassen, zu zahlreich waren die Facetten des Lebens, vor allem Sterbens.
"Die ersten Häftlinge hatten zu Beginn elf Monate lang keinerlei Toiletten, dann wurde ein Gebäude gebaut, das 2000 bis 3000 Mann benutzten. Vor allem die Gefangenen mit Hochschulbildung wurden in das Toilettenkommando gesteckt, so sollten sie gebrochen werden. Die Häftlinge waren derart schmutzig, dass sich die Wärter von ihnen fernhielten, sie nicht mal schlugen. Die Gefangenen schätzten die Arbeit trotzdem, vor allem im Winter, weil sie nicht ins Freie mussten. Mitunter fanden sie Gold und Schmuck in den Exkrementen, die sie bei den Wachen gegen Brot eintauschten."
13 Kilometer Stacheldrahtzaun, 3600 Betonpfeiler, Schienen, Rampen, die Gaskammern bzw. die Ruinen davon – der Restaurationsbedarf in Auschwitz ist riesig. Die größten Probleme bereiten derzeit die Baracken im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Sie drohen im Morast zu versinken. Jacek Kastelaniec von der Stiftung Auschwitz-Birkenau.
"Birkenau liegt zwischen zwei Flüssen – der Weichsel und Sola. Ein Feuchtgebiet. Im Winter schwanken die Temperaturen extrem. Durch den Frost brechen die Ziegel. Die Böden der Baracken werden von unten gegen die Feuchtigkeit abgedichtet."
Die Restaurierung von Auschwitz kostet jedes Jahr Unsummen. Kritiker, die finden, dass zumindest Teile von Birkenau sich selbst überlassen bleiben sollen, konnten sich nicht durchsetzen. Die Stiftung Auschwitz-Birkenau, vor vier Jahren gegründet, will 120 Millionen Euro zusammentragen, Russland hat jetzt als 27. Land eine Million Dollar zugesagt, Deutschland zahlte bereits 60 Millionen Euro.
Vor zehn Jahren waren drei Baracken geschlossen, heute sind es über 40. So wichtig die Gebäude sind, die Erzählungen der Überlebenden können sie nicht ersetzen. Immer seltener treffen Besucher noch ehemalige Häftlinge. Zofia Posmysz zum Beispiel. Wenn die 90-Jährige im Halbdunkel der fensterlosen Baracke Nummer 27 steht, befindet sie sich in ihrem früheren Leben, hat sie die Aufseherin Anneliese Franz vor sich, die sie in ihren Albträumen verfolgt, sich aber nie vor einem Gericht verantworten musste. Oft hat sich Zofia Posmysz gefragt, was sie gegen die KZ-Wärterin ausgesagt hätte.
"Ich hätte dem Richter von erzählen müssen, dass in einer Nacht bei der Selektion an der Rampe beteiligt war. Das hat sie 1944 selbst zu mir gesagt: ´Ich war auf der Rampe`."
Die alte Dame ist Schriftstellerin. Seit acht Jahren schreibt sie nicht mehr nur über Auschwitz, sondern berichtet Jugendlichen davon, nicht zu häufig, denn die Erinnerungen setzen ihr zu. Von 1940 bis zu den Todesmärschen 1945 wurde Zofia Posmysz in Auschwitz-Birkenau festgehalten, spielte sich ihr Leben in den Baracken ab.
"Eine Gruppe wollte mit mir in den Block 27. Ich sollte zeigen, auf welcher Pritsche ich 1940 so Typhuskrank wie ich war, gelegen habe. Das war im ersten Gang ganz oben. Sehr komfortabel. Die jungen Leute verstanden nicht, wie ich in dieser Baracke, mit den dreistöckigen Betten etwas komfortabel finden konnte. Aber wer ganz oben lag, blieb von den Exkrementen verschont. Wer unter Fleckfieberkranken lag, und von denen gab es viele, bekam den blutigen Durchfall ab."
Die meisten ihrer Mitgefangenen sind tot. Zofia Posmysz ist erfreut über die Spenden für die Auschwitz-Stiftung, so werden nicht nur ihre Bücher, sondern auch das Lager noch viele Generationen an das Leid erinnern.
"Die ersten Häftlinge hatten zu Beginn elf Monate lang keinerlei Toiletten, dann wurde ein Gebäude gebaut, das 2000 bis 3000 Mann benutzten. Vor allem die Gefangenen mit Hochschulbildung wurden in das Toilettenkommando gesteckt, so sollten sie gebrochen werden. Die Häftlinge waren derart schmutzig, dass sich die Wärter von ihnen fernhielten, sie nicht mal schlugen. Die Gefangenen schätzten die Arbeit trotzdem, vor allem im Winter, weil sie nicht ins Freie mussten. Mitunter fanden sie Gold und Schmuck in den Exkrementen, die sie bei den Wachen gegen Brot eintauschten."
13 Kilometer Stacheldrahtzaun, 3600 Betonpfeiler, Schienen, Rampen, die Gaskammern bzw. die Ruinen davon – der Restaurationsbedarf in Auschwitz ist riesig. Die größten Probleme bereiten derzeit die Baracken im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Sie drohen im Morast zu versinken. Jacek Kastelaniec von der Stiftung Auschwitz-Birkenau.
"Birkenau liegt zwischen zwei Flüssen – der Weichsel und Sola. Ein Feuchtgebiet. Im Winter schwanken die Temperaturen extrem. Durch den Frost brechen die Ziegel. Die Böden der Baracken werden von unten gegen die Feuchtigkeit abgedichtet."
Die Restaurierung von Auschwitz kostet jedes Jahr Unsummen. Kritiker, die finden, dass zumindest Teile von Birkenau sich selbst überlassen bleiben sollen, konnten sich nicht durchsetzen. Die Stiftung Auschwitz-Birkenau, vor vier Jahren gegründet, will 120 Millionen Euro zusammentragen, Russland hat jetzt als 27. Land eine Million Dollar zugesagt, Deutschland zahlte bereits 60 Millionen Euro.
Vor zehn Jahren waren drei Baracken geschlossen, heute sind es über 40. So wichtig die Gebäude sind, die Erzählungen der Überlebenden können sie nicht ersetzen. Immer seltener treffen Besucher noch ehemalige Häftlinge. Zofia Posmysz zum Beispiel. Wenn die 90-Jährige im Halbdunkel der fensterlosen Baracke Nummer 27 steht, befindet sie sich in ihrem früheren Leben, hat sie die Aufseherin Anneliese Franz vor sich, die sie in ihren Albträumen verfolgt, sich aber nie vor einem Gericht verantworten musste. Oft hat sich Zofia Posmysz gefragt, was sie gegen die KZ-Wärterin ausgesagt hätte.
"Ich hätte dem Richter von erzählen müssen, dass in einer Nacht bei der Selektion an der Rampe beteiligt war. Das hat sie 1944 selbst zu mir gesagt: ´Ich war auf der Rampe`."
Die alte Dame ist Schriftstellerin. Seit acht Jahren schreibt sie nicht mehr nur über Auschwitz, sondern berichtet Jugendlichen davon, nicht zu häufig, denn die Erinnerungen setzen ihr zu. Von 1940 bis zu den Todesmärschen 1945 wurde Zofia Posmysz in Auschwitz-Birkenau festgehalten, spielte sich ihr Leben in den Baracken ab.
"Eine Gruppe wollte mit mir in den Block 27. Ich sollte zeigen, auf welcher Pritsche ich 1940 so Typhuskrank wie ich war, gelegen habe. Das war im ersten Gang ganz oben. Sehr komfortabel. Die jungen Leute verstanden nicht, wie ich in dieser Baracke, mit den dreistöckigen Betten etwas komfortabel finden konnte. Aber wer ganz oben lag, blieb von den Exkrementen verschont. Wer unter Fleckfieberkranken lag, und von denen gab es viele, bekam den blutigen Durchfall ab."
Die meisten ihrer Mitgefangenen sind tot. Zofia Posmysz ist erfreut über die Spenden für die Auschwitz-Stiftung, so werden nicht nur ihre Bücher, sondern auch das Lager noch viele Generationen an das Leid erinnern.