Archiv


Ausgeben statt sparen

Entweder sie haben ihre Einstellung zum Geld geändert oder sie sind gelassener geworden. Sicher ist auf jeden Fall: Die Deutschen geben mehr Geld aus und legen nicht mehr ganz so viel auf die hohe Kante. Das zeigt der Konsumklimaindex.

Von Michael Braun | 30.04.2013
    Drei Dinge braucht eine fröhliche Kauflaune: verfügbares Geld, ein Gefühl von Sicherheit auf der Basis eines Arbeitsplatzes und stabile Preise. Das ist alles gegeben in Deutschland. Deshalb ist der Konsumklimaindex der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung weiter gestiegen. Die GfK hat wieder einmal 2000 Verbraucher befragt. Und dann berechnet, dass der GfK-Konsumklimaindex für Mai von 6,0 auf 6,2 Punkte gestiegen ist. Das ist der höchste Stand seit Oktober 2007.

    Zur Konsumlaune beigetragen habe auch, dass die Deutschen wenig sparten, sagte GfK-Volkswirt Rolf Bürkl:

    "Die Sparneigung ist auf einen neuen historischen Tiefststand gesunken, weil viele Verbraucher auch durch die Ereignisse in Zypern befürchten, dass auch ihre Spareinlagen von einer eventuellen Zwangsabgabe bedroht sein könnten, obwohl es dafür derzeit keinerlei Anzeichen gibt."

    Über die Ursache der geringen Sparneigung streiten sich die Volkswirte. Andreas Scheuerle von der Deka Bank bestätigt das Phänomen, sieht aber nicht Zypern als die Ursache an:

    "Ich glaube, dass das weniger mit Zypern zu tun hat, das ist eine Entwicklung, die wir seit langer Zeit in Deutschland im Trend verfolgen. Die Menschen wollen weniger sparen, ich glaube, dass das mehr mit den niedrigen Zinsen oder genauer gesagt mit einem Anlagenotstand zu tun hat. Die Haushalte wissen nicht, wo sie ihr Geld anlegen sollen, und geben es dann lieber aus."

    Um den Konsumklimaindex zu ermitteln, erfragt die GfK drei innere Einstellungen: Da ist erstens die Anschaffungsneigung. Da wird gefragt, ob die Menschen den aktuellen Zeitpunkt für günstig halten, größere Anschaffungen zu tätigen. Dann werden die Einkommens- und die Konjunkturerwartungen abgefragt. Für den Monat Mai hat die Anschaffungsneigung zugenommen. Die steigende Beschäftigung hat auch für steigende Einkommenserwartungen gesorgt. Nur die Konjunkturerwartungen der Befragten zeigten nach unten – kein Beinbruch, findet Andreas Scheuerle, Volkswirt bei der Deka Bank:

    "Also, zunächst mal muss man sagen, dass die Konjunkturerwartungen zwar leicht zurückgegangen sind, aber in den letzten Monaten insgesamt stark angestiegen sind, sodass dieser Rückgang nichts anderes als eine ganz kleine Korrektur ist."

    Die Tarifabschlüsse im bisherigen Jahresverlauf stützen die Konsumbereitschaft. Sie liegen nach Aussagen der GfK bei etwa drei Prozent. Die Inflationsrate dürfte dieses Jahr unter zwei Prozent bleiben. Ein reales Lohnplus von etwa einem Prozent ist also drin. Das dürfte auch Deutschlands Kritikern im europäischen Ausland besänftigen. Die erwarten schon seit Langem, dass in Deutschland die Löhne steigen, damit die Deutschen auch wieder ausländische Waren kaufen.