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Ausländerbehörde Berlin
Willkommenskultur an der Wand

Über die Willkommenskultur in Deutschland wird aktuell viel diskutiert. Wie heißt man Menschen willkommen, die aus ihrer Heimat flüchten müssen, oder aus anderen Gründen nach Deutschland kommen? Die Berliner Ausländerbehörde hat sich etwas sehr Kreatives einfallen lassen, um die Willkommenskultur in der Hauptstadt zu verbessern.

Von Kemal Hür |
    Die Skyline hebt sich in Berlin im Licht der untergehenden Sonne ab. Im Vordergrund die Oberbaumbrücke, dahinter der Fernsehturm.
    Die Skyline hebt sich in Berlin im Licht der untergehenden Sonne ab. Im Vordergrund die Oberbaumbrücke, dahinter der Fernsehturm. (dpa picture alliance/ Paul Zinken)
    Am Eingang der Berliner Ausländerbehörde. Behördenleiter Engelhard Mazanke steht am Eingang vor einem 45 Quadratmeter großen Wandbild, das von Schülern an die Fassade gesprüht wurde. Darauf sind Berliner Wahrzeichen wie das Brandenburger Tor oder der Fernsehturm zu sehen. Vor den Wahrzeichen sieht man acht Frauen und Männer und viele Kinder. Das könnten Menschen sein, die zu dieser Behörde kommen, vermutet die 13-jährige Lotta, die am Bild mitgearbeitet hat.
    "Es sind welche mit dunklerer Haut. Die kommen wahrscheinlich eher aus Afrika, welche aus der Türkei wegen den Kopftüchern und welche aus Indien vielleicht."
    15 Schülerinnen und Schüler des Beethoven-Gymnasiums aus Lankwitz haben dieses Bild im Rahmen einer Projektwoche gemalt. Die Schüler haben selbst keine Migrantenkinder in ihren Klassen, sagen sie. Die Behörde habe das Bild bei mehreren Künstlern in Auftrag gegeben. Und die ausgewählte Künstlerin habe die Schule ausgesucht. Warum sie sich gerade für eine Schule entschied, an der es so gut wie keine Migranten-Kinder gibt und warum die Behörde ihr keine diesbezüglichen Anweisungen erteilt hat, spricht für oder gegen die interkulturelle Sensibilität. Die Schüler bekamen lediglich das Thema vorgegeben: Willkommen in Berlin. Fabian hatte gleich Ideen, was auf ein Bild zu diesem Thema dazu gehört.
    "Das was Berlin ausmacht, die Skyline und sowas und dass auch willkommen heißt für die Leute, die hierher kommen."
    Viel Mühe für eine Anerkennung
    Willkommen in Berlin. Das ist die Botschaft, die im oberen Bildbereich über den Wahrzeichen auf Deutsch sowie in Englisch, Französisch, Spanisch und Türkisch zu lesen ist. Fabian hat das spanische Bienvenidos gemalt.
    Eine Ukrainerin, die seit über zehn Jahren in Deutschland lebt und ihren Namen im Radio nicht nennen möchte, schaut sich das Bild an und schüttelt den Kopf.
    "Wenn man schon mit der Ausländerbehörde was zu tun hatte, dann ist das Bild hier fehl am Platz. Generell muss man sich viel viel Mühe geben, einen Aufenthalt zu bekommen und auch zeigen, man will arbeiten, aber man kann nicht arbeiten, weil die Ausländerbehörde den Aufenthaltstitel verweigert oder noch etwas. "
    Es fehlt an Personal
    Die Berliner Ausländerbehörde ist die größte in Deutschland. Im letzten Jahr kamen 300.000 Menschen mit ausländerrechtlichen Angelegenheiten hierher, sagt Behördenleiter Engelhard Mazanke.
    Nur die wenigsten der Kunden seien Asylbewerber. Dieses Jahr rechnet Berlin mit 26.000 Flüchtlingen. Die Behörde sei mit 300 festen Mitarbeitern personell überfordert, so Mazanke.
    Mazanke hatte vor gut einem Monat vor dem Innenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses auf die Situation seines Hauses hingewiesen und die Willkommenskultur bemängelt. Der Berliner Innensenator Frank Henkel von der CDU hatte mehr als 100 zusätzliche feste Mitarbeiter für die Ausländerbehörde für dieses Jahr in Aussicht gestellt. Es sind tatsächlich 100 zusätzliche Helfer da, sagt Mazanke, aber nicht als feste Mitarbeiter.
    Wie sich das Bild auf den Publikumsverkehr und Berlins Umgang mit Ausländern und Flüchtlingen auswirken wird, lässt sich schwer sagen. Wenn die Ersten sich hier für eine Wartenummer anstellen, ist das Bild noch kaum zu sehen; denn die ersten kommen morgens um drei oder vier Uhr hierher. Und wenn sie keine Nummer bekommen, kommen sie am nächsten Tag noch früher.